Trotz toller Paraden kassierte Balingens Keeper Julian Hauser vier Gegentore. Foto: Kara

Regionalliga: Traumtor von Lukas Foelsch zum 2:2 - dennoch 2:4-Niederlage gegen SV Elversberg. Mit Video

TSG Balingen – SV Elversberg 2:4 (1:2). Und wieder keine Punkte in der Bizerba-Arena. Gegen Elversberg zeigte die TSG Balingen bei der siebten Heimniederlage in Folge zwar keine schlechte Leistung. Doch der Dritte zeigte den Eyachstädtern ihre Defizite gnadenlos auf.

Das Problem zieht sich durch die Saison wie ein roter Faden: Balingen nutzt vorne seine Chancen nicht, macht hinten Fehler und kassiert zu einfache Gegentore. Dies zeigte sich auch gegen die Saarländer. Die TSG spielte in der Anfangsphase trotz der bisherigen Heimmisere mutig nach vorne und kam nach fünf Minuten auch zur ersten guten Gelegenheit, als Lukas Foelsch mit einem langen Ball auf den rechten Flügel Tobias Dierberger schickte, der seinem Gegenspieler enteilte, allein Richtung Tor, aber den Ball knapp am langen Pfosten des Elversberger Gehäuses vorbei schoss.

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Wie es gehen kann, zeigten die Gäste im Gegenzug: Del-Angelo Williams narrte an der linken Grundlinie mit einer Körpertäuschung Verteidiger Sascha Eisele und passte direkt vor das Tor, wo Sinan Tekerci völlig frei stand und nur noch zum 0:1 einschieben brauchte.

Die Saarländer legten nun los: Zwei Minuten später war es wieder Tekerci, der mit einem Flachschuss TSG-Keeper Julian Hauser zu einer Fußparade zwang. Wenig später war Hauser erneut der Retter, als er im 1:1-Duell gegen Williams klärte.

Balingen ließ sich aber durch den frühen Rückstand nicht entmutigen und spielte sich weitere gute Möglichkeiten heraus: Nach einem weiten Einwurf von Eisele verlängerte Matthias Schmitz am ersten Pfosten per Kopf auf Daniel Seemann, der aber aus drei Metern an die Latte köpfte.

Dafür rappelte es postwendend auf der anderen Seite: Fabian Baumgärtel spielte einen langen Ball auf die linke Seite zu Tekerci, der Schmitz düpierte und die Mitte passte von der Grundlinie zu Israel Suero Fernandez, der Marco Gaiser enteilt war und nur noch zum 0:2 einzuschieben brauchte – eine Kopie des 0:1 wenige Minuten zuvor.

Die TSG bewies aber Moral, spielte mutig weiter und kam zu weiteren Hochkarätern: Nach Ballgewinn im Mittelfeld passte Foelsch in die Spitze auf Epstein, der frei vor dem Tor quer auf Seemann spielen wollte, doch SVE-Keeper Frank Lehmann roch den Braten und warf sich dazwischen – wieder eine gute Chance vertan. Doch im nächsten Anlauf klappte es: Kurz vor dem Pausenpfiff führte Foelsch einen Freistoß im Mittelfeld schnell aus auf Dierberger, der im Strafraum umgemäht wurde von Baumgärtel: Es gab Elfmeter für die TSG, den Epstein sicher zum 1:2-Anschlusstreffer (45.) verwandelte.

Dies gab den Gastgebern Mut für die zweite Halbzeit, in der sich zu Beginn bis auf einen Schuss von Suero Fernandez (56.) zunächst nicht viel tat. Doch dann wurde es rasant: 58 Minuten waren gespielt, als Jonas Fritschi am eigenen Strafraum den Zweikampf gegen Benno Mohr gewann und den Ball lang in die Schmittstelle der Elversberger Ketter auf Foelsch spielte. Der 31-Jährige sah, dass Goalie Lehmann weit vor seinem Gehäuse stand und zauberte eine Bogenlampe aus dem Fußgelenk, die lang und länger wurde und sich über Lehmann hinweg zum 2:2-Ausgleich ins Netz senkte.

Doch die Freude währte nur 21 Sekunden: Nach Wiedernpfiff kam der Ball zu Torben Rehfeldt, der auf die linke Seite spielte zu Baumgärtel, der unbedrängt flanken durfte und in der Strafraummitte Williams fand, der unbehindert von den Balinger Innenverteidigern an den Innenpfosten köpfte, und von dort sprang der Ball ins Tor: 2:3!

Damit musste Balingen wieder einem Rückstand hinterher rennen; die TSG agierte nun offensiver und versuchte zum erneuten Ausgleich zu kommen, hatte dann aber Glück, dass Hauser einen Schuss von Suero Fernandez noch zur Seite abwehrte (69.), und Tekerci nach einem Solo den Ball aus elf Metern frei vor Goalie Hauser übewr das Gehäuse chippte (70.).

Aber im dritten Anlauf machten die Gäste den Sack zu: Foelsch vertändelte den Ball im Mittelfeld, Tekerci marschierte alleine Richtung Tor, umspielte den TSG-Keeper und schob zum 2:4-Endstand ein.

Sinan Tekerci war der Spieler des Tages. Der mittlerweile 26-Jährige hat in der Jugend für die TSG Balingen gespielt. Geboren ist er in Freudenstadt. Seine Karriere begann bei der SG Dornstetten.

Hier gibt es die Pressekonferenz:

Trainerstimmen

Gekämpft alles gegeben – aber wieder einmal vor heimischer Kulisse verloren. Mangelnden Einsatz konnte der Balinger Cheftrainer Ralf Volkwein in der Pressekonferenz nach dem 2:4 gegen die SV Elversberg seiner personell arg dezimierten Mannschaft wahrlich nicht absprechen.

"Fakt ist aber, dass wir zu viele einfache Gegentore kassieren",sagt der 46-Jährige, "Das waren nicht nur die drei Treffer; es waren auch drei, vier Situationen in denen Torhüter Julian Hauser uns mit seinen Paraden im Spiel gehalten hat. Auf der anderen Seite machen wir unsere Chancen nicht rein. Wir wollten die langen Abstöße zustellen, das ist uns nicht gelungen: Elversberg ist zweimal alleine auf die Grundlinie gelaufen und hat quer gespielt, wo jeweils Spieler frei standen. Da muss ich mich fragen, wo unsere Innenverteidiger gestanden sind. Vor dem 0:2 hatten wir einen Flugkopfball, der an die Latte ging und einen Querpass, der in die Arme des Torhüters ging. Wir hatten fünf klare Chancen in der ersten Hälfte, aber nur ein Tor gemacht. Das 1:2 ist zu einem psychologisch guten Zeitpunkt gefallen.

In der zweiten Halbzeit haben wir das 2:2 gemacht und kriegen 30 Sekunden nach dem Ausgleich das 2:3. Das war der Genickbruch. In Summe bekommen wir einfach zu viele Gegentore; in der Vorsaison war es im Schnitt pro Partie ein Gegentor, in dieser Runde sind es zwei. Da kann ich es nicht immer auf dem Schiedsrichter, Glück oder Pech schieben. Es fehlt in gewissen Situationen einfach an der Qualität. Die Jungs sind seit eineinhalb Jahren am absoluten Limit; das zeigt sich auch an den Verletzungen. Von der Einstellung, vom Willen und der Laufbereitschaft her kann ich den Jungs nichts vorwerfen. Sie geben alles, belohnen