Seit zehn Jahren ist Ronja Eibl im Mountainbike-Sport aktiv – und wird dabei immer erfolgreicher. Foto: Archiv

Mountainbike: Weltcup-Leaderin erzählt von Ängsten und Erfahrungen im Radsport. Mit Interview

Grosselfingen - Mit ihren 19 Jahren hat die Grosselfingerin Ronja Eibl schon einiges erreicht – mit mehreren Auszeichnungen in der Tasche gilt sie im Mountainbike-Sport als deutsche Nachwuchshoffnung. Für ihr Team Corendon-Circus trainiert sie ungefähr 14 Stunden pro Woche.

"Ronja ist eine deutsche Cross-Country-Radfahrerin", heißt es im Internet. Was ist Cross Country eigentlich genau?

Das ist die Disziplin im Mountainbike, Mountainbike ist der Überbegriff. Cross Country ist die einzige olympische Disziplin im Mountainbike-Sport. Es ist ein Rennen auf einem Rundkurs mit einer Länge von ungefähr vier Kilometern und 150 bis 250 Höhenmetern pro Runde, auf der sich auch Hindernisse befinden. Bei der Eliteklasse wird eine Siegerzeit von 90 Minuten angestrebt.

Du wirst oft von den Medien als "Hoffnungsträgerin des Mountainbike-Sports" bezeichnet – Wie gehst Du mit dem Druck um?

I ch dachte am Anfang auch, ich würde mir selbst mehr Druck machen. Vor allem weil ich jetzt in diesem großen Team bin. Aber ehrlich gesagt, mache ich mir, je älter ich werde, eher weniger Druck. Man muss auch mal mit Niederlagen umgehen können. Je mehr man erlebt, desto toleranter wird man mit sich selbst.

Fährst Du auch außerhalb der Rennstrecke viel Rad, beispielsweise auf den Mountainbike-Trails in der Umgebung?

Trails benutze ich im Training. In meiner Freizeit mag ich Radfahren eigentlich gar nicht so sehr. Wenn ich am Tag schon drei Stunden Rad gefahren bin und dann jemand mit mir mit dem Fahrrad irgendwo hinfahren will, ist da die Lust eher gering.

Wie bist Du zum Radsport gekommen?

Ich habe im Sommer 2009 angefangen und bin über meinen Vater dazu gekommen, über den Bike-Marathon. Im zweiten Jahr bin ich dann gleich von der Straße aufs Mountainbike umgestiegen, weil ich es abwechslungsreicher fand, und es mir mehr Spaß gemacht hat. Seit letztem Jahr bin ich auch im Nationalkader, 2018 durfte ich allerdings nur vier Weltcups fahren. Dieses Jahr habe ich vor, alle sieben zu fahren. Aber ich habe mir nie als Ziel gesteckt, professioneller Radsportler zu werden.

Gibt es Voraussetzungen, die man für den Sport erfüllen muss?

Man sollte leiden können, diszipliniert, fokussiert und sehr ehrgeizig sein. Und vor allem seine Ängste überwinden können. Ich bin durch den Sport auf jeden Fall noch mal viel disziplinierter geworden und habe gelernt, organisierter zu sein.

Was ist das Beste am Radsport?

Dass man draußen in der Natur ist und es in der Sportart einen ziemlich hohen Teamgeist gibt. Und durch den Sport habe ich einfach auch den Ausgleich und kann mich viel besser konzentrieren.

Der Radsport ist kein ungefährlicher Sport – ist da nicht immer die Angst da, sich zu verletzten?

Die Angst ist schon immer auch da, aber es wird immer darauf geachtet, so schnell wie möglich wieder anfangen zu können zu trainieren. Aber es kam auch schon vor, dass Fahrer nach einer gezwungenen Trainingspause besser zurückkamen als sie gegangen sind. Es gibt immer einen Weg zurück an die Spitze.

Du hast vor Kurzem dein Abitur gemacht. Willst Du jetzt studieren oder Dich voll auf den Radsport konzentrieren?

Ich habe vor einer Woche die Zusage bekommen von der Bundeswehr für die Sportfördergruppe, da mache ich dann im November eine vierwöchige Grundausbildung. Das ist im Prinzip die Aufnahmestelle für die Spitzensportathleten in Deutschland. Nach dieser Grundausbildung haben wir mehrmals im Jahr Lehrgänge. Die Bundeswehr ermöglicht es allerdings auch nebenher zu studieren, und das habe ich auch vor. Bisher schwebt mir Medizin vor, da werde ich mich jetzt erst mal bewerben. Falls das nicht klappt, werde ich das Jahr nutzen um Praktika zu machen.

Kannst Du vom Radsport leben?

Ich bekomme Prämien bei eingefahrenen Podiumsplätzen, allerdings halten sich die Anzahl dieser Wettbewerbe pro Jahr in Grenzen – es sind weniger als zehn. Und auch das Preisgeld ist in der U23-Klasse nicht sehr hoch. Ich würde sagen, ich könnte davon leben, aber es ist kein super Gehalt. Bisher bin ich allerdings nicht darauf angewiesen, weil ich noch bei meinen Eltern wohne und es dabei erst einmal bleiben wird.

Was sind Deine Ziele für die nächste Zeit?

Seit zwei Wochen bin ich Weltcup-Leader, da es ist natürlich auch mein Ziel, das die nächsten drei Weltcups zu halten und dann auch die Gesamtwertung zu gewinnen. Die Europameisterschaft und die Weltmeisterschaft würde ich auch gerne auf dem Podest beenden. Und natürlich die Saison verletzungsfrei überstehen.

 Die Fragen stellte Ellen Schneider.