Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und CDU-Verhandlungsführer Thomas Strobl Foto: dpa

Die Gespräche waren zäh. Nun sind Grüne und CDU in Baden-Württemberg einen großen Schritt vorangekommen. Die bundesweit erste Auflage einer grün-schwarzen Regierung steht nun wohl kurz bevor.

Stuttgart - Grüne und CDU in Baden-Württemberg haben sich auf wesentliche Inhalte ihres Koalitionsvertrags geeinigt. Die geplante grün-schwarze Regierung werde bis 2021 rund 1500 Stellen bei der Polizei schaffen. Zudem seien im selben Zeitraum Investitionen in Höhe von rund 500 Millionen Euro in Straßen, Schienennetz, Hochbau und Hochschulen geplant, teilten Grüne und CDU in der Nacht zum Freitag nach rund 13-stündigen Gesprächen in Stuttgart mit. Am Tage sollen die Verhandlungen weitergehen, um restliche Punkte zu klären. Zu besprechen seien aber nur noch kleinere inhaltliche Themen, hieß es.

Die Ressortzuschnitte und die Verteilung der Ministerien an die beiden Parteien wollen Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und CDU-Verhandlungsführer Thomas Strobl dem Vernehmen nach am Wochenende unter vier Augen besprechen und die Ergebnisse mit der Koalitionsrunde rückkoppeln. Die CDU berät am Samstag intern über die Ergebnisse der Koalitionsgespräche. Am Sonntag kommt die große Koalitionsrunde zusammen, um final über den Vertrag zu entscheiden, der am Montag in Stuttgart offiziell vorgestellt werden soll.

Bei der Landtagswahl am 13. März waren die Grünen das erste Mal in Deutschland stärkste politische Kraft geworden. Nun wird über die bundesweit erste grün-schwarze Landesregierung verhandelt. Geführt werden soll sie von Kretschmann.

Einigung herrscht auch bei Stuttgart 21

Die künftigen Koalitionspartner einigten sich auch beim umstrittenen Bahnprojekt Stuttgart 21. Dabei ging es insbesondere um eine Formulierung zum Thema Kostendeckel, also der Summe, die das Land maximal bereit ist zu zahlen. Die Formulierung im gemeinsamen Koalitionsvertrag soll nun so lauten: „Das Land hält in den Sprechklauselgesprächen am Ziel fest, dass über die im Vertrag genannten Kostenanteile in Höhe von 930,6 Millionen Euro hinaus von Seiten des Landes keine Zahlungen zu leisten sind.“ Die CDU hatte versucht, die Formulierung zum Kostendeckel aufzuweichen.

Zudem bekennen sich CDU und Grüne zum Ergebnis der Volksabstimmung zu Stuttgart 21 aus dem Jahr 2011. Damals hatte sich eine Mehrheit der Bürger für den Umbau des bisherigen Kopfbahnhofs in eine unterirdische Durchgangsstation ausgesprochen. Die grün-rote Vorgängerregierung ließ über Stuttgart 21 abstimmen, weil das Projekt in der Koalition und in der Bevölkerung umstritten war. Ganz ausgeräumt sind die Spannungen bis heute nicht.

Aus der CDU hieß es, man sei in den Verhandlungen ein sehr gutes Stück vorangekommen, es sei aber auch sehr harte Arbeit gewesen. Wie sich die künftigen Koalitionäre bei anderen strittigen Themen einigen, etwa beim Jagdgesetz, dem acht- und neunjährigen Gymnasium und dem Ausbau der Windkraft, blieb in der Nacht zum Freitag zunächst offen.