Hans Schenk scheidet heute aus dem aktiven Feuerwehrdienst aus. Archivfoto: Schnurr Foto: Schwarzwälder Bote

Persönliches: Hans Schenk beendet an seinem heutigen 65. Geburtstag den aktiven Dienst in der Geislinger Feuerwehr

Er war 48 Jahre lang als Feuerwehrmann im Einsatz, 14 Jahre davon als Kommandant: Für Hans Schenk endet an diesem Dienstag der aktive Dienst in der Geislinger Feuerwehr.

Geislingen. Schon im Alter von zwei Jahren war er mit seinen Eltern aus Steinhofen nach Geislingen gezogen. 1971 trat er in die Freiwillige Feuerwehr ein. "Damals hatte die Wehr nicht den Stellenwert wie heute", blickt er zurück: "Ein notwendiges Übel, ungenügend ausgestattet."

Nachhaltigen Eindruck für seine spätere Tätigkeit als Kommandant hat bei Schenk hinterlassen, als er 1975 erleben musste, wie ein Kamerad im Einsatz starb: "Hat das sein müssen?", fragt er sich noch heute. "Das ging tief." Vier Jahre lang diente er als Zeitsoldat bei einem Panzerbataillon, ehe er bei der Post anfing: zuerst als Briefträger in Geislingen und Rosenfeld, später als Betriebsleiter in Schömberg und in der Weilstettener Post, nach drei Jahren Studium zum Verwaltungswirt dann im gehobenen Dienst. Den hat er 2014 nach 15 Jahren in Reutlingen beendet.

Parallel zur beruflichen Entwicklung wurde die Feuerwehr ein Lebensinhalt. Von 1994 bis 2005 war Schenk Zugführer in Geislingen. In dieser Zeit kam auch vom damaligen Bürgermeister Günther-Martin Pauli die Anfrage, ob er Kommandant der Gesamtwehr werden wolle: "Da habe ich gesagt: Okay." Er wurde gewählt und machte sich an die Arbeit.

Die ersten zehn Jahre in diesem Amt bezeichnet Schenk als "wunderschöne Zeit". Gemeinsam mit seinem damaligen Stellvertreter Bruno Bühler und allen Abteilungen habe er Etliches bewegt: "Wir waren ein tolles Team. Das Wort hat gegolten."

Zu den Erfolgen seiner 14 Jahre als Kommandant zählt Schenk die Einweihung des neuen Gerätehauses in Erlaheim. Das sei der krönende Abschluss mehrjähriger Vorbereitungen und Resultat des ersten Bedarfsplans gewesen, den er als Kommandant und sein Team aufgestellt hatten, zudem ein Beleg dafür, dass die Abteilungen ihren Egoismus überwunden hatten. "Ich habe das vom ersten bis zum letzten Pinselstrich begleitet." Erfreulich seien auch die einheitliche Einkleidung aller Abteilungen der Wehr 2007 und 2014 die Beschaffung des neuen HLF 20 gewesen.

Ein Kommandant brauche Führungs- und Fachkompetenz, sagt Schenk. Die Aufgaben seien nicht nur im Einsatz, sondern auch bei der Organisation groß – Lehrgänge, Budget, Geräte und Ausstattung, TÜV und Prüfungen gehören beispielsweise dazu.

Bürokratie verursache einen immensen Zeit- und Geldaufwand. So benötige man für den Kauf neuer Fahrzeuge inzwischen ein Ingenieurbüro zur Unterstützung.

Wichtig sei auch die Personalplanung: Als Kommandant müsse man die Eigenheiten der Kameraden kennen und einschätzen, wer für höhere Qualifikationen taugt, und denjenigen für Kurse empfehlen – und nur diesen. Das beuge Scheitern und dem damit verbundenen Gesichtsverlust vor. Manchmal bedürfe es eines klaren Neins zu rechten Zeit. "Das ist nicht autoritär, das ist fürsorglich."

Dass in jüngerer Zeit bei der Wehr nicht alles optimal gelaufen ist, dass es Reibereien innerhalb der Gesamtwehr und mit einzelnen Gemeinderäten gegeben hat, sprach Schenk in seiner Rede bei der Versammlung dieses Jahr offen an (wir haben berichtet). Dass er einen autoritären Führungsstil gepflegt habe, ließ er dabei nicht gelten.

