Selten sitzt das Energiebündel Philipp Weber ruhig auf dem Stuhl, scharfsinnig durchleuchtet er Strategien von Werbung und Marketing. Foto: Frank-Gauckler Foto: Schwarzwälder Bote

Hanhart: Kabarettist Philipp Weber blickt hinter Werbefassaden

Philipp Weber ist ein Phänomen. Am Samstagabend echaufierte sich der Kabarettist aus Franken im ausverkauften "hanhart-kunstprojekt" über Werbung, Marketing und Manipulation.

Gütenbach. Sich verkaufen und vermarkten ist heute angesagt, auch bei Städten. So bringt Weber gleich zu Beginn den Gütenbacher Slogan: Im Herzen des Schwarzwaldes. In seinem Programm "Weber No. 5" zeigt er Unterschiede zwischen Werbung und Marketing auf. Sein Programm strotzt vor Wortspielen, Kalauern und Pointen. Was er "raushaut", ist aber immer genauestens recherchiert und reflektiert.

Demokratiemüden Bürgern empfiehlt er Urlaub in der Türkei

Er wirft Fragen auf. Gibt es ehrliche Werbung und ist Werbung Manipulation? Er entwickelt eine Imagekampagne für die Bundeswehr und empfiehlt demokratiemüden Bürgern einen Urlaub in der Türkei mit dem Slogan "Erlebe die Vielfalt". Emotionen sind elementar wichtig beim Marketing, weiß Weber. Denn die schalten das Gehirn aus, und so gibt man 90 Prozent seines Einkaufsgeldes für Dinge aus, die man nicht braucht, um Leute zu beeindrucken, die man nicht mag.

Auch er ist nicht dagegen gefeit. Seine Passion sind Haushaltsgeräte, Milchaufschäumer und Weber-Grills. Er quasselt sich quasi in Rage und lässt Bilder in den Köpfen des Publikums entstehen. Emotionen nicht nur bei Werbung angesprochen, auch Wahlslogans der Parteien, die Bedürfnisse ansprechen und bis zu nationalistischen Strömungen gehen. Ist Werbung noch durchschaubar, ist Marketing mehr als das und höchst manipulativ, da diese unterbewusst wirkt.

Frühe Markenbindung bei Kindern durch Kinderlebensmittel prangert er als Form des modernen Kapitalismus an, wo die Großeltern als Dealer für Fruchtzwerge agieren. Sogleich fordert er ein Verbot dieser Werbung und zeigt damit klare Kante.

Der Mensch werde nur noch als Konsument gebraucht. Sein autonomes Auto fährt quasi allein und deshalb fährt er mit dem Zug. Auch die Pharmaindustrie will wachsen und braucht dafür neue Krankheitsbilder wie das "Aging Man Syndrom".

Publikum hat kein humoristisches Defizitsyndrom

Beim Publikum stellt er jedoch kein humoristisches Defizitsydrom fest. Philipp Weber ist ein Turboquassler, er steht keine Minute still, überholt sich manchmal beim Reden. Er philosophiert, reflektiert und überschlägt manchmal die Stimme. Er ist witzig und originell und hat eine klare politische Meinung, kritisiert Konsumverhalten, teilt Menschen nicht ein in Christ oder Moslem, sondern nur in Idiot und Nicht-Idiot. Etwas wehmütig sieht er dem Ende von Hanhart entgegen und forderte für die Macher einen tosenden Applaus.