Autor Klemens Ludwig und Schauspielerin Petra Wolf (Dritte von links) entführten die Besucher des Abends in die faszinierende Zeit des Jahres 1525. Foto: Bausch Foto: Schwarzwälder Bote

Lesung: Calwer Schauspielerin Petra Wolf gibt Kostproben aus Roman "Die Schwarze Hofmännin" von Klemens Ludwig

Gechingen. Das Mansardenzimmer des Gechinger Heimatmuseums Appeleshof platzt aus allen Nähten. Die Besucher sitzen dort entspannt bei mit Griebenschmalz und Leberwurst bestrichenen Häppchen und heimischen Obstsäften. Ge- spannt lauschen die Gäste des Abends einer szenischen Lesung, bei der die aus dem Fernsehen bekannte und aus Calw stammende Schauspielerin Petra Wolf in lebendiger und mitreißender Art liest.

Neben ihr sitzt Buchautor Klemens Ludwig und gibt zwischendurch immer wieder wichtige historische Erklärungen. Wolf liest aus Ludwigs Roman "Die Schwarze Hof- männin", der über eine kleine historische Sensation berichtet.

Während Frauen nach unserem bisherigen Wissen erst im vorigen Jahrhundert zur Emanzipation aufbrachen, zeigt der Tübinger Autor, dass es auch schon im Bauernkrieg um das Jahr 1525 eine mutige Frau gab, die damals schon selbstbewusst für Gerechtigkeit und die Frauenrechte kämpfte.

"Das Buch, das der Schriftsteller erst nach achtjährigen Recherchen veröffentlicht hat, ist eine interessante Mischung von historischen Fakten und freier romanhafter Gestaltung. Bei der Lesung gibt Schauspielerin Wolf Kostproben. "Es ist meine Interpretation der Hofmännin, die weder bewiesen noch belegt werden kann", sagt Ludwig mit Blick auf die Tatsache, dass die Aussagen die den Archiven entstammen und seine Darstellung der starken Frauengestalt manchmal deutlich voneinander abweichen.

Handwerker müssen gnadenlos schuften und Abgaben zahlen

Die kämpferische Frau stammt aus Böckingen bei Heilbronn und gehört dem "Neckartaler Haufen" der aufständigen Bauern an. Sie erlebt, wie ihr im Roman fiktiv erfundener Bruder bei einer Jagd schwer verwundet wird und vom Truchsess von Waldburg keinerlei Hilfe erfährt. Außerdem müssen die Handwerker und Bauern in jener Zeit gnadenlos schuften und hohe Abgaben zahlen. "Göttliche Gerechtigkeit, das ist das Ziel, für das es sich zu kämpfen lohnt", lässt Ludwig seine Protagonistin immer wieder sagen.

Der Autor stellt in seinem Roman, die Schwarze Hofmännin als spirituell geprägte, weise Frau dar, was die aus Sicht der herrschenden Männer geschriebenen Akten in den Archiven so allerdings nicht immer hergeben.

Eine Frau, die in einer Zeit gegen die Obrigkeit aufbegehrt als dies selbst für Männer ungehörig war, könne nur des Teufels sein. Sie wird deshalb ganz bewusst angeschwärzt und soll angeblich sogar den toten Grafen von Helfenstein in Streifen zer- schnitten und mit seinem Fett ihre Schuhe eingestrichen haben. Margarete Renner, genannt die Schwarze Hofmännin, kämpft gegen Willkür und Unterdrückung.

Zweifellos verfremdete Vita, aber Einblicke in Lebenswelt

Sie träumt von einem Leben in Würde, Freiheit und Gerechtigkeit. Ihre Hoffnung auf eine bessere Zukunft musste die mutige Revolutionärin jedoch aufgeben, als nach der Schlacht bei Böblingen im Mai des Jahres 1525 die Bauern vernichtend geschlagen und hart bestraft wurden.

Die Zuhörer lernen nicht nur eine ungewöhnliche, jedoch zweifellos verfremdete Vita einer besonderen Frau kennen. Sie werden mitgenommen in die Zeit des Umbruchs vom Mittelalter in die Neuzeit und erleben Einblicke in die Lebensweise der Menschen in der damaligen Zeit.

"Alles ist ausverkauft", freut sich Marieke Henriques von der Volkshochschule Calw (VHS).

Wie Norbert Jensen vom Arbeitskreis Heimatgeschichte des Schwarzwaldvereins Gechingen im Gespräch mit unserer Zeitung sagte, könne er sich gut vorstellen, dass derartige Gemeinschaftsveranstaltungen mit der VHS künftig öfter angeboten werden.