Wie eine Rettungsaktion abläuft, demonstrierten die Rettungskräfte live. Foto: Horst Schweizer

Um diese Frage drehte sich am Montagabend eine Veranstaltung des „GutTrauf“-Zeltfestivals auf dem Tailfinger Lerchenfeld. Unter anderem wurde die Rettung eines Unfallopfers simuliert – live, damit die Zuschauer alle Schritte mitverfolgen konnten. Dabei haben sie sogar noch etwas gelernt.

Gegen Unfälle ist niemand gefeit, es kann jeden treffen – und dann ist er möglicherweise auf aufwendige Rettungsmaßnahmen angewiesen. Wie groß dieser Aufwand ist, das wurde den Gästen im Zelt des „GutTrauf“-Festivals eindrucksvoll vor Augen geführt.

Vorne stand das „verunfallte“ Auto; ein lauter Knall eröffnete die Inszenierung. „Da ist was passiert“, kommentierte Alwin Koch, Leiter der Balinger Rettungsleitstelle. „Wer von Ihnen setzt jetzt den Notruf ab?“ Sandra Angele erklärte sich bereit, wählte unter den Augen zahlreicher Beobachter die Nummer 112 und bekam sogleich präzise Fragen gestellt, ergänzt durch erste Anweisungen. Ob der Verletzte ansprechbar sei, wollte der diensthabende Disponent wissen. Nein, sei er nicht.

Mit den Antworten auf die fünf W-Fragen ist es längst nicht mehr getan

Informationen wie diese sind für die Rettungskräfte besonders wichtig, erklärte Koch: Mit den früher geläufigen „fünf W’s“ habe es längst nicht mehr sein Bewenden; vielmehr versuche der Disponent im Ernstfall, den Anrufer möglichst lange in der Leitung zu halten.

Sandra Angele, hier mit Alwin Koch, setzt den Notruf ab. Foto: Schweizer

Danach übernahmen Thomas Daus, Abteilungskommandan der Tailfinger Feuerwehr, und Thomas Linhart, Dienststellenleiter der Malteser in Tailfingen. Die Rettungswagen seien über GPS miteinander getaktet, berichtete Linhart, der nächste freie werde alarmiert. Die gesetzliche Einsatzfrist, so Daus, betrage zehn Minuten, in Tailfingen verlasse das erste Fahrzeug nach sechs Minuten den Hof. Immer mit von der Partie: das Hilfeleistungslöschfahrzeug HLF – „es kann alle Arten von Einsätzen abarbeiten“, erläuterte Daus.

Der Kommandowagen kommt auch mit; unter Martinshorn geht es zum Unfallort, desgleichen der Rettungswagen der Malteser.

Vor Ort ist eines wichtig: Erst einmal das weitere Vorgehen besprechen

Vor Ort bespricht der Zugführer der Feuerwehr mit dem Rettungsdienst das weitere Vorgehen; danach wird die Beifahrertür des von den Feuerwehrleuten sicher unterbauten Fahrzeugs geöffnet, und die Rettungskräfte inspizieren die Lage, um den Fahrer möglichst patientenschonend aus dem Wagen holen zu können. Wie, das kann das ganze Zelt in Echtzeit mitverfolgen: Alle Handgriffe werden gefilmt und auf die Leinwand übertragen.

Weg mit den Türen! Die Feuerwehr machte ganze Sache. Foto: Schweizer

Als nächstes setzt die Feuerwehr den hydraulischen Spreizer an und entfernt die Fahrertür. Genügt nicht; man entscheidet sich für die große Seitenöffnung samt Durchtrennung der B-Säule. Nun wird der Verletzte sehr behutsam auf die Fahrtrage mit der Vakuummatratze gehievt und diese dann in den Rettungswagen. Das nächste Krankenhaus ist bereits informiert; es darf keine Zeit verloren gehen. Dennoch läuft alles ruhig ab, ohne Hast und in perfekter Abstimmung miteinander.

Der Notfallseelsorger kümmert sich um die Unfallzeugin

Die sichtlich beeindruckten Zuschauer spendeten langen Applaus – auch für Pfarrer Johannes Hartmann, der in die Rolle des Notfallseelsorgers geschlüpft war und sich teilnahmsvoll um die mitgenommene „Unfallzeugin“ Sandra Angele kümmerte. Von Alwin Koch erfuhren sie noch, dass es jährlich rund 150 Hubschrauberanforderungen für Einsätze und rund 100 für Verlegungen im Zollernalbkreis gebe.

Foto: Schweizer

Das Schlusswort sprach Pfarrer Christoph Fischer, selbst Notfallseelsorger, und an diesem Abend Vertreter des erkrankten Zeltkirchenpfarrers Martin Weber – und stellte darin erneut die Frage „Was bin ich wert?“ Seine Antwort: der Wert des menschlichen Lebens sei inkommensurabel, denn er gründe in der Liebe Gottes zu jedem einzelnen Menschen. „Gott liebt mich – das ist ein Menschenleben wert.“