Der "Hungarian Hulk" schlägt zu: Robin Horvath hält den europäischen Rekord. Foto: FF

Show-Sport: Robin Horvath gehört bereits nach zwei Jahren zur europäischen Long-Drive-Elite.

Er hält den Rekord für den weitesten Golf-Abschlag Europas, nimmt in zwei Wochen an der WM in den USA teil: Der Unterhaugstetter Robin Horvath ist bereits eine echte Hausnummer in der Long-Drive-Szene – obwohl es erst seine zweite Saison ist.

Das grüne Dress für die Long-Drive-Weltmeisterschaft in Oklahoma liegt natürlich schon bereit. Immer in Grün – das ist das Markenzeichen von Robin Horvath. "Hungarian Hulk" lautet der Spitzname des Unterhaugstetters, dessen Vater Ungar ist. Den Namen hat sich der 28-Jährige selbst gegeben. "Bei einem Show-Sport braucht man einen Spitznamen", grinst Horvath.

Dass der Fitnesstrainer seit einigen Jahren immer in einem grünen Polohemd auf dem Golfplatz stand, ist reiner Zufall. "Grün ist halt meine Lieblingsfarbe", sagt Horvath. Und genauso zufällig ist er auch zum Long Drive gekommen. Bei dieser speziellen Form des Golfens geht es einzig und allein darum, wer den weitesten Abschlag hämmert. Den Ball auch ins Loch bringen – das entfällt beim Long Drive. Acht Versuche hat man innerhalb eines Zeitfensters von drei Minuten, den Ball möglichst weit in einen 40 bis 60 Yards (36,6 bis 54,9 Meter) breiten Korridor zu treffen. Gespielt wird mit normalen Drivern, die jedoch länger und härter sind und eine geringere Neigung besitzen. In der Luft erreichen die Bälle eine Geschwindigkeit von bis zu 350 km/h.

Mit Golf aufgewachsen

Horvath hat bereits im Alter von acht Jahren mit dem klassischen Golfen angefangen. Als Unterhaugstetter ist er quasi neben dem Platz des Golf-Clubs Bad Liebenzell aufgewachsen, viele seiner Freunde übten die Sportart ebenfalls aus. In der Jugend rückte Horvath sogar in den Leistungskader auf, zu 100 Prozent stand er aber nicht dahinter. "Es war nicht so ganz meins", räumt der 28-Jährige ein, der nebenbei auch noch Fußball gespielt hat – unter anderem beim SV Neuhausen, SV Bad Liebenzell und zuletzt beim SV Oberkollbach. "Da bin ich auch immer noch gemeldet und es könnte sein, dass ich dort in dieser Saison noch das ein oder andere Mal spielen werde", sagt Horvath, der seit Dezember in Ingolstadt wohnt.

Fast aufgegeben

Ende 2017 schnupperte Horvath zum ersten Mal in die Long-Drive-Variante des Golfens hinein – und fing sofort Feuer. Sogar seine Bachelor-Arbeit schrieb er als Sportstudent über das Thema. "Ich war beim Abschlag schon immer einen Tick weiter als andere und habe mich gefragt, wie viel Potenzial da noch drin ist", sagt der Unterhaugstetter über seine Anfänge als "Hungarian Hulk", räumt aber auch ein: "Am Anfang lief es überhaupt nicht gut und ich hätte fast aufgegeben, dann aber hat es Klick gemacht."

Noch 2017 spielte er bei Amateur-Turnieren mit und nahm bereits 2018 an seinem ersten professionellen Turnier in Frankreich teil, das er prompt gewann. Horvath: "Damit hatte sich mein ganzer Plan geändert." Er fokussierte sich komplett auf Long Drive, machte die gesamte Turnierserie mit und belegte am Ende im europäischen Ranking den zweiten Platz. Der Höhepunkt: Bei einem Turnier in Sankt Petersburg schlug er den Ball 443 Yards (405 Meter) weit – bis heute europäischer Rekord. Allerdings räumt Horvath ein, in Russland Glück mit den äußeren Bedingungen gehabt zu haben. Denn: Gerade Wind und Wetter sind beim Long Drive ein entscheidender Faktor.

Jeder Gedanke bremst

Doch natürlich kommt es beim Long Drive auch auf die individuellen Fähigkeiten des Sportlers an. Kraft, Technik und Beweglichkeit spielen eine wichtige Rolle – und natürlich die Psyche. "Jeder Gedanke bremst", weiß Horvath, der sich mit dem klassischen Golfen inzwischen kaum noch anfreunden kann: "Im Long Drive dauern die Spiele nicht so lange. Wenn man den Sport mit Ambitionen betreiben will, bringt das normale Golfen viel Stress mit sich." Keine weiten Wege auf dem Golfplatz zurücklegen müssen, dazu mehrere Versuche beim Abschlag – klassisches Golf ist für Horvath allenfalls noch Hobby: "Golf ist ruhig und diszipliniert. Long Drive ist Action."

Für WM qualifiziert

Der Weg zurück zum klassischen Golf ist für Horvath aber auch aus einem anderen Grund nicht mehr realistisch: Im Long Drive gehört er bereits zur europäischen Spitze. Bereits vor einigen Wochen qualifizierte er sich mit dem zweiten Platz bei der vom Deutschen Golf-Verband unterstützten German Long-Drive-Serie für die Weltmeisterschaft, die vom 30. August bis 4. September im US-amerikanischen Oklahoma stattfindet. Am vergangenen Wochenende gewann der Unterhaugstetter obendrauf die German Long Drive Championship in Pulheim bei Köln, die ebenfalls als WM-Qualifikation gilt. 360 Yards (329 Meter) weit schlug er den Golfball.

Vor der WM nimmt Horvath am kommenden Wochenende noch an einem Turnier auf Mallorca teil – quasi die Generalprobe, auch wenn sich schlecht testen lässt, was in den USA auf ihn zukommt. "Dort ist alles komplett anders: andere Bedingungen, anderes Klima, dazu der Jetlag", weiß Horvath, der trotzdem optimistisch ist: "Wenn meine Leistung abrufen kann, kann ich da weit kommen. Ich bereite mich auf jeden Fall sehr diszipliniert vor. Ich kenne meine technischen Defizite und werde stabil trainieren."

Hoffen auf Sponsoren

96 Long-Drive-Golfer treten bei der WM an. Der Lohn: Das Finale der letzten 16 wird im amerikanischen Fernsehen übertragen – vor einem Millionenpublikum. Zudem erhält der Weltmeister ein Preisgeld von 120 000 Dollar (107 570 Euro). Auf die Summe spekuliert Horvath zwar nicht, trotzdem hat er seine seit 2018 laufende Long-Drive-Karriere bislang mit Preisgeldern finanzieren können. "Ich hatte das Glück, viele Turniere gewonnen zu haben, so dass sich das von alleine gedeckt hat", freut sich der 28-Jährige. Dennoch hofft er auf Sponsorenverträge, um nicht permanent unter Erfolgszwang zu stehen. Horvath: "Das macht die Sache entspannter." Einen ersten Vertrag mit dem Sportartikelhersteller Puma hat der Unterhaugstetter bereits in der Tasche. Sein Glück: Puma stellt auch grüne Polo-Shirts her.