Abgemagert bis auf die Knochen: Einer der Hunde, die Tierschützerin Nadine Klaus aus einem Nebenraum der Garage befreite. Dieses und die folgenden Fotos entstanden in der Villa Hundebunt und zeigt die Tiere nach der Fütterung. Nur deswegen, so Klaus, seien die Tiere angebunden. Sie sollten in Ruhe fressen können. Foto: Nadine Klaus

Nach Aufregung um Zwinger im Ried: Behörde holt drei Tiere aus Wohnhaus. Mit Video

Geislingen/Haigerloch-Gruol - Zunächst ging es nur um Hundedame Taira im Zwinger im Geislinger Ried. Jetzt steht ein Tierhalter aus Geislingen auch wegen nicht artgerechter Haltung der Hunde in seinem Haus in der Kritik.

"Er hat den Bezug zur Realität verloren. So hält man keine Hunde". Nadine Klaus, Gründerin und Chefin des Tierschutzvereins Villa Hundebunt aus Gruol, findet deutliche Worte. Die Haltung der Hunde – zeitweillig sieben an der Zahl – sei nicht artgerecht. Klaus kennt den Tierhalter seit mehr als 20 Jahren. Donnerstag vergangener Woche hatte sie jedoch Kontakt zum Veterinäramt aufgenommen, um dieses auf die Situation hinzuweisen: "Ich dachte, ich muss was tun." Das Amt sei aber offenbar bereits informiert gewesen.

Zunächst hatten sich mehrere Geislinger beim städtischen Ordnungsamt über den Zwinger im "Ried" beschwert. Eine Veterinärin fand dort zwei Hunde vor und kritisierte: Die Fläche sei für zwei Hunde zu klein, der Wassernapf zugefroren. Beide zuvor dort gehaltenen Hunde zogen zurück das Haus des Tierhalters und Taira kam aufs Grundstück. Auch sie wohnt inzwischen wieder im Haus in der Bachstraße.

Hunde in fensterlosem Raum eingepfercht

Die Unterbringung der Tiere im Haus kritisieren Nadine Klaus und das Veterinäramt. Vergangenen Dienstag hat das Amt drei von derzeit fünf Hunden beschlagnahmt und ins Tierheim verbracht. Im November habe sie das Haus des Geislingers zuletzt besucht und sieben Hunde angetroffen: Vier seien in einem kleinen, fensterlosen Raum "eingepfercht" gewesen, zwei hätten sich in der angrenzenden Garage im Zwinger befunden und ein Siebter sich frei in der Garage bewegt. "Die Hunde waren total abgemagert und hatten viel zu wenig Platz", so Klaus.

Sie bezweifelt, dass der Tierhalter finanziell in der Lage sei, so viele Hunde anständig zu versorgen. Vor Ort sei alles lieblos und schmutzig gewesen. "Da stand ein verpisstes Plastikkörbchen", erinnert sich die Tierschützerin. "Alles war uringetränkt. Es stank, als würde man gegen eine Wand laufen." Sie sei auch im Wohnhaus selbst gewesen und habe keine Hundedecken oder -körbchen gesehen. "Die Hunde sind nicht im Haus, sonst würde man das sehen", glaubt sie.

Das Veterinäramt stellt klare Regeln dafür auf, wie Tiere – in diesem Fall Hunde – artgerecht zu halten sind. Bei der Haltung des Hundes im Freien sind eine Schutzhütte und außerhalb der Hütte ein witterungsgeschützer, schattiger Liegeplatz mit wärmegedämmtem Boden gefordert. Die Schutzhütte und der Zwinger müssen entsprechend der Körpergröße des Hundes ausreichend groß sein. Der Zwinger im "Ried" hatte die Bedingungen zur Haltung von zwei Hunden nicht erfüllt.

Bei der Hundehaltung in Räumen ist unter anderem darauf zu achten, dass der Einfall von natürlichem Sonnenlicht sichergestellt ist und auch bestimmte Flächen eingehalten werden. Futter und Wasser müssen in ausreichender Qualität und Menge zur Verfügung stehen. Zudem muss der Aufenthaltsbereich des Hundes sauber und ungezieferfrei sein.

Der Halter der Tiere ist sich sicher, dass er all diesen Anforderungen nachgekommen sei. Die Vorwürfe gegen sich nennt er "an den Haaren herbeigezogen". Er möchte jetzt einen Anwalt einschalten, um die Hunde, die ihm vom Amt "weggenommen" wurden, schnell wieder zurück zu bekommen.

Halter will Tiere zurück

Zwei seiner Hunde verstünden sich nicht gut miteinander, daher die räumliche Trennung und Unterbringung im Zwinger beziehungsweise dem seperaten Raum neben der Garage. Er wisse nicht, wo er die Hunde sonst unterbringen könne, um den Forderungen des Veterinäramts nachzukommen. "Ich überlege die ganze Zeit, wie ich es richtig machen kann", gesteht er. Das Amt habe ihm gesagt: "Wenn ich es nicht hinbekomme, müsse ich mich von den Hunden trennen."

Vehement bestreitet er, dass seine Tiere abgemagert gewesen seien oder dass er nicht die Mittel habe, seine Tiere zu versorgen. Er plane einen Termin beim Tierazt, um sich die Gesundheit der Hunde bescheinigen zu lassen. Zu dünn sei nur ein Hund gewesen, ein Mischlingshund, der zur Pflege bei ihm untergebracht war – vermittelt von Nadine Klaus: "Der war nicht abgemagert. Der war nicht in Bestform", glaubt er. Dieser Hund habe eine Futterallergie. Man habe extra spezielles Allergikerfutter im Internet bestellt.

Nadine Klaus kann dies nicht bestätigen: "Der Hund ist jetzt anderweitig untergebracht und hat zehn Kilo zugenommen." Derzeit leben noch drei Hunde bei dem Mann. Im Wohnraum, wie er sagt. Die beiden anderen will er vom Veterinäramt zurückholen. Er ist überzeugt, dass sie es gut bei ihm haben.