Das "Rössle" hat letztmals am 30. April geöffnet – das Bedauern in Rottweil ist groß. Foto: Otto

Die Nachricht von der bevorstehenden Schließung des Gasthauses Rössle sorgt in Rottweil für großes Bedauern. Viele wünschen ihrer Wirtin "Frieda" alles Gute und wollen die Chance nutzen, ein letztes Mal im Rössle zu essen. Und auch die Wirtin selbst bedankt sich.

Rottweil - Es gibt Gasthäuser, die existieren gefühlt schon immer. Sie haben sich im Laufe der vielen Jahrzehnte kaum verändert, müssen keinem Trend hinterher laufen und überzeugen mit Gastfreundschaft, leckerem, gut bürgerlichem Essen und Geschichten, die ganze Bücher füllen könnten. Genau das trifft auf das "Rössle" in der Rottweiler Waldtorstraße, schräg oberhalb des Schwarzen Tors, zu.

Schließung trifft viele ins Herz

Unsere Berichterstattung über die bevorstehende Schließung des Gasthauses zum Monatsende trifft deshalb viele Rottweiler direkt ins Herz, wie die zahlreichen Reaktionen zeigen. "So schade!", lauten aberdutzende Kommentare in den Sozialen Medien. Viele wünschen Wirtin Frieda Zsuzsandor alles Gute für die Zukunft und loben wehmütig ihr leckeres Essen. Schnitzel mit Pommes und Salat, Cordon Bleu, Toast nach Jägerart, gefüllter Pfannkuchen mit Pilzen, Tafelspitz oder ein Paar grobe Bratwürste mit Bratkartoffeln? Wer gerne gut bürgerlich isst, geht ins eins der Traditionsgasthäuser wie das "Rössle" – doch ab 1. Mai bleibt die Küche kalt und Frieda Zsuzsandor zieht schweren Herzens den Schlussstrich. "Es war sehr schön, so viele nette Stunden mit Euch verbracht zu haben", dankt sie ihren treuen Gästen und verkündet per Aushang offiziell: "Das Rössle geht in Rente!"

Ersterwähnung bereits 1677

Die Rente ist redlich verdient. Und die Tradition enorm lang: Das Gasthaus zum weißen Rößle wurde erstmals bereits im Jahr 1677 erwähnt. Im Jahr 1696 brach in diesem Gebäude ein großer Rottweiler Stadtbrand aus, der fast 25 Prozent des Stadtkerns und das Heilig-Kreuz-Münster in Mitleidenschaft zog. 1977 wurde das Nachbarhaus farblich abgesetzt, das übrigens einst das Wirtshaus "Zum weißen Lamm" beherbergte, wie auf der Plattform "Rottweiler Bilder" unter Bezug auf die Schrift "Kulturdenkmale in Rottweil" von Hartwig Ebert und Winfried Hecht erinnert wird.

Das zunehmende Verschwinden der alten Gasthäuser macht vielen Rottweilern Sorgen. Hoffnung macht immerhin, dass die Gastronomie in der Stadt mit Neueröffnungen wie beispielsweise der "Villa Rottweil", dem "SoLuna" vor einigen Jahren oder auch dem kleinen aber feinen vietnamesischen Restaurant im ehemaligen "Mohren" auch ab und an Zuwachs bekommt. Ob sich auch im "Rössle" wieder etwas ergeben wird? Noch zumindest ist keine Nachnutzung in Sicht.