Pfarrer Christoph Nobs (von links) und Mirko Diepen mit Gemeindediakonin Doris Klett und Gemeindeassistentin Claudia Rieger wollen die Ökumene in Gutach intensivieren. Foto: Störr Foto: Schwarzwälder Bote

Glaube: Bei gemeinsamer Sitzung besprechen evangelische und katholische Kirchenvertreter Ökumene

Auch wenn Mirko Diepen die evangelische Pfarrei Gutach verlässt: Die Ökumene im Gutachtal wird ausgebaut. Während einer Sitzung besprachen sich evangelische und katholische Kirchenvertreter mit den Pfarrern Mirko Diepen und Christoph Nobs.

Gutach. Nach dem Weggang von Mirko und Imke Diepen im September wird es für die evangelischen Kirchengemeinden Gutach und Hausach einen gemeinsamen Pfarrer geben. "So werden wir das ausschreiben", informierte Diepen. Als ein Ergebnis aus der jüngsten Visitation wurden ohnehin gemeinsame Sitzungen mit dem Hausacher Gremium angeregt.

In Sachen Ökumene werde bereits viel getan. Pfarrer Nobs wurde mit einem Geschenk im evangelischen Teil Gutachs willkommen geheißen.

"Ich sehe eine spannende Entwicklung, gute Rahmenbedingungen und die allgemeine Frage, wohin die Kirche gehen wird", leitete Diepen zum Thema des Abends über. Im evangelischen Kirchengemeinderat habe man nach der Wahl festgestellt, dass die jeweiligen Partner katholisch wären. Andererseits hätten katholische Pfarrgemeinderätinnen evangelische Partner.

"Ökumene kommt mehr von den Familien als von den Kirchenoberen"

"Die Ökumene ist uns quasi in die Ehe und Familie gelegt", überlegte Diepen. "Das spricht für die Ökumene in Deutschland: sie kommt mehr aus den Familien als von den Kirchenoberen." Man sei durchaus lernwillig, könne sich gegenseitig bereichern und das Christsein in den Glauben legen; allerdings komme man auch an Grenzen, was richtig und was wichtig für die jeweilige Kirche wäre. "Ich sehe uns als Kirche an vielen Orten gefordert", betonte der evangelische Pfarrer. Mit Franziskus gebe es einen Papst, der es ernst meine mit dem Zuwenden zu den Geringsten und der Sache Jesus.

Diepen sah den Grundkonflikt der beiden Kirchen nicht in der Frage des gemeinsamen Abendmahls, sondern vielmehr in der Frage nach der Priesterweihe. "Es hängt so viel an der Priesterweihe. Wenn dieses Amt weg wäre, würde vieles in der katholischen Kirche zusammenbrechen", war er sicher.

Pfarrer Nobs relativierte: "Die öffentliche Praxis muss nicht übereinstimmend mit der Lehrmeinung sein und relativiert viele buchhalterischen Vorgaben der Offiziellen." Man stehe in der Ökumene ja auch nicht bei "Null", sondern habe bereits vieles erreicht. Was Nobs am meisten beeindruckt habe, sei die Grundsatzentscheidung zur diakonischen Gemeinde in Hausach gewesen. "Chapeau! Das geht in Richtung des Papstes: Die Kirche wächst von den Rändern her", zog Nobs verbal den Hut.

"Es soll generell um eine sozialraumorientierte Seelsorge gehen"

Daraus würden sich Theorien, Praktiken und eine Spiritualität entwickeln, die von der Gemeinde diskutiert werden müsste.

Es sollte generell um eine sozialraumorientierte Seelsorge gehen, in der die zentrale Frage lautet: "Was können wir für die Menschen tun". Und zwar nicht nur für die Menschen in der eigenen Kirche. Daraus würde sich als Konsequenz ergeben, dass es innerhalb der Kirche nicht mehr um den Selbsterhalt, sondern um den Dienst am Menschen gehe. Im Sinne der "Charta Ökumenika" gelte es sowieso, was möglich wäre, auch gemeinsam durchzuführen, sei es in der Diakonie oder bei Gottesdiensten.

"Vielleicht sollten wir künftig auch gemeinsam als christliche Räte tagen und schauen, was für die Menschen in unserer Gemeinde geleistet werden kann", entwarf Nobs eine Vision.

Für Gutachs evangelische Kirchengemeinderats-Vorsitzende Rosemarie Armbruster stand fest: "Die Ökumene kann nur von unten wachsen. In Gutach gibt es seit langem ein gutes und unkompliziertes Miteinander. Es ist wie in der Familie: man lebt zusammen."

Künftig wird es einmal jährlich vor den Sommerferien eine gemeinsame und ökumenische Sitzung für die Pfarreien Gutach und Hausach geben. Im kommenden Jahr wird es in Gutach zwei ökumenische Abendgottesdienste geben, jeweils in der evangelischen und in der katholischen Kirche. Der Kindergottesdienst in der evangelischen Kirche und die Jungschar-Samstage werden ökumenisch angeboten. An Heilig Abend wird darauf geachtet, dass die Gottesdienste beider Konfessionen um 17 Uhr beginnen. Im Anschluss daran wird der Gutacher Trachtenkapelle vor der evangelischen Kirche gelauscht und sich bei einem Glühwein ausgetauscht.