Oliver Schmid (links) liest aus dem "Neuen Schwabenspiegel" von Karl Napf vor. Foto: Breisinger Foto: Schwarzwälder Bote

Literatur: Dreiteilige Veranstaltungsreihe "Menschen von hier lesen aus ihrem Lieblingsbuch" findet in Geislingen ihren Abschluss

Mit einer Lesung im Außenbereich des Geislinger Kindergartens St. Michael hat am Mittwochabend die Veranstaltungsreihe "Menschen von hier lesen aus ihrem Lieblingsbuch" geendet.

Geislingen. Unter der Moderation von Dekanatsreferent Achim Wicker lasen der Geislinger Bürgermeister Oliver Schmid, die pensionierte Lehrerin Dagmar Göke aus Streichen, Diakon Reiner Dehner und Dekan Anton Bock Passagen aus ihren Lieblingsbüchern vor.

Schmid entschied sich für einen Auszug aus "Der Neue Schwabenspiegel" von Karl Napf. "Dieses Buch beschreibt in unheimlich sympathischen Episoden das Leben von Menschen wie uns", erörterte Schmid, was ihm daran gefällt. Nicht ohne Augenzwinkern entschied er sich, aus dem Kapitel "Der Schultes" vorzulesen. Darin wird das Bürgermeisteramt in einer schwäbischen Kleinstadt als "Traumjob für tüchtige Leute" und der "Schultheiß" als "nahezu allwissendes Ein-Mann-Kabinett" sowie als "Außen-, Innen- und Finanzminister", beschrieben, der zur "Nachsitzung" ins Gasthaus geht. Während Schmid nur selten zum Buch greift, ist Göke eine begeisterte Leserin von Literatur jeglicher Art. Die Streichenerin entschied sich, den Besuchern drei Gedichte der jüdisch-deutschen Lyrikerin Hilde Domin näher zu bringen. "Domin nannte Gedichte immer magische Gebrauchsgegenstände, ihre Gedichte entstanden meist aus tiefem Leid und Schmerz", stellte Göke die Verfasserin näher vor.

Sie las neben dem nachdenklichen Gedicht mit dem Titel "Eine Rose als Stütze", "Abel steh auf" und "Die Bitte" vor – gleich zweimal hintereinander, wobei sie bei "Abel steh auf" beim zweiten Durchgang die zweite Fassung von Domin wählte, die mit fünf Zeilen ergänzt worden war. "›Abel steh auf‹, in dem es um die Eifersucht unter den Brüdern Kain und Abel geht, sehe ich als Schlüsselgedicht für das, was Menschlichkeit ausmacht. Denn jeder hat irgendwann das Gefühl, benachteiligt zu sein. Das zum einen tragische und traurige, aber auch tapfere und ermutigende Gedicht ›Die Bitte‹ ist für mich ein Überlebensgedicht, denn Domin ist in ihrem Leben mehrfach an ihre psychische und physische Grenze gegangen", ergänzte die Vorleserin.

Diakon Reiner Dehner hat es besonders die Lebensgeschichte des Heiligen Augustinus von Hippo angetan, "Confessiones". Der Verfasser hat erst im Alter von 32 Jahren zu seinem Glauben gefunden.

Dehner las aus "Augustinus für zwischendurch" des amerikanischen Theologieprofessoren Stephen Andrew Cooper vor, in dem der Verfasser neben dem Originaltext dem Leser die Grundgedanken Augustinus’ näher bringt. "Glaube war dem Heiligen Augustinus das Wichtigste in seinem Leben. Ich finde es beeindruckend, dass er in diesem Buch aber auch über seine tiefsten Sünden schreibt", so Dehner.

Dekan Bock bevorzugt nach eigener Aussage "leichte Literatur" und las aus der Kurzgeschichte "Der kluge Mann baut vor" von Ephraim Kishon, bei der Kishon auf satirischer Weise eine Abendeinladung an ihn selbst und die "beste Frau von allen" beschreibt.

Die vielen Lacher der Zuhörer belegen, dass Bock mit dieser Entscheidung richtig lag: Der ein oder andere fand sich in den amüsanten Ausführungen sicherlich wieder.