Wer folgt beim FC Bayern auf Thomas Tuchel? Foto: AFP/MICHAELA STACHE

Die Trainersuche verkommt beim FC Bayern München zur Farce. Thomas Tuchel will mit Blick auf die Champions League aber alle Störgeräusche ausblenden.

Thomas Tuchel gab den Jobvermittler. Der Trainerposten beim FC Bayern sei schließlich immer noch reizvoll. „Für mich war er attraktiv genug“, sagte Tuchel gut gelaunt vor dem Gastspiel beim VfB Stuttgart. Trotz der Absagen von Xabi Alonso, Julian Nagelsmann und Ralf Rangnick mache er sich daher „über die Zukunft des FC Bayern keine Sorgen“.

Das sehen die Fans des deutschen Fußball-Rekordmeisters inzwischen anders. Die sich endlos hinziehende und zur Farce verkommende Suche nach dem neuen Coach trübt aber auch bei den Verantwortlichen die Freude auf das Halbfinal-Rückspiel in der Champions League bei Real Madrid am Mittwoch (Hinspiel 2:2). 

Tuchel will „einen Mix finden“

Zumal auch noch der als Kandidat gehandelte Roberto De Zerbi am Freitagabend verkündete, er wolle bei Brighton & Hove Albion bleiben. Was also nun? Zinedine Zidane, Hansi Flick oder Mister X? Die Frage nach dem neuen Mann überlagert auch die Generalprobe in Stuttgart am Samstag (15.30 Uhr/Liveticker).

Der zu Späßen aufgelegte Tuchel öffnete sogar - zumindest theoretisch - ein Stück weit die Tür für eine Weiterbeschäftigung. Zwar sei die Vertragsauflösung im Sommer „vereinbart“, aber man könne „jeden Vertrag gemeinschaftlich auflösen“. Es sei „immer alles möglich“, sagte Tuchel, betonte aber danach: „Die Vereinbarung steht.“

Eine Ablenkung für seine Spieler sieht der 50-Jährige nicht. Diese würden nicht in den nächsten fünf Tagen wissen wollen, wer ihr neuer Trainer werde. „Bis dahin gilt das Interesse der Spieler dem Spiel morgen und dem Rückspiel in Madrid. Daher hat das höchste Priorität für mich“, sagte Tuchel.

Besonders bei der Auswahl des Personals. Man müsse „einen Mix finden“, so Tuchel: „Wir werden ein paar Spieler rausnehmen und unseren Belastungsrhythmus an den Mittwoch anpassen.“

Spiel um die Vize-Meisterschaft

Matthijs de Ligt fehlt weiterhin. Der angeschlagene Innenverteidiger soll aber am Sonntag wieder ins Training einsteigen und bestenfalls eine Option für das Rückspiel in Madrid sein. Im Hinspiel hatte sein Ersatz Min-Jae Kim bei beiden Gegentoren gepatzt. Jamal Musiala erhält ebenfalls wieder eine Pause. Fraglich ist auch noch der Einsatz von Dayot Upamecano (Knöchel).

Sportlich geht es in Stuttgart um die Vize-Meisterschaft, die Qualifikation für die Champions League haben beide Mannschaften sicher. Tuchel erwartet bei den Schwaben aber eine „riesige Herausforderung“. Der VfB sei eines der „besten Teams der Liga“, spiele „mit einer großen Ruhe und automatisierten Abläufen“. Das sei „sehr beeindruckend“.

Während Tuchel seine Mannschaft zunächst auf den Samstag vorbereitet, zerbrechen sich die Experten den Kopf über seinen Nachfolger. „Wenn die Bayern ihr Gesicht wahren und einigermaßen aus der Sache herauskommen wollen, müssen sie jetzt Zinedine Zidane holen“, schrieb der ehemalige Nationalspieler Dietmar Hamann in seiner Sky-Kolumne.

Für Stefan Effenberg ist „die Trainersuche für Bayern die diesbezüglich wohl schwierigste Situation in der Klubgeschichte. Vielleicht war es früher so, dass, wenn die Bayern einen Trainer haben wollten, sie ihn immer auch bekommen haben.“ Das aber habe sich geändert. Auch deshalb schlüpfte Tuchel in die Rolle des Jobvermittlers.