Beate Zschäpe im Gerichtssaal in München Foto: dpa

Bei der Brandstiftung in Zwickau soll Beate Zschäpe den Tod dreier Menschen in Kauf genommen haben. Ein Sachverständiger bestätigte nun: Es bestand Gefahr für Menschenleben.

Bei der Brandstiftung in Zwickau soll Beate Zschäpe den Tod dreier Menschen in Kauf genommen haben. Ein Sachverständiger bestätigte nun: Es bestand Gefahr für Menschenleben.

München - Die Brandstiftung in der letzten Wohnung des NSU im sächsischen Zwickau brachte nach Einschätzung eines Sachverständigen eine „hohe Gefährdung Dritter“. Sowohl die Explosion als auch die Rauchgase hätten Unbeteiligte verletzen oder töten können, sagte ein Physiker des Bayerischen Landeskriminalamts am Mittwoch im NSU-Prozess.

Laut Anklage soll Beate Zschäpe die Wohnung nach dem Tod ihrer beiden Komplizen am 4. November 2011 in Brand gesetzt haben, um Beweismittel zu vernichten. Die Bundesanwaltschaft wirft ihr deshalb auch Mordversuch vor; sie soll das Leben dreier Menschen aufs Spiel gesetzt haben. Es ist die einzige Tat, die Zschäpe unmittelbar selbst ausgeführt haben soll.

Fünf Liter Benzin in der Wohnung verteilt

Sehr anschaulich schilderte der LKA-Experte die Ermittlungen zur Brandursache. Demnach wurde eine größere Menge Benzin - mindestens fünf Liter, nach Schätzung des Experten wohl an die 20 Liter - in der Wohnung verteilt. Die Zündung erfolgte vermutlich mit einer „Luntenspur“ von der Wohnungstür aus. Als die Flammen die Benzindämpfe in den Zimmern erreichten, kam es zur Explosion. „Der Täter hätte allerbeste Chancen gehabt, unversehrt davonzukommen.“ Die Zündquelle lasse sich allerdings nicht mit letzter Sicherheit bestimmen.

Ob durch die Brandstiftung andere Menschen in Gefahr gebracht wurden? „Das kann man mit einem klarem Ja beantworten“, sagte der Sachverständige. Es sei eine gewaltige Menge an „hochgradig toxischen Rauchgasen“ entstanden, mit einem hohen Gehalt an giftigem Kohlenmonoxid. „Ein paar Atemzüge, dann sind Sie bewusstlos - ein, zwei Minuten, dann sind Sie tot.“

Verwandte retteten 89-Jährige

Gefährdet war vor allem eine gehbehinderte 89-Jährige, die in der Wohnung im angrenzenden Gebäudeteil lebte. Die Trennwand war durch die Explosion leicht verschoben worden und nach Einschätzung des Experten nicht mehr rauchdicht. Glücklicherweise wurde sie schnell von Verwandten aus dem Haus gerettet. „In den wenigen Minuten wird es für sie nicht gefährlich gewesen sein; wenn sie aber länger in der Wohnung geblieben wäre, dann schon“, meinte der Sachverständige.

Glück hatten wohl auch zwei Handwerker, die normalerweise in einer Wohnung im Dachgeschoss arbeiteten: Sie hatten an dem Tag schon früh Feierabend gemacht. Die Wohnung der mutmaßlichen Terroristen brannte weitgehend aus. Das komplette Haus wurde später abgerissen.

Zschäpes Komplizen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt hatten sich am 4. November 2011 nach einem Banküberfall in Eisenach selbst getötet, um der Festnahme zu entgehen. Dem Trio werden zehn überwiegend fremdenfeindlich motivierte Morde sowie zwei Sprengstoffanschläge zur Last gelegt.

Die Beweisaufnahme zu der Brandstiftung in Zwickau ist mit der Anhörung des Sachverständigen weitgehend abgeschlossen. Ab diesem Donnerstag befasst sich das Gericht mit dem Mordanschlag auf zwei Polizisten 2007 in Heilbronn.