Seine Lebensphilosophie sei: "Wenn man zusammen schafft, tut sich jeder Einzelne leichter." Deshalb habe er einen situativen, aber keinen autoritären Führungsstil gepflegt. Gleichwohl: "Mit Laissez-faire ist eine Feuerwehr nicht zu führen."

Im persönlichen Gespräch erklärt er: "Während eines laufenden Einsatzes gibt es keine Diskussionen. Man rückt gemeinsam aus und kommt gemeinsam heim. Zwischendrin gibt es über Taktik und ähnliches nichts zu diskutieren." Erst nach dem Einsatz dürfe man über Fehler reden – und müsse auch gefährliche Situationen besprechen. So vermeide man dauerhafte Probleme durch die psychische Belastung.

Bereits nach seiner ersten Wiederwahl als Kommandant 2010 reifte in Schenk die Erkenntnis, das es an der Zeit sei, einem Jüngeren Platz zu machen. Das habe er frühzeitig auch Bürgermeister Schmid signalisiert. Lange blieb die Nachfolgefrage jedoch offen. Schenk wurde sogar für eine dritte Amtszeit gewählt. Seit April ist der Alarmmelder nun auf den neuen Kommandanten Marc Brobeil umgestellt.

Seinem Nachfolger will Schenk nicht in die Arbeit hineinreden: "Ich werd’ einen Teufel tun und ihm sagen, was er machen soll. Das wäre unverschämt. Er ist jetzt in der Verantwortung. Er muss seinen Weg selbst finden." Für den neuen Kommandanten spreche, dass Brobeil Erfahrung als Gruppenführer und Abteilungskommandant hat.

Es wäre aber, glaubt Schenk, für seinen Nachfolger eine Erleichterung gewesen, jemanden an der Seite zu haben, der ihn im Tagesgeschäft begleitet. Gerne hätte er dem neuen Kommandanten die Möglichkeit gegeben, sich frühzeitig in die vielfältigen Aufgaben einzuarbeiten, sowohl administrativ als auch operativ: Ideal, so Schenk, wäre gewesen, jemanden mindestens ein Jahr lang einzuarbeiten, auch damit dieser die nötigen Kontakte zu Kreisbrandmeister, Rotem Kreuz und Polizei aufbauen könne.

Warum das nicht klappte? Anscheinend habe der Bürgermeister ihn lange nicht ernstgenommen, als er sagte, dass er mit Erreichen der Altersgrenze als Kommandant aufhören werde.

Doch der Hoffnung, dass Schenk eine vierte Amtszeit in Verantwortung bleiben würde, stehen geltende Vorschriften entgegen: "Der Feuerwehrdienst in einer Einsatzabteilung endet, wenn der ehrenamtlich tätige Angehörige der Gemeindefeuerwehr das 65. Lebensjahr vollendet hat." So steht es unzweideutig in Paragraf 13 des baden-württembergischen Feuerwehrgesetzes.

Nach der Kommandantenuniform hängt Hans Schenk nun auch den Helm in den Schrank – obwohl selbst seine Ehefrau Anita zeitweilig gezweifelt hatte, dass er einfach so loslassen würde. Sie habe ihn während seiner Amtszeit als Sekretärin unterstützt, betont Schenk: "Sie hat einiges mitgemacht", sagt er offen. Oft lag sie wach, während ihr Mann nachts im Einsatz war.

Er erinnert sich auch an einen Wandertag auf dem Plettenberg, als ein Großeinsatz gemeldet wurde: Er und seine Kameraden rannten im Dauerlauf den Berg hinunter, rasten nach Geislingen und setzten die Gattin einfach am Gerätehaus ab.

Für sie, die beiden erwachsenen Töchter und die beiden Enkelsöhne hat er nun mehr Zeit. Und auch für seine Hobbys wie Leichtathletik, Wandern und die Lektüre politischer Bücher. Eines, dessen Titel zum heutigen Tag passt, hat er bereits vor einer Weile gelesen: "Außer Dienst" von Helmut Schmidt.