Noch herrscht gähnende Leere auf dem Wohnmobilstellplatz. Sobald das Problem mit der Hochwasserkartierung geklärt ist, kann das Landratsamt laut Planer Ralf Burkard grünes Licht für die Fertigstellung geben. Foto: Gräff

Hochwasserkartierung: Ergänzungssatzung für Stellplatz beim Gutacher Gasthaus Engel noch nicht durch.

Gutach - Der geplante Bau von Wohnmobilstellplätzen beim Gutacher Gasthaus Engel wird langsam zur unendlichen Geschichte. In seiner jüngsten Sitzung hat sich der Gemeinderat erneut mit dem Thema beschäftigt. Diesmal ging es erneut um die Ergänzungssatzung.

Rückblick: Stefan Vogt, früherer Wirt des Gasthauses Engel, plante bereits 2009 Wohnmobilstellplätze hinter seinem Gasthaus. Im September 2009 hatte der Gemeinderat daher einstimmig eine Ergänzungssatzung verabschiedet. Anfang Februar 2010 meldete Vogt dann allerdings Insolvenz an.

John van der Wens, der im Januar 2012 den "Engel" kaufte, führte die Idee für einen Wohnmobilstellplatz weiter und zeigte sich "über die Genehmigung für eine solche Anlage begeistert".

Keine Genehmigung: Im Jahre 2016 kommt der Baustopp

Bürgermeister Siegfried Eckert kündigte dann im Februar 2012 an, dass nach der Wiedereröffnung des Gasthauses "13 Wohnmobilstellplätze und ein kleiner Naturerlebnispark" geplant seien.

Im August 2016 bekam "Engel"-Pächter Samuel Reichert dann vom Landratsamt Ortenaukreis die Nachricht, dass er nicht mehr weiterbauen dürfe, da "keine Baugenehmigung beantragt wurde". Fazit: Die Anlage ist in großen Teilen fertig, darf aber nicht genutzt werden.

Damit das Landgasthaus einen Wohnmobilstellplatz realisieren kann, beschäftigte sich der Gutacher Gemeinderat bereits vor zwei Jahren erstmals mit der Ergänzungssatzung "Insel Steingrün".

Inzwischen möchte der jetzige Eigentümer einen Bereich des geplanten Stellplatzes größer gestalten.

"Dafür wird eine andere Fläche direkt hinter dem Gasthaus herausgenommen", informierte Planer Ralf Burkard jetzt in der jüngsten Gemeinderatssitzung.

Zudem war der Entwurf ab Anfang Juni für einen Monat öffentlich ausgelegt worden. Er stellte dem Gremium die Reaktionen vor. Positiv bewertet da beispielsweise die IHK die Planung. "Wir sehen hier eine Festigung der Existenzgrundlage des Gasthofs und damit auch eine Stärkung des Tourismus", heißt es von der IHK.

Eventuelle Überschwemmung stellt noch Problem dar

Geklärt werden muss noch das Problem mit der Hochwasserkartierung. Denn das Gebiet liegt auch in diesem Fall im Bereich des "hundertjährlichen Hochwassers".

"Da sind Bauten eigentlich nicht mehr zulässig", sagte Burkard und betonte: "Die Stellplätze sind daher unbedingt in Zusammenhang mit dem Gasthaus zu sehen."

Gemeinderat Hans-Jürgen Schneider (FDP) wies darauf hin, dass ein falsches Geländemodell für die Hochwasserkartierung vorliegt.

"Die Fläche, auf der die Wohnmobilstellplätze kommen sollen, ist definitiv so hoch wie der Parkplatz an der B 33", so Schneider. Ralf Burkard schlug ein Fachbüro vor, welches das überprüfen solle. "Ich gehe aber davon aus, dass die Nutzung der Fläche als Wohnmobilstellplatz kein Problem darstellt und alle Beteiligten zu einer vernünftigen Lösung kommen werden", sagte er.

Das Thema Hochwasserkartierung hat auch eine Anwohnerin des geplanten Stellplatzes beschäftigt, die nachfragte, wer denn die Kosten für einen eventuell notwendigen Hochwasserschutz trage. Auch wollte sie wissen, wer dafür gerade stehe, wenn sich der Platz nicht trägt.

"Geräuschkulisse des Geländes ist vernachlässigbar"

In beiden Fällen konnte Burkard Entwarnung geben: "In Sachen Hochwasserschutz trägt der Betreiber die Kosten, und bei einer Unwirtschaftlichkeit der Anlage liegt das finanzielle Risiko nicht bei der Gemeinde." Die Geräuschkulisse eines Stellplatzes sah der Planer als vernachlässigbar: "Die Wonmobilisten wissen ja wo sie campen, und der Lärm durch die B  33 ist um ein vielfaches höher."

Der Eigentümer des "Engel" kann nun darauf hoffen, dass das Landratsamt grünes Licht gibt, sobald das Problem mit der Hochwasserkartierung beseitigt ist. Dann können die Wohnmobilisten endlich kommen. Der Platz ist übrigens bereits in mehreren einschlägigen Campingführern gelistet.

Info: Hochwasserkartierung - Was ist das?

Die Kommunen und das Land Baden-Württemberg haben bis zum Jahr 2015 Hochwassergefahrenkarten (HWGK) für alle relevanten Gewässer erstellt. Sie liefern für mehr als 11.000 Kilometer Gewässer konkrete Informationen über die mögliche Ausdehnung und Tiefe einer Überflutung, wenn sich ein zehnjährliches, 50-jährliches, 100-jährliches und ein extremes Hochwasser ereignen.

Somit sind sie die Grundlage für Maßnahmen der Gefahrenabwehr und des Katastrophenschutzes sowie für Bürger, die Schutzmaßnahmen planen oder optimieren. Auch für die Kommunal- und Regionalplanung spielen die Gefahrenkarten eine zentrale Rolle. Sie ermöglichen es, wichtige Retentionsräume zu schützen und neue Risiken durch zusätzliche Siedlungsflächen zu verhindern. Bereiche, die statistisch einmal in hundert Jahren überflutet werden, sind per Gesetz als "Überschwemmungsgebiete" festgesetzt. Dort gelten gemäß Bundesrecht besondere Vorschriften für alle Nutzer dieser Flächen.