Der Corona-Test ist, wenn alle Faktoren stimmen, zu 95 Prozent zuverlässig. Foto: photoguns _StockAdobe

Gerüchte über hohe Fehlerquoten im Labor machen die Runde. Was ist dran?

Region - Der Test auf das Coronavirus ist aufgrund hoher Fehlerquoten unzuverlässig - dieses Gerücht macht auf den sozialen Medien immer stärker die Runde. Aber was ist dran?

Newsblog zur Ausbreitung des Coronavirus in der Region

Videos von angeblichen Ärzten, die behaupten, 50 Prozent aller positiv ausgefallenen Corona-Tests könnten falsch positiv sein und Gerüchte, dass Patienten eher an falschen Therapien als an der Krankheit sterben, kursieren gerade auf Plattformen wie Facebook. Doch in Krisenzeiten, in denen viel Panik geschürt wird, fällt es oft schwer zu beurteilen, wie hoch der Wahrheitsgehalt bei derartigen Infos ist.

"Von einem falsch-positiven Ergebnis habe ich noch nichts gehört", überlegt Swantje Middeldorf von der kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg. "Beim Test kommt es jedoch stark auf den Zeitpunkt an, zu dem getestet wird", erklärt sie. "Wenn sich jemand gerade erst infiziert hat, kann der Test auch negativ ausfallen." Der Test basiere nämlich auf der Feststellung der Genetik des Virus.

Mithilfe der Poymerase-Kettenreaktion, eines molekularbiologischen Verfahrens, wird ein spezifischer Teil des Erbguts des Erregers vervielfältigt und damit nachgewiesen, wie das Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg mitteilt. Dieser Test dauere etwa fünf Stunden. Am Anfang einer Infektion sei noch nicht genug Genmaterial vorhanden, da sich das Virus noch nicht stark genug vermehrt habe, erklärt Middeldorff. "Der Test wird aus diesem Grund auch nur bei Menschen gemacht, die Symptome zeigen. Und dann ist er auch zuverlässig."

Viele Faktoren spielen eine Rolle

Eine wichtige Rolle in Sachen Zuverlässigkeit des Ergebnisses spielt die Entnahme der Probe. "Die Coronavirus-Infektion betrifft vor allem die tiefen Atemwege. Daher sollten, wenn möglich, sowohl Proben aus den oberen als den tiefen Atemwegen entnommen werden", erklärt Lisa Schlager vom Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg. Bei der Diagnostik aus den oberen Atemwegen sollte sowohl ein Nasen- als auch ein Rachenabstrich genommen werden. Dabei sollten die Tupfer in einem Medium-Röhrchen vereinigt werden, um die Nachweis-Wahrscheinlichkeit zu erhöhen. "Die alleinige Testung von Probenmaterial aus den oberen Atemwegen ist zum Ausschluss einer Infektion schlecht geeignet, da dort die Virenbelastung in der Regel zu gering ist."

Es spielen jedoch noch andere Faktoren eine Rolle. Es werde für einen Nasen- bzw. Rachenabstrich ein virologisches Abstrichset benötigt, führt Schlager weiter aus. Dies könne das Gleiche sein wie bei einer Influenzaprobe. Wenn ein Labor das routinemäßig einsetze, könne von einer Test-Genauigkeit von 95 Prozent ausgegangen werden. Neben der ordnungsgemäßen Entnahme des Abstrichs könne auch eine schlechte Probenqualität, unsachgemäßer Transport oder eben ein ungünstiger Zeitpunkt der Probenentnahme ein falsches Ergebnis nicht ausschließen. "Da viele Faktoren eine Rolle spielen, ist eine konkrete Aussage über Fehlerquoten daher schwer einzuschätzen", sagt sie.

Grundsätzlich zu 95 Prozent genau

Da ein positiver Fall trotz negativem Ergebnis nicht gänzlich ausgeschlossen werden kann, sei es im Zweifelsfall bei einem begründeten Verdacht hin und wieder notwendig, dem Labor eine erneute Probe zu schicken. Es ist dagegen nicht üblich, nach Abklingen der Symptome einen weiteren Test zu machen. Die Krankenhäuser halten sich hier an die Empfehlung des Robert-Koch-Instituts, den Patienten dann aus der Isolierung zu entlassen, wenn der Beginn der Symptome mindestens 14 Tage her ist und der Betroffene seit mindestens 48 Stunden symptomfrei ist.

Es lässt sich schlussfolgern, dass der Test zu 95 Prozent genau ist, wenn er zum richtigen Zeitpunkt und auch ordnungsgemäß durchgeführt wird. Anderenfalls können falsch-negative Ergebnisse vorkommen, jedoch lange nicht in dem Umfang, den die Gerüchte propagieren.