Mit Bannern will das Ministerium die Autofahrer auf der A 81 dazu bewegen, langsamer zu fahren. Auch die Stadt Geisingen hängt noch Banner auf, um für das Thema Lärm zu sensibilisieren. Dass nun der Startschuss fiel, freute (von links) Geisingens Bürgermeister Walter Hengstler, Angelika Störk, Landtagskandidatin der Grünen, und Verkehrsminister Winfried Hermann. Foto: Sarah-Lena Gombert

Zwischen Hegau und Bad Dürrheim künftig nur noch Tempo 120. Pilotprojekt untersucht Unfallaufkommen durch Geschwindigkeitsbegrenzung.

Geisingen/Immendingen - Als "stille Freude" hat Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Bündnis 90/Die Grünen) die Reaktion der Geisinger Gemeinderatsmitglieder beschrieben, als er ihnen die Botschaft überbracht hat, dass sich in Sachen Lärmschutz an der Autobahn 81 bei Geisingen etwas tut.

Im nächsten Jahr soll auf dem Abschnitt zwischen Hegau und Bad Dürrheim Tempo 120 gelten. Auch wenn die offizielle Begründung nicht der Lärmschutz für die Geisinger sein darf."Wir müssen alles dafür tun, dass die Autofahrer auf unseren Straßen jederzeit sicher und unfallfrei unterwegs sein können", sagte Hermann im Geisinger Rathaus, als er den offiziellen Startschuss für das Projekt gab. In der Begründung heißt es, dass Fahren mit überhöhter Geschwindigkeit die Hauptursache für Unfälle auf der Autobahn sei. Nun soll untersucht werden, inwieweit das Unfallaufkommen durch die Beschränkung der Höchstgeschwindigkeit auf 120 Kilometer pro Stunde reduziert werden kann.

Voruntersuchungen für das Projekt sollen noch im September beginnen. Ab Mai soll das Tempo gedrosselt werden. Neben Kontrollen setzt Hermann auf die Vernunft der Autofahrer: "Ich glaube, dass man nicht nur mit harten Regeln und Bußgeldern erfolgreich sein kann", so Hermann. Er forderte eine "andere Kultur des Fahrens".

"Mit dem Lärmschutz kann man an der Stelle leider nicht argumentieren", sagte Hermann, "denn die Dezibelwerte überschreiten nicht den oberen Grenzwert". Das Problem sei, dass der Dezibelwert nicht gemessen, sondern gerechnet werde. "Diese Berechnungen haben nichts mit der Wahrnehmung von Menschen zu tun", sagte Hermann und fügte entschuldigend hinzu: "Auch als Minister muss ich mich an Regeln halten, die ich für überholt halte." Damit sich grundsätzlich in Sachen Tempolimit auf Autobahnen etwas ändere, müssten Mehrheiten im Bundestag und Bundesrat gefunden werden.

Geisingens Bürgermeister Walter Hengstler, der Winfried Hermann 2152 Unterschriften von Geisinger Bürgern überreichte, die mehr Lärmschutz an der Autobahn fordern, zeigte sich zufrieden, dass sich immerhin etwas tut an der Autobahn – auch wenn die Lösung mit maximal 120 Kilometer in der Stunde nicht den Forderungen des Gemeinderates entspricht.

Auch dem Daimler Prüf- und Technologiezentrum in Immendingen stattete der Verkehrsminister einen Besuch ab und zeigte sich beeindruckt vom Fortschritt der Bauarbeiten und von den Bemühungen des Konzerns, dem Naturschutz durch Ausgleichsmaßnahmen gerecht zu werden. "Für Immendingen ist das Zentrum eine Riesenchance", sagte Hermann. Er betonte auch, dass für die Landesregierung die Ortsumfahrung für Immendingen wieder stärker im Visier sei. Wenn alles klappe, dann sei die Ortsumfahrung in zwei Jahren als Gesetz im Bundesverkehrswegeplan. An die Geduld der Immendinger appellierend sagte der Landesverkehrsminister: "Wenn man Menschen beteiligen will, dann braucht man Zeit."

Auch, was den Zubringer angehe, die L 225, werde sich etwas tun. Dass es an der Brücke über die Donau im Moment noch keine Baustelle gibt, konnte Lothar Ulsamer von Daimler etwas Positives abgewinnen: "Es ist doch gut, dass wir mit unseren Bauarbeiten am Prüfzentrum nicht mit Straßenbauarbeiten kollidieren", sagte er. Das gelte sicher auch für das neue Gewerbegebiet, das gegenüber des Prüfzentrums entsteht.