In historischen Kostümen begrüßten Bürgermeister Tore-Derek Pfeifer (Dritter von rechts), Gudrun Schillinger (links) und Ursula Glauner (rechts) Bürger, Gäste und Festredner – Landrat Klaus Michael Rückert (Dritter von links) mit Ehefrau Anne und Ministerialdirektor Julian Würtenberger. Foto: Ade Foto: Schwarzwälder-Bote

Festakt: Hauptsache, es wird gefeiert: Redner und viele weitere Gäste gratulieren Glatten zum Jubiläum

Mit einem Festakt in der Glatttalhalle hat gestern Abend die 1250-Jahr-Feier der Gemeinde Glatten begonnen. Für zwei weitere Tage, so drückte es der Bürgermeister aus, wird nun das kommunale Mühlrad angehalten und "gerockt" – dass man es im ganzen Land hören kann.

Glatten. Eigentlich, gestand Tore-Derek Pfeifer in seiner Rede vor vielen Gästen beim Bürgerball, hätte man das Jubiläum vielleicht schon vor einem Jahr feiern können. Ein Dokument war ihm in die Hände gefallen, nach dem Glatten bereits 766 erstmals urkundlich erwähnt worden sein könnte. Pfeifer hat es weggelegt. So prangte gestern die Zahl 767 auf dem großen Stoff-Logo an der Wand auf der Bühne, wo das örtliche Harmonika-Orchester gleich mal losrockte – angekommen mitten in der Moderne, mit einem Stück von Coldplay.

Pfeifer, der mit Frack und Zylinder die Gäste zusammen mit Ursula Glauner und Gudrun Schillinger, ebenfalls in historischen Kostümen, im Foyer begrüßt hatte, erinnerte in seiner Rede an die Geschichte. 1250 Jahre Glatten, das seien mehr als 60 Generationen von Menschen und deren Erlebnisse. Jede Epoche habe ihre Herausforderungen, so der Bürgermeister. "Und unsere Vorfahren haben sich diesen gestellt und sie gemeistert. Dadurch wurde Glatten zu dem, was es heute ist."

Am Ende seiner Zeitreise landete Pfeifer beim Zusammenwachsen der heutigen Gemeinde und der Sanierung der alten Ortslagen Glattens und aktuell Neunecks. Und Böffingen stehe, so sein Wink mit dem Zaunpfahl in Richtung CDU-Landtagsabgeordnetem Norbert Beck (CDU) und Ministerialdirektor Julian Würtenberger, die sich ebenso unter den Gästen befanden wie der frühere Glattener Bürgermeister Michael Pfau und viele Bürgermeister aus der Umgebung, auch noch auf der Wunschliste der Gemeinde, was die Berücksichtigung im Landessanierungsprogramm angehe. Ist eine Gemeinde mit 1250 Jahren auch "in die Jahre gekommen"? Für Pfeifer steht fest: "Für Glatten gilt das sicher nicht." Glatten sei eine alte, aber jung gebliebene Gemeinde. Schon die vielen Veranstaltungen in diesem Jahr zeugten von ihrer Lebendigkeit. Der Bürgermeister dankte allen, die bei der Vorbereitung mitgewirkt hatten und sich generell ehrenamtlich für die Gemeinde und die Menschen engagieren. Die Bürger rief er auf, dafür Sorge zu tragen, dass künftige Generationen die bestmöglichen Gegebenheiten in der Gemeinde vorfinden, und Verantwortung zu übernehmen für ein lebenswertes Zuhause in den kommenden Generationen.

Wie den anderen Festredner war auch Julian Würtenberger, stellvertretender Innenminister Baden-Württembergs, zu Scherzen zumute. Etwa so: Pfeifer habe er bei seiner Ankunft gleich am Habitus erkannt – so wie er in seiner historischen Kleidung das Zepter schwinge. "Ich nehme an, dass Sie das sonst auch gerne tun." Die Glattener könnten stolz auf ihre "eineinviertel Jahrtausende" sein, so der Ministerialdirektor. Es sei "recht so", dass Pfeifer beim Ausgangsjahr für das Gemeindejubiläum bei 767 geblieben sei: "Wichtig ist, dass man miteinander feiert. Ob 1250 oder 1251 Jahre, ist doch grad egal." Die Glattener hätten es geschafft, dass 1250 Jahre lang immer etwas nachgewachsen, der Staffelstab weitergegeben worden sei – in einer Gemeinde, "in der man gerne lebt und arbeitet". Den durch die Gemeinschaft entstehenden Drive beim Heimatfest gelte es mitzunehmen. Der Gemeinde wünschte er "eine solide, nachhaltige Entwicklung in den nächsten – sagen wir – 1250 Jahren".

Glück mit dem Termin und dem Wetter

"Wenn eine Gemeinde einen so großen Geburtstag feiern darf, ist das auch eine Freude für den Landkreis", betonte Landrat Klaus Michael Rückert in seinem Grußwort. Er ging der Frage nach, wer hinter all dem steckt – in "hervorragenden Unternehmen und Betrieben, Vereinen, Kirchen und allen Institutionen, in denen Gemeinschaft gelebt wird". Seine Antwort an die Bürger im Saal: "Die Menschen – Sie!". Rückert erinnerte daran, dass Glatten Vorreiter gewesen sei, als der Strom über Glatten in den Kreis gekommen sei, und auch heute Verantwortung für den gesamten Landkreis übernehme – durch die Brüder-Grimm-Schule für Sprachbehinderte. Gemeinschaftssinn und Miteinander seien der wichtigste Bestandteil der Demokratie, deshalb wünschte Rückert der Gemeinde eine glänzende und vor allem eine demokratische Zukunft.

Nach der Übergabe von Gastgeschenken an die Festredner und Blumen für die "Begrüßungsdamen" nahm der launige Abend mit Kabarett und Musik seinen Lauf. Am heutigen Samstag und morgigen Sonntag geht das Heimatfest in Glatten weiter. Dann wird "gerockt", also kräftig gefeiert, versprach der Bürgermeister – und gab strahlend schon mal zu, bei der Terminauswahl und mit dem Wetter einfach Glück gehabt zu haben.