Wahlleiter Simon Klass (rechts) gratuliert dem alten und neuen Bürgermeister Jens Häußler, hier mit seiner jüngsten Tochter und seiner Frau. Foto: Kunert

Amtsinhaber setzt sich deutlich mit 61,4 Prozent gegen Herausforderin durch. Mit Kommentar

Gechingen - Am Ende war das Ergebnis doch eindeutiger als wohl von den meisten Bürgern erwartet: Mit 61,4 Prozent der abgegebenen Stimmen wurde Jens Häußler im Amt des Gechinger Bürgermeisters wiedergewählt. Er geht damit ungehindert in seine nunmehr vierte Amtsperiode.

Herausforderin Erika Kanzleitner-Schilling errang aber mit 36 Prozent der abgegebenen Stimmen einen Achtungserfolg. Die zahlreichen Gechinger Bürger, die zur Verkündung des Wahlergebnisses sich am Sonntagabend auf dem Rathausvorplatz versammelt hatten, applaudierten auch ihr zum guten Ergebnis. Die Wahlbeteiligung lag bei für eine Bürgermeisterwahl beachtlichen 62,8 Prozent.

In einem ersten Statement zeigte sich der Wahlsieger ungewöhnlich euphorisch und enthusiastisch. "Ich freue mich sehr", auch wenn für ihn offensichtlich die Wiederwahl nie gefährdet schien. "Ich habe daheim einen Zettel mit meinem Tipp für den Wahlausgang – da steht eine 62 drauf, wie mein Geburtsjahr. So gesehen war das fast eine Punktlandung." Tatsächlich war Häußler, unmittelbar bevor sich ein erster Trend für den Wahlausgang auch bis nach draußen zu den Wartenden verbreitete, die Ruhe selbst.

Niederlage mit einem Lächeln bewältigt

"Ich war am Morgen joggen, dass baut viel der Aufregung ab", so seine Erklärung. Ganz anders Ehefrau Claudia, die sich "ganz schrecklich aufgeregt" zeigte. Wobei am Ende tatsächlich auch sie eine der Wahl-Stimmen zur Bürgermeisterwahl unter der Rubrik "Sonstige" auf sich vereinen konnte.

Großes Aufgeregtsein aber vor allem bei Herausforderin Erika Kanzleitner-Schilling, für die der ganze Wahltag eine Tortur gewesen sei. "Die Sekunden tropfen unsäglich langsam aus der Zeit", so ihr schon fast poetisches Resümee. Die Niederlage selbst bewältigte sie dann mit einem Lächeln, wobei sie Wahlleiter Simon Klass eine weitere konstruktive "und gestärkte" Mitarbeit im Gechinger Gemeinderat versprach.

Kommentar: Kontinuität

Von Axel H. Kunert

Insgesamt waren am Sonntag 2892 Bürger zur Gechinger Bürgermeisterwahl wahlberechtigt. Von denen gaben bis 18 Uhr insgesamt 1776 ihre Stimme auch ab, was einer Wahlbeteiligung von 62,8 Prozent entspricht. Insgesamt elf Stimmen wurden als ungültig gewertet, 1765 als gültig. Davon entfielen 1084 Stimmen (61,4 Prozent) auf Amtsinhaber Häußler, 635 Stimmen (36 Prozent) auf Kanzleitner-Schilling und 13 Stimmen (0,7 Prozent) auf Dauerkandidatin Fridi Miller – die ihre Kandidatur zwar vor der Wahl noch zurückgezogen hatte, aber aus formalen Gründen noch auf den Wahlzettel genannt wurde. Auf sonstige Namen entfielen 30 Stimmen (1,9 Prozent).

Der wiedergewählte Gechinger Bürgermeister nahm unmittelbar nach der offiziellen Ergebnisverkündung und den ersten Glückwünschen die Wahl auch offiziell an.

Viele Gratulanten

Zu den ersten Gratulanten gehörten neben Zeno Danner, Erster Landesbeamter des Landkreises Calw und Stellvertreter des Landrats, auch die Bürgermeister von Wildberg sowie Althengstett, Ulrich Bünger und Clemens Götz, die es sich nicht nehmen ließen, dem alten und neuem Kollegen ihre Unterstützung zuzusagen.

Auch der Landtagsabgeordnete Thomas Blenke, als Gechinger Bürger selbst wahlberechtigt bei dieser Wahl, gratulierte Häußler.

Mit der Musik der Gechinger Schlehengäumusikanten und freiem Sekt für die anwesenden Bürger wurde dann an diesem ungewöhnlich lauen Oktoberabend eine erste Wahlparty noch auf dem Rathausvorplatz eingeläutet. Eine weitere Feier des am Ende ungefährdeten Wahlsiegs vom Amtsinhaber Häußler sollte dann dem Vernehmen nach im Gechinger Sportlerheim steigen.

Die Gechinger Bürger haben ihren Bürgermeister gewählt. Und sie haben sich für Kontinuität in ihrem Rathaus entschieden – letztlich mit einer beeindruckenden Mehrheit für Jens Häußler, der nun seine vierte Amtszeit antreten darf. Hatte es im Vorfeld der Wahl doch auch nach Wechselstimmung in der Gemeinde ausgesehen, blieben sich die meisten Gechinger am Ende treu – und entschieden sich gegen Experimente. Manche hatten noch vor der Schließung der Wahllokale von einer "Schicksalswahl" wie beim zeitgleichen Urnengang in Bayern gesprochen. Gar so krass war es in Gechingen nicht. Nur ganz normale Demokratie, die von einer "echten Wahl bei der Wahl" nun mal lebt. Daher – großes Lob für Gechingen, dessen Bürger am Wahlabend auch der Verliererin Erika Kanzleiter-Schilling ehrlichen Applaus, Respekt und Anerkennung zollten.