Immer weniger Kinder lernen Schwimmen in der Grundschule. Foto: Reinelt

Ertrinken ist die zweithäufigste Todesursache bei Kindern. Eine repräsentative forsa-Umfrage hat aufgezeigt: 59 Prozent der Zehnjährigen sind keine sicheren Schwimmer.

Dies gab die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) bekannt. Als sicherer Schwimmer wird bezeichnet, wer die Disziplinen des Jugendschwimmabzeichens in Bronze (Freischwimmer) erfüllt.

"Die Schwimmfähigkeit der Kinder im Grundschulalter ist weiterhin ungenügend. Im Durchschnitt besitzen nur 40 Prozent der Sechs- bis Zehnjährigen ein Jugendschwimmabzeichen", so der ehemalige DLRG-Präsident Achim Haag. Die Umfrage zeige sehr deutlich auf, dass nach Angaben des befragten Elternteils 77 Prozent der Grundschüler das "Seepferdchen" absolviert haben. Haag: "Als sicherer Schwimmer kann nur gelten, wer die Disziplinen des Jugendschwimmabzeichens in Bronze, den Freischwimmer, sicher beherrscht. Alle Experten, Sportwissenschaftler und unsere Ausbilder sind sich einig, dass die Prüfungsanforderungen des Seepferdchens dafür zu gering sind."

Das Seepferdchen sei kein Schwimmabzeichen, hier handelt es sich lediglich um eine Bescheinigung dafür, dass sich das Kind auf einer Stecke von 25 Metern über Wasser halten kann, so der Experte.

Gründe für diese Entwicklung sind sowohl im familiären als auch im schulischen Bereich zu suchen, und auch die Bäderschließungen spielen eine Rolle, so Achim Haag. "Wer Bäder schließt, um Kosten zu senken, handelt fahrlässig und verantwortungslos. Die DLRG sieht in diesem Umfrage-Ergebnis eine Bestätigung ihrer Position und versteht das Ergebnis als Auftrag, ihre Arbeit für den Fortbestand der Schwimmbäder auf allen Ebenen fortzusetzen."

Bezeichnend in diesem Zusammenhang sind auch die Ergebnisse zur Frage "Wann haben Sie schwimmen gelernt?". "In der Grundschule ist die Schwimmausbildung offenbar aus der Mode gekommen, und geht die Entwicklung so weiter, gibt es die dort bald gar nicht mehr", empört sich Haag.

Aus der Mode

Bei den über 60-Jährigen waren es noch 56 Prozent, die in der Grundschulzeit das Schwimmen erlernten, 52 Prozent bei den 45- bis 59-Jährigen, schon nur noch 49 bei den 30- bis 44-Jährigen. Und erschreckend die Zahl bei den jetzt 14- bis 29-jährigen Befragten: Nur noch 36 Prozent lernten das Schwimmen in der Grundschule. Mittlerweile haben rund 25 Prozent der Grundschulen keinen Zugang zu einem Bad.

Wenig überraschend ist deshalb auch das Ergebnis zu der Frage "Wo haben die Kinder schwimmen gelernt?". Nur 27 Prozent der Eltern sagten "in der Schule". Hier tue sich ein großes Problem auf, das auch mit dem Rückgang des Schulschwimmunterrichtes zusammenhänge.

Auf die Frage "Wie bewerten Sie ihre eigene Schwimmfähigkeit?" bezeichnen sich 14 Prozent als sehr guter Schwimmer und 33 Prozent als guter Schwimmer. Für einen durchschnittlichen Schwimmer halten sich 40 Prozent, als schlechten Schwimmer bezeichnen sich neun Prozent, und drei Prozent "outeten" sich als Nichtschwimmer.

Der Anteil der Nichtschwimmer und unsicheren Schwimmer in der Bevölkerung beläuft sich damit auf 52 Prozent. Mehr als die Hälfte der Interviewten ist also im Wasser unsicher oder kaum in der Lage, sich selbst zu retten. Bei diesen Gruppen ist das Risiko zu ertrinken besonders hoch. Das persönliche Urteil über die eigene Schwimmfähigkeit sei natürlich subjektiv, so die DLRG.

61 Prozent der 14- bis 29-Jährigen bezeichnen sich als sichere Schwimmer, ebenso 52 Prozent der 30- bis 44-Jährigen. In der Altersklasse 45 bis 59 sind es nur noch 47 Prozent. Lediglich 36 Prozent der Befragten ab 60 Jahre geben an, sicher schwimmen zu können. Bei genauer Betrachtung zeigt sich ein deutliches Indiz dafür, weshalb ältere Mitbürger heute besonders häufig ertrinken.

Freischwimmer

Praktische Prüfungsleistungen:

1. Sprung kopfwärts vom Beckenrand und 15 Minuten Schwimmen. In dieser Zeit sind mindestens 200 Meter zurückzulegen, davon 150 in Bauch- oder Rückenlage in einer erkennbaren Schwimmart und 50 Meter in der anderen Körperlage

2. Zirka zwei Meter Tieftauchen von der Wasseroberfläche mit Heraufholen eines Gegenstandes (kleiner Tauchring)

3. Ein Paketsprung vom Startblock oder 1-Meter-Brett