Der aktuelle Stand in Sachen Gäubahn ruft Unmut hervor. Foto: Stratenschulte/dpa

Seit Jahrzehnten warten Anlieger darauf, dass der Ausbau der Gäubahn voranschreitet. Im Oberndorfer Gemeinderat macht sich daher Frust breit – auch weil Züge ab 2025 für einige Jahre nicht mehr direkt zum Stuttgarter Bahnhof fahren.

Ist beim Projekt Stuttgart 21 ein Ende in Sicht? Wie wird die Anbindung an den Stuttgarter Bahnhof ab 2025 aussehen? Und wann schreitet der zweigleisige Ausbau endlich voran? Marcel Herzberg, Verbandsdirektor des Regionalverbands Schwarzwald-Baar-Heuberg, war am Dienstag im Oberndorfer Gemeinderat, um über den aktuellen Sachstand in Sachen Gäubahn zu informieren.

Reichlich Geduld gefragt

Herzberg blickte zunächst auf die lange Planung des Gäubahn-Ausbaus zwischen Horb und Neckarhausen zurück, um zu verdeutlichen, wie lange sich das Prozedere bereits hinzieht. 2009 hatten die Regionalverbände und die größeren Kreisstädte die Planung für den zweigleisigen Ausbau auf besagtem Abschnitt vorfinanziert. Eigentlich sei das nicht die Aufgabe der Kommunen gewesen, doch ein Schritt zu den man sich gezwungen sah, „weil nichts anderes übrig blieb“, so Herzberg. Ende diesen Jahres, also nach 14 Jahren soll der Ausbau nun abgeschlossen werden – „ein Unding“, wie Herzberg findet – auch wenn die Kommunen inzwischen ihr Geld von Bund und Bahn zurückbekommen haben.

Aktuelles Thema ist derzeit die Anbindung an den Stuttgarter Hauptbahnhof. Stuttgart 21 soll Ende 2025 in Betrieb gehen, geplant ist eine Anbindung über den Flughafen. Doch mit einer Fertigstellung der Flughafenanbindung über den geplanten Pfaffensteigtunnel (zwölf Kilometer von Böblingen nach Stuttgart, Kostenpunkt eine Milliarde Euro) ist bis dahin nicht zu rechnen. Es muss daher eine Übergangslösung her.

Check für den Faktencheck

Die Planung sieht daher vor, dass der Fern- und Regionalverkehr in Stuttgart-Vaihingen endet und Bahnfahrer auf die S-Bahn umsteigen. In einem „Gäubahn-Faktencheck“ Ende 2022 wurden die Begründungen für diese Pläne vorgetragen. Diese sollen nun von Gutachtern überprüft werden. Ein Ergebnis soll nach zwei Monaten vorliegen.

Bürgermeister Hermann Acker ergänzte, dass unter allen beteiligten Einigkeit bestehe, dass der Bau des Pfaffensteigtunnels die sinnvollste Lösung sei, auch wenn das Vorhaben mit Beeinträchtigungen verbunden sei. Der zweigleisige Ausbau zwischen Sulz und Epfendorf, der laut Bahnplänen eine Untertunnelung der ehemaligen B 14 bei Altoberndorf vorsehe, stehe derweil noch in den Sternen, so Acker.

„Ein Desaster“

„Alles in allem ist es für uns Anlieger ein regelrechtes Desaster“, merkte Ruth Hunds (SPD) an. Seit Jahren werde versprochen, dass sich auf der Strecke was tun werde. Das lange Prozedere würde die Attraktivität der Linie schmälern. Sie wollte daher wissen, wie der Regionalverband sich für die Interessen der Anlieger in der Region einsetze, denn „wir kommen dabei unter die Räder“, sagte sie im Hinblick darauf, dass die Landeshauptstadt bei den Planungen ihre Interessen durchsetzen könne. „Ich habe den Eindruck, der Regionalverband wehrt sich nicht genug“, so die SPD-Stadträtin.

Bei der Autobahn geht’s schneller

Das sich hinziehende Prozedere sei unter anderem Ausdruck einer Politik, die in den vergangenen Jahrzehnten in Sachen Mobilität auf das Auto gesetzt habe und zugleich den langwierigen politischen Verfahren geschuldet, erwiderte Herzberg.

Über das Thema Gäubahn-Ausbau berate der Verband in jeder Sitzung und man melde sich laufend zu Wort, um die Interessen der Region zu vertreten. Er widersprach daher der Behauptung, man setze sich nicht ausreichend zur Wehr.

Christoph Seidel (CDU) und Dieter Rinker (FWV) fühlen sich aufgrund der vorübergehenden Anbindung über Stuttgart-Vaihingen von der Gäubahn „abgehängt“ und „ausgeschlossen“. Rinker Sprach von einer weiteren negativen Nachricht, die die Attraktivität der Linie schmälern würde, insbesondere wenn man vergleiche, wie zügig der dreispurige Autobahn-Ausbau bei Böblingen umgesetzt wurde.

Langjährige „Übergangslösung“

Sven Pfanzelt (Linke) wollte wissen, ob entlang der Strecke weitere Haltstellen eingerichtet werden. Das sei laut Herzberg nicht geplant, da es sich um eine Fernverkehrsstrecke handle. Sabine Sabine Jaud (FWV) wollte wissen, wie lange der Bau des Pfaffensteigtunnels dauern werde. Eine genaue Prognose konnte Herzberg nicht geben. Frühestens sei wohl 2030 mit einer Fertigstellung zu rechnen. Von einer „Übergangslösung“ könne man bei so einem Zeitraum daher eigentlich nicht reden, so der Verbandsdirektor.