Halbfinale: Robben und Co. ist Lust vergangen. Van Gaal fordert für Zukunft Verzicht auf Partie um Rang drei.

Die herzzerreißenden Tränen von Luka Robben konnte selbst sein Vater Arjen nicht stoppen. Nach der erneut titellosen WM-Enttäuschung versuchte der Superstar seine Frau Bernadien und den bitterlich weinenden Sohn auf der Tribüne zu trösten und wollte möglichst weit weg vom Weltturnier am Zuckerhut. "Der dritte Platz kann mir gestohlen bleiben", schimpfte der 30-Jährige nach dem Halbfinal-Scheitern beim 2:4 im Elfmeterkrimi gegen Argentinien.

Wie schon im Finale vor vier Jahren, als Robben an Spaniens Keeper Iker Casillas gescheitert war, hatte der Bayern-Profi erneut die Entscheidung auf dem Fuß. Mit einem heroischen Tackling verhinderte Argentiniens Dauerantreiber Javier Mascherano jedoch kurz vor Ende der regulären Spielzeit das Traumfinale mit Deutschland. "Er war genau pünktlich mit seiner Grätsche", grämte sich Robben und wollte keinen persönlichen Favoriten für das anstehende Endspiel benennen: "Ich habe viele Freunde im Team von Deutschland, aber es soll der Bessere gewinnen."

Zu tief saß der Frust beim Team von Louis van Gaal, um an den WM-Showdown am Sonntag zu denken. In schneidendem Tonfall verurteilte der Trainer ebenfalls die anstehende Pflichtaufgabe gegen Brasilien. Es sei schlimm, "dass der Verlierer dieses Spiels am Ende mit zwei Niederlagen nacheinander aus einem eigentlich für ihn sehr erfolgreich verlaufenen Turnier gehen wird", plädierte in der Zukunft für einen Verzicht auf die Partie um den dritten Rang. "Das hat nichts mit meiner Auffassung von Sport zu tun."

Einen weiteren Torwartcoup wie im Viertelfinale gegen Costa Rica, als der eingewechselte Tim Krul zwei Elfmeter hielt, verbaute sich der Coach mit drei Einwechslungen von Feldspielern selbst.

Der blasse Stürmer Robin van Persie habe nicht mehr gekonnt, berichtete van Gaal. "Und ich hatte das Gefühl, dass (Klaas-Jan) Huntelaar das Tor macht." Doch erstmals bei dieser WM gelang dem 62-Jährigen kein spielentscheidender Glücksgriff. Dennoch betonten alle Niederländer wie Dirk Kuyt trotz des verpassten vierten WM-Finals den "Stolz" auf das Geleistete: "Wir haben wie Löwen verteidigt." Der 33-Jährige ist der Älteste aus der Mannschaft, die womöglich bei der EM 2016 in Frankreich mit diesem Kern noch einen weiteren Höhepunkt erreichen kann.