In der Diskussion um die Gäubahnverbindung nach Stuttgart weist OB Christian Ruf Kritik zurück. Foto: dpa/Christian Johner

Oberbürgermeister Christian Ruf teilt die Sorgen der Initiative Pro Gäubahn, was die Aussicht betrifft, über Jahre vom Stuttgarter Hauptbahnhof abgehängt zu sein. Doch die Kritik am Gemeinderat und an ihm will er nicht stehen lassen.

Auf den offenen Brief der Initiative Pro Gäubahn reagiert Oberbürgermeister Christian Ruf am Dienstag in einer öffentlichen Stellungnahme.

„Die Pläne, die Gäubahn über viele Jahre vom Hauptbahnhof in Stuttgart abzutrennen, halte ich ebenso wie Sie für einen schweren verkehrspolitischen Fehler und ein fatales Signal an die Menschen entlang der Gäubahnstrecke“, schreibt Ruf darin. Gemeinderat und Verwaltungsspitze der Stadt Rottweil hätten in den vergangenen Jahren regelmäßig auf diesen Fehler hingewiesen und eine Alternative eingefordert. Der Gemeinderat habe am 29. Juli 2022 eine Gäubahn-Resolution mit dem Titel „1,4 Millionen Menschen dürfen nicht abgehängt werden“ verbunden mit der Forderung an Bund, Land und Stadt Stuttgart, eine Kappung der Gäubahn vom Hauptbahnhof auszuschließen. Die Stadt Rottweil setze sich sowohl im Interessenverband Gäubahn als auch im Verbund mit den Oberbürgermeistern der Anrainerkommunen intensiv für den Erhalt der Bahnstrecke ein.

Plan B

„Nach dem Faktencheck im November und spätestens nach dem Gäubahn-Gipfel vor wenigen Wochen wird jedoch immer klarer, dass wir mit unseren Forderungen nach dem Erhalt der Gäubahn bis zum Hauptbahnhof in Stuttgart womöglich kein Gehör finden werden“, schildert der OB. Es sei daher geboten, einen Plan B zu verfolgen, der die Folgen zumindest abmildere. Die S-Bahn-Lösung habe, bei allen Vor- und Nachteilen, den Vorteil, dass die Fahrgäste weiter ohne Umstieg direkt zum Hauptbahnhof fahren können. „Gerade mit Blick auf die Landesgartenschau 2028 wäre auch eine Direktverbindung von der Landeshauptstadt nach Rottweil gegeben.“

Gemeinsamer Beschluss

Gemeinsam mit den anderen Anliegerkommunen sei daher auf dem Gäubahn-Gipfel beschlossen worden, diese Variante weiterzuverfolgen. „Andere Alternativen wären sicherlich wünschenswert — sie sind indes nicht realistisch“, glaubt Ruf und plädiert dafür, den Realitäten ins Auge zu sehen und Lösungen zu suchen, „bevor wir am Ende ganz mit leeren Händen dastehen“.

Kooperationsbereitschaft ist notwendig

Für die S-Bahn-Lösung, betont Christian Ruf, werde aber die Kooperationsbereitschaft des Verbandes Region Stuttgart benötigt. Nur wenn man dort bereit sei, Wagen an anderer Stelle einzusparen, bestehe eine Chance, die notwendigen Züge für eine S-Bahn in den Süden aufs Gleis zu stellen. „Ich halte es daher in der gegenwärtigen Situation für ein Gebot der Vernunft, nicht ausschließlich auf ein immer unwahrscheinlicheres Einlenken in Sachen Abbindung zu hoffen“, bekräftigt der OB. Eine Schlüsselrolle komme dem Landesverkehrsminister zu. „Ich werde Herrn Hermann bei seinem Besuch in Rottweil auffordern, sein Möglichstes zu tun“.

Ruf versichert, sich „weiterhin für eine leistungsfähige Zugverbindung von Rottweil nach Stuttgart und in die Schweiz“ einzusetzen. „Hier gilt es auch weiter auf der Hut zu sein, gerade der zweigleisige Ausbau sollte angesichts der aktuellen Diskussion nicht in Vergessenheit geraten“.