Ein Tablet auf Kosten der Gemeinde? Das hätte sich der ein oder andere Glattener Gemeinderat gerne gegönnt. Foto: Warnecke

Einführung eines elektronischen Informationssystems sorgt in Glatten für Diskussionen.

Glatten - Wie kommen die Sitzungsunterlagen zu den Räten? In elektronischer Form übers Internet, oder doch besser per Post und in Papierform? Darüber wurde im Glattener Gemeinderat kontrovers diskutiert.

Auslöser war der Vorschlag der Verwaltung, ein elektronisches Informationssystem für Bürger und Gemeinderäte einzuführen. Zwar nickten am Ende neun von 15 Gremiumsmitgliedern das Vorhaben in einem Grundsatzbeschluss ab, Gesprächsbedarf löste der Tagesordnungspunkt jedoch allemal aus.

Hintergrund des Vorstoßes ist die Generalüberholung der gemeindeeigenen Homepage. Die, informierte Hauptamtsleiter Wolfgang Eberhardt, sei überarbeitet und technisch auf den neuesten Stand gebracht worden. Nun gebe es die Möglichkeit, ein eigenes Gemeinderats- und Bürgerinformationssystem für PC und Smartphone einzurichten. Mit einem öffentlich zugänglichen Bereich für Bürger und einem zugangsgeschützten Bereich für Ratsmitglieder, so Eberhardt. Einladungen und Sitzungsunterlagen würden den Räten dann nur noch übers Internet zugeleitet.

Was auf ein geteiltes Echo stieß. Einige Räte hätten an dieser Stelle gerne aus dem Vollen geschöpft und sich auf Gemeindekosten zur Software auch gleich die passende Hardware gegönnt. Apple-Notebooks plus jährlicher Kostenentschädigung? "Das ist maßlos übertrieben", befand Adolf Hinger. Und stand damit nicht alleine da: Bei zwölf Gegenstimmen wurde der Antrag auf "Dienst-Notebooks" abgeschmettert.

Dann vielleicht Tablets? Da gebe es schon um die 200 Euro gute Geräte, warf Hans-Martin Trik ein. Doch auch sein Antrag scheiterte an der Ratsmehrheit. "Also ich würde es gern mit meinem eigenen Notebook machen, ich brauche da nichts von der Gemeinde", stellte Friedrich Weigold klar. So hatte sich das wohl auch die Verwaltung vorgestellt.

Für Bernd Eisenbeis allenfalls Detailfragen. Ihm war es um Grundsätzliches zu tun: Ob es möglich sei, vom Amt entbunden zu werden, falls das Informationssystem komme, wollte er wissen. Andere sahen da weniger schwarz. Norbert Weinmann sah in dem Vorhaben einen "Riesenfortschritt". Auch Ralph Wilding stellte sich hinter das Projekt.

Bürgermeister Tore-Derek Pfeifer zeigte sich ob der teils heftigen Reaktionen erstaunt. Schließlich habe er die Sache auf Anregung des Gemeinderats auf die Tagesordnung gesetzt, so Pfeifer. Hatte aber auch gleich eine salomonische Lösung parat. In den nächsten Wochen teilen die Räte der Verwaltung mit, wie sie ihre Sitzungsunterlagen erhalten wollen: Auf elektronischem Weg oder per Post. Wünscht rund die Hälfte des Gremiums den Postweg, kommt das Thema nochmals auf die Tagesordnung.