Google Maps: Endstation Schlammloch Foto: dpa

Zwei deutsche Urlauber wollten einen kleinen Ort im Nordosten besuchen und verließen sich dabei auf ihr Navi. Das hätte sie ihr Leben kosten können.

Bamaga ist ein winziger Ort an der Nordspitze von Cape York im Nordosten Australiens. Knapp 1200 Menschen leben hier, der Großteil sind Indigene. Diesen Ort wollten die beiden deutschen Urlauber Philipp Maier (20) und Marcel Schöne (25) besuchen. Sie starteten im Geländewagen von Cairns aus, das rund 1000 Kilometer entfernt ist und stellten sich auf eine 13-stündige Autofahrt ein.

Die jungen Männer verließen Cairns am 4. Februar – ausgestattet mit Proviant und Wasser für eine Woche. Zunächst lief alles gut, eine Nacht verbrachten sie in Cooktown auf dem Weg nach Cape York, die nördlichste Spitze des Kontinents im Bundesstaat Queensland. Doch je höher sie in den Norden Australiens kamen, desto spärlicher besiedelt war die Gegend. Viele Straßen sind nicht geteert, manche nicht beschildert und in der Regenzeit oft nicht befahrbar. Deshalb folgten Maier und Schöne Google Maps.

Der Allradantrieb blockiert

Google Maps zeigte dann an, dass sie doch lieber in den Nationalpark Oyala Thumotang abbiegen und einem Feldweg namens Langi Track folgen sollten. „In Coen sagte Google Maps, wir sollten sofort in Richtung Nationalpark fahren“, berichtet Maier im Telefoninterview. Sie hätten sich noch gedacht, dass dies vielleicht damit zu tun habe, dass die Hauptstraße wegen eines über die Ufer getretenen Flusses gesperrt sei, meint der junge Mann aus München, der als Rucksacktourist nach Australien kam.

Die ersten 50 bis 60 Kilometer waren kein Problem, doch je weiter sie in den Park kamen, umso häufiger gerieten die Urlauber in kleinere Schlammlöcher. Am 6. Februar rutschten sie dann mit dem Vorderrad in ein Loch, das mit Gras überwachsen war. Ihr Allradantrieb blockierte und das Auto wollte weder vor noch zurück. Die Gegend habe auf den ersten Blick trocken ausgesehen, meinte Maier. Doch obwohl die Oberfläche trocken gewesen sei, sei es darunter „wirklich nass und schlammig“ gewesen.

Gestrandet mitten in der australischen Wildnis. Foto: Umweltbehörde DES/dpa

Obwohl die beiden Deutschen gut ausgerüstet waren, blieb ihnen nichts anderes übrig, als sich zu Fuß auf den Weg zurück in die Zivilisation zu machen. Denn im Nationalpark hatten sie weder Handyempfang noch Internet. „Am ersten Nachmittag haben wir noch ein Bier getrunken“, berichtete Maier. Danach beschlossen sie, zunächst weiter in Richtung Archer River zu laufen – einem winzigen Ort im Outback mit gerade mal 22 Einwohnern. Auf dem Weg dorthin versuchten sie, über einen umgestürzten Baumstamm zu klettern, um einen Fluss zu überqueren, mussten jedoch aufgeben und zum Auto zurückkehren. Im zweiten Anlauf versuchten sie dann, zurück nach Coen zu marschieren, eine 300-Seelen-Ortschaft rund 550 Kilometer nördlich von Cairns.

Giftschlangen und Krokodile

Die Aktion war ziemlich gefährlich, weil im tropischen Norden Australiens Giftschlangen und Krokodilen beheimatet sind. Marcel Schöne sagt, dass sie insgesamt etwa 60 Kilometer mit ihren zwölf Kilo schweren Rucksäcken zurückgelegt hätten. Die jeweils nächstgelegene Straße hätten sie mit einer Drohne gesucht. „Es ist sehr schwer, da rauszukommen“, berichtet Philipp Maier, der ursprünglich aus Stuttgart kommt und für mehrere Monate nach Australien gereist ist. Insgesamt seien sie 22 Stunden zu Fuß gelaufen. Für ältere Menschen wäre das sehr schwer zu bewältigen gewesen, meinte er.

Mit Pausen und Umwegen dauerte es fast eine Woche, bis sie es wieder in die Zivilisation schafften. Nach 60 Kilometern Fußmarsch nahm sie jemand kurz vor Coen im Auto mit. In Coen angekommen meldeten die beiden jungen Männer, dass sie ihr Fahrzeug im Nationalpark zurückgelassen hatten. Ein örtlicher Mechaniker informierte den Queensland Parks and Wildlife Service (QPWS) über die Tortur der Touristen und das verlassene Fahrzeug.

Die Ranger nahmen Kontakt zu den Touristen auf und fanden heraus, dass es sich um einen Vorfall handelte, bei dem Google Maps die Urlauber in die Irre geführt hatte – etwas, das auch in der Vergangenheit bereits vorgekommen war. Dies habe die Männer in wirklich schwierige Umstände gebracht und obwohl sie über Vorräte verfügt hätten, hätten die beiden Urlauber „großes Glück, am Leben zu sein“, sagte Ranger Roger James. „Die Leute sollten Google Maps nicht vertrauen“, meinte der Australier. „Wenn sie in abgelegenen Regionen von Queensland unterwegs sind, müssen sie den Schildern folgen und offizielle Karten oder andere Navigationsgeräte verwenden.“ Die Männer hätten im Busch extreme Hitze und Stürme erlebt.

Unter Lebensgefahr durch den Fluss

Auch Maier gestand im Interview, dass er zwischendurch Angst um sein Leben gehabt habe. „Ich wusste, ich kann das körperlich schaffen“, meinte er. Anstrengend sei die Sache aber dennoch gewesen. Nachts fing es einmal an zu regnen und der Schutz, den die beiden Deutschen aus Ästen und Blättern gebaut hatten, hielt den Regen nicht ab. „Wir waren beide komplett durchnässt“, erinnerte sich der 20-Jährige. Tagsüber sei es teilweise so heiß gewesen, dass sie nicht weitergehen konnten . Am Ende mussten sie einen kleinen, etwa hüfthohen Flusslauf durchqueren, in dem sie mit der Taschenlampe ein Krokodil sichteten. „Wir warteten, bis es wegschwamm und wateten dann so schnell wie möglich durch“, sagte Maier.