Wolfgang Grohe (links), Projektingenieur Anlagenbau, und Roland Morlock , Landesvorsitzender des Deutschen Bahnkunden-Verbands, informierten in Rottweil über den aktuellen Stand in Sachen Gäubahn. Foto: Friederichs

Ist die Gäubahn-Kappung noch zu verhindern? Ein Infoabend der Rottweiler Initiative Pro Gäubahn machte Hoffnung.

„In Sorge um die Kappung der Gäubahn in Stuttgart -Vaihingen und damit der Internationalen Bahnstrecke Zürich – Stuttgart’’ hatte die Initiative Pro Gäubahn Rottweil zwei Fachleute, den Landesvorsitzenden des deutschen Bahnkundenverbands Roland Morlock und Wolfgang Grohe, Projektingenieur Anlagenbau, zum Thema „Gäubahn und der Anschluss an den Verkehrsknotenpunkt Stuttgart - Kappung?“ eingeladen.

Umwelthilfe will klagen

Wolfgang Grohe informierte beim Infoabend im Alten Gymnasium eingangs über eine Neuentwicklung in puncto Gäubahn, nämlich die Klageandrohung der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Sie ist im Gegensatz zu einzelnen Kommunen klageberechtigt und sie wird gestützt durch die Oberbürgermeister aller von der Kappung betroffenen deutschen Anliegerstädte, der Schweiz und Italien, die schon lange den desolaten Zustand der Gäubahn ertragen mussten.

1,4 Millionen Menschen im Einzugsgebiet betroffen

Ab 2025 droht die komplette Abhängung. Immerhin 1,4 Millionen Menschen entlang der Gäubahn sind betroffen und trotz des Staatsvertrages von Lugano ist nichts Verbesserungswürdiges passiert, so Grohe. Bereits der „Filder-Dialog“ im Juni 2012 empfahl den Erhalt der Gäubahn.

Die neueste angedachte Variante „Pfaffensteigtunnel’ (Guido Wolf „Die Lösung“!) mit schöngerechneten einer Milliarde Euro Baukosten – vermutlich eher 2,7 Milliarden – brächten keine zufriedenstellende Lösung für die Anrainer der Gäubahn.

95 Prozent der Reisenden wollten zum Hauptbahnhof und nicht zum Flughafen, wandte ein Zuhörer ein. Für Roland Morlock stand fest, mit diesem Geld könne ein vollständiger zweigleisiger Gesamtausbau der Gäubahn bewerkstelligt werden, wenn nicht sogar zwei-oder dreimal. Denn die Probleme der Gäubahn lägen in den eingleisigen Abschnitten von insgesamt 80 Kilometern. Ein stabiler Fahrplan sei daher schwierig, Verspätungen und verpasste Anschlusszüge vorprogrammiert.

Verweis aufs Grundgesetz

Mit dem neuen Tiefbahnhof Stuttgart 21 und seinen acht Gleisen werden zudem gegenseitige Anschlüsse erschwert und ein „Deutschlandtakt“ voraussehbar nicht zu erreichen sein, so der Physiker. Der Pfaffensteigtunnel bilde den „Rettungsanker“ für Stuttgart 21, monierte er. Zum Publikumseinwand, die Grundstücke auf dem Gleisfeld seien bereits von der Stadt Stuttgart gekauft, da gebe es wenig Hoffnung auf den Erhalt der Gäubahntrasse zum Hauptbahnhof, verwies Morlock auf das Grundgesetz, Paragraf 87e. Das enthalte den Schutz von Eisenbahntrassen, den von Wohnungsbau aber nicht.

Grundsätzlich gebe es jetzt schon Zweifel an Stuttgart 21 und seiner Leistungsfähigkeit vor allem im Hinblick auf die notwendige Steigerung des Fahrgastaufkommens. Morlock folgerte, ein Teil der Gleise oberirdisch müsse erhalten bleiben.

Etwas mehr Zuversicht

Werde denn die Klage der DUH Erfolg versprechen? war die entscheidende Schlussfrage aus dem Publikum. Grohe dazu spontan: „Der Bahn werden die Hosen schlottern“, denn die Erfolgsquote der DUH bei ihren Klagen sei erfahrungsgemäß hoch, das gesamte Verfahren bei Stuttgart 21 werde schon im Vorhinein einer Klage aufgerollt. Mit etwas mehr Zuversicht, eine jahrzehntelange Kappung der Gäubahnstrecke zu verhindern, konnte Moderator und Sprecher der Initiative Michael Leibrecht den Diskussionsabend beschließen.“