Vandalismus kommt immer wieder vor. Auch auf Friedhöfen. Die Friedhofsverwaltungen reden über das Problem. (Symbolbild) Foto: Andrew Martin/Pixabay

Ein Ort der Ruhe und des Friedens? Nicht, wenn Gräber beschädigt und überfahren, oder Steine gestohlen werden, wie es in letzter Zeit vorkam. Wird das Vandalismus-Problem auf Friedhöfen größer?

In den vergangenen Wochen und Monaten häufen sich die Nachrichten von Vandalismus auf Friedhöfen. In Horb zum Beispiel haben Angehörige Reifenspuren auf Gräbern entdeckt, in Hardt ist gleich ein ganzer Grabstein verschwunden. Traurige Einzelfälle oder eine besorgniserregende Tendenz?

Die Große Kreisstadt Calw betreut zehn Friedhöfe. Immer mal wieder komme es auf den städtischen Friedhöfen zu Diebstählen oder Vandalismus, so Carina Kober, Referentin des Oberbürgermeisters, auf Nachfrage. Die Bandbreite reiche von entwendeten Blumen und Pflanzen bis hin zur Zerstörung von Grabmalen. "Ebenfalls wurden in der Vergangenheit auch schon die Einrichtungen der Friedhöfe, zum Beispiel Toiletten, für Partys missbraucht." Die Vorfälle halten sich nach Einschätzung der Stadtverwaltung aber in Grenzen. 

Toiletten abschließen hilft

Auch sei es schwer, als Stadt dagegen vorzugehen. "Eine befriedigende Lösung von Seiten der Stadt zu finden ist, so leid uns das tut, schier gar unmöglich. Bei rund 6000 zu betreuenden Gräbern haben wir als zuständige Behörde auch nicht die Übersicht, welche Privatperson befugt ist, an den jeweiligen Grabstätten zu arbeiten", erklärt sie. "Oftmals raten wir den Geschädigten zur Aufstellung eines Schildes. Ob dies letztendlich den Dieb abschreckt, wissen wir natürlich nicht, aber vielleicht regt sich ja das schlechte Gewissen."

Um den feierlaunigen Besuchern der Heumadener Friedhofstoilette Einhalt zu gebieten, wurde nach den Vorfällen die Schließanlage der Zugangstür umprogrammiert: Ab 22 Uhr ist die Tür zur Toilette verschlossen. Seither gab es laut Kober keinerlei Vorfälle mehr. Die Friedhofsverwaltung überlege, auch bei den übrigen Toiletten so vorzugehen.

Die Methode hat sich auch in Villingen-Schwenningen bewährt. Auch hier werden laut Stadtverwaltung die von Vandalismus betroffenen WC-Anlagen über Nacht abgeschlossen. Insgesamt zwölf Friedhöfe in Villingen-Schwenningen und Umgebung hat die Stadt zu verwalten. Diebstahl und Vandalismus treten immer wieder in verschiedenen Ausprägungen auf, so werden zum Beispiel Vasen und Grabschalen gestohlen oder eben WC-Anlagen verunstaltet, erklärt Oxana Zapf, Referentin des Oberbürgermeisters im Namen der Stadtverwaltung. Eine Verschlimmerung über die Zeit sei aber nicht erkennbar.

In Freudenstadt nur der Hauptfriedhof betroffen

Ähnliches hat Tobias Hermann, Sprecher der Stadt Rottweil, zu berichten. Die Stadt betreue neun Friedhöfe und sowie einen jüdischen Friedhof. "Diebstahl und Vandalismus kommen leider immer wieder vor und werden der Polizei gemeldet." Dass sich die Situation in den vergangenen Monaten verschlimmert habe, sei jedoch nicht festzustellen. 

Glücklich kann sich Freudenstadt bisher schätzen. "Diebstahl spielt auf den Friedhöfen der Stadt Freudenstadt nur eine sehr untergeordnete Rolle", teilt Philipp Heidiri im Namen der Friedhofsverwaltung auf Anfrage mit. Zwei bis drei Mal im Jahr komme es auf Friedhöfen vor, dass Schalen oder andere Elemente des Grabschmucks gestohlen werden. "Diese Zahl blieb die letzten Jahre konstant."

Hinsichtlich des Vandalismusproblems sei insbesondere auf dem Friedhof der Kernstadt Freudenstadt tatsächlich eine Zunahme festzustellen, so Heidiri. "In jüngster Zeit wurde leider mehrfach mutwillig eine Verstopfung auf dem öffentlichen WC durch übermäßige Befüllung mit Papier hervorgerufen. Ebenso wurde durch Gewaltanwendung das Geländer am barrierefreien Zugang der Außentoilette herausgerissen oder getreten." Auf den Friedhöfen der Teilorte seien dafür aber keine Schäden bekannt.

Kein grundsätzliches Problem

In und um Balingen, wo die Stadt insgesamt 13 Friedhöfe betreut, halten sich die Vorfälle ebenfalls "sicherlich noch in einem vertretbaren Rahmen, so dass man nicht von einem grundsätzlichen Problem sprechen kann", gibt Referent Jürgen Luppold Entwarnung.

"Es kommt auch bei uns immer mal wieder vor, dass Pflanzungen herausgerissen oder Blumenschalen und Blumensträuße von den Gräbern gestohlen werden. Eine vermehrte Zunahme der Vorfälle in letzter Zeit war auch nicht zu verzeichnen."

Das Friedhofspersonal sei sensibilisiert  und beobachtet die Vorgänge auf den Friedhöfen ganz genau. Dennoch sei es schwierig bis beinahe unmöglich, solchen Vorfällen vorzubeugen. Die Friedhöfe seien zwar tagsüber gut besucht und haben eine entsprechende Sozialkontrolle, aber auch abends und nachts können diese betreten werden.

Dennoch zeigt das Stimmungsbild der Städte, dass besondere Vorbeugung auf den meisten Friedhöfen nicht nötig zu sein scheint. Wenn ein Fall von Verwüstung auf einem Friedhof auch bereits einer zu viel ist, scheint es bei unschönen Einzelfällen zu bleiben.