Die Abwärme der Badischen Stahlwerke in Kehl soll künftig in ein grenzübergreifendes Wärmenetz eingespeist werden Foto: Badische Stahlwerke

Die Abwärme der Badischen Stahlwerke (BSW) in Kehl soll dazu genutzt werden, 7000 Haushalte in Straßburg zu heizen. Die Städte auf beiden Seiten des Rheins investieren dafür Millionensummen in ein Wärmenetz, dass im Jahr 2027 in Betrieb gehen soll.

Die deutsch-französische Wärmegesellschaft Calorie Kehl-Straßburg (CKS) hat mit Sabine Schimetschek nun eine Generaldirektorin in Vollzeit: Der Verwaltungsrat der gemischtwirtschaftlichen Gesellschaft nach französischem Recht übertrug damit die Steuerung des in Europa einzigartigen Projekts zur grenzüberschreitenden Nutzung der Abwärme der Badischen Stahlwerke (BSW) an eine Bauingenieurin mit langjähriger Berufserfahrung in Frankreich und Deutschland, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt Kehl.

Zweck der Gesellschaft ist die Planung, der Bau und der Betrieb eines rheinübergreifenden Rohrleitungsnetzes, in das die bei der Stahlproduktion der BSW in Kehl unvermeidbar entstehende Abwärme eingespeist wird, erklärt die Stadt weiter. Wenn das neue Wärmenetz 2027 in Betrieb geht, werden in einer ersten Phase etwa 7000 Haushalte in Straßburg mit Wärme versorgt werden, in einer zweiten auch Wohnungen, Unternehmen und Einrichtungen in Kehl. Von Anfang an werden bei einer Wärmelieferung von 70 Gigawattstunden pro Jahr circa 19 600 Tonnen des klimaschädlichen Gases CO₂ vermieden, so die Stadt.

Das Projekt sei einzigartig in Europa: Nirgendwo anders werde bislang industrielle Abwärme genutzt, um ein grenzüberschreitendes Fernwärmenetz zu speisen. 2018 hatte das Umweltministerium des Landes das Projekt angestoßen und eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Der Bau der etwa 4,5 Kilometer langen Leitungstrasse vom Gelände der BSW bis in die Straßburger Esplanade wird von der französischen Umwelt- und Energieagentur Ademe sowie vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle mit insgesamt voraussichtlich rund 14 Millionen Euro gefördert. Die Kostenschätzung für die Planung und den Bau der Fernwärmeleitung liegt bei rund 29 Millionen Euro; eine besondere Herausforderung stellt die Rheinquerung – voraussichtlich mit einem Tunnel dar. Auf dem Gelände der BSW ist eine zusätzliche Investition von gut elf Millionen Euro erforderlich.

Umweltministerin lobt das besondere Projekt

Thekla Walker, Ministerin für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, hob die besondere Bedeutung des grenzüberschreitenden Projekts für den Klimaschutz und die Energiewende hervor: „Die Klimakrise nimmt keine Rücksicht auf Landesgrenzen. Deshalb müssen wir alle Potenziale für eine klimafreundliche und sichere Energieversorgung auch grenzüberschreitend heben. Denn nur so können wir in der Zukunft klimaschädliche Emissionen einsparen und unsere Abhängigkeit von fossilen Energieträgern reduzieren. Die Abwärme aus den Badischen Stahlwerken auf beiden Seiten des Rheins zu nutzen, leistet dabei einen herausragenden Beitrag zum Klimaschutz und insbesondere zur Wärmewende.“

„Ich bin sehr froh, dass wir mit Sabine Schimetschek nun eine Vollzeit-Geschäftsführerin haben, die dieses wichtige Projekt mit Elan vorantreiben wird“, freute sich Oberbürgermeister Wolfram Britz, der die Stadt Kehl im Verwaltungsrat vertritt über die einstimmige Entscheidung.

Aufteilung der Aktien

Hauptanteilseignerin an der Gesellschaft ist sie Stadt Straßburg mit 49 Prozent. Die Région Grand Est, das Land Baden-Württemberg sowie die Stadt Kehl haben jeweils 12,75 Prozent des Stammkapitals der Gesellschaft von rund 4,2 Millionen Euro eingebracht; die „Caisse des Dépôts et consignations“ (CDC) hält 15 Prozent. Die BSW sind symbolisch mit einer Aktie beteiligt.