Auf dem Gemälde von August Blepp sind fünf Engel zu sehen, die an Fronleichnam die Monstranz mit dem Allerheiligsten Altarsakrament, die in die Aussparung auf den Altar gestellt wird, anbeten. Foto: Volker Schweizer

Fünf Engel von August Blepp kommen zu neuen Ehren. Eines der letzten Gemälde, das der Künstler aus Weilen unter den Rinnen vor seinem Tod gemalt hat, ist bei der Fronleichnamsprozession in Schömberg zu bewundern.

Viele Jahrzehnte lang lag das wertvolle Bild unbemerkt im Turm der Kirche St. Peter und Paul. Es staubte vor sich hin und, wer weiß, vielleicht wäre es eines Tages sogar auf dem Sperrmüll gelandet.

Dass es soweit nicht gekommen ist, ist Diakon Oliver Pfaff zu verdanken: Er hat die fünf betenden Engel, die darauf zu sehen sind, gereinigt und ihnen mit einem Rahmen aus Holz und goldenem Anstrich zu einem zweiten Leben verholfen.

„Beeindruckende Glaubensschau“

Pfaff möchte um seine Person nicht viel Aufhebens machen: Dem Diakon, Glaser und Kunstlehrer geht es um die Sache, die Pflege der Tradition und vor allem die Intention des Fronleichnamsfests: „Für einen Moment wird das Allerheiligste Altarsakrament, der Leib Christi durch die Straßen zu den Altären getragen. Das ist jedes Jahr aufs Neue eine beeindruckende Glaubensschau.“

Altäre an Fronleichnam gibt es in Schömberg schon seit Generationen, immer vier an der Zahl. Einer davon befand sich bis Anfang der 1970er-Jahre vor der Kolonialwarenhandlung von Karl Stauss in der Alten Hauptstraße.

Eigener Platz für das Bild

Gebetet wurde vor dem Blepp-Bild mit einer Aussparung für die Monstranz. Man hatte es eigens für diesen Feiertag in den Sandsteinrundbogen am Eingang des Ladens eingepasst.

Entstanden war das Gemälde als Auftragsarbeit, vermutet der Diakon. Vielleicht war der Anlass dafür die Primiz (erste Messe als Priester) von Wilhelm Stauss, dem Sohn des Geschäftsinhabers, der ins Franziskanerkloster in Fulda eintrat.

Höher künstlerischer Wert

Das Bild, das die Familienangehörigen aus Altersgründen Mitte der 1990er-Jahre der Stadtpfarrei übergaben, ist von hohem künstlerischem Wert. August Blepp war ein bedeutender Kirchenmaler, ein Schüler von Adolf Hölzel. „Und ein sehr gläubiger Mann mit einer unglaublichen Spiritualität“, wie Pfaff aus Erzählungen weiß.

1885 in Weilen unter den Rinnen geboren, gestaltete Blepp überwiegend Altarflügel und Kircheninterieurs. Seine Kunst war dem Expressionismus zuzuordnen.

„Wenn man gelobt wird, muss man aufhören.“

1949 starb er in seinem Heimatort. Zu seiner Nichte soll er vor seinem Tod, als er nicht mehr malen konnte, gesagt haben: „Wenn man gelobt wird, muss man aufhören.“

Die Blepp’schen Engel, die der Diakon für die Nachwelt gerettet hat, waren im vergangenen Jahr zum ersten Mal wieder in der Öffentlichkeit zu sehen: mitten im Städtle, beim Rathaus, wo früher das sogenannte „Stäussle-Haus“ stand.

Um 5 Uhr früh Musik zur Tagwacht

So wird es auch diese Woche wieder sein. Und wieder will sich Pfaff zusammen mit Mesner Axel Riedlinger und den Ministranten um den Aufbau kümmern. Für Blumenschmuck sorgen Claudia Koch und ihr Team.

Den Fronleichnamstag beginnen die Schömberger früh: Um 5 Uhr spielt die Stadtkapelle in Begleitung der Bürgergarde zur Tagwacht. Dem Festgottesdienst ab 8 Uhr, schließt sich die Prozession unter Mitwirkung aller Vereine an, die eine Fahne besitzen.

Vier Altäre, einer in Privatbesitz

Die betenden Katholiken steuern vor dem Rathaus zunächst die Kastanienbäume bei der Glaserei Weber an, wo die Schönstattfrauen den Altar von Elisabeth Besenfelder – in Schömberg früher „s’Elisle“ genannt – vorbereiten. Dann geht es zum Zollhaus, dem Altar vom „Zoll-Sepp“, für den sich die Kirchengemeinderäte verantwortlich zeigen. Der letzte Altar, der sich noch in Familienbesitz befindet, ist der von Wolfgang und Elmar Schiller vor dem Notariat. Der Abschluss findet mit dem gemeinsam gesungenen Lied „Großer Gott, wir loben Dich“ in der Stadtkirche statt.

Danach verschwindet das Werk von August Blepp wieder hinter der Marienstatue. Dort wartet auch die Weihnachtskrippe auf ihren nächsten „Auftritt“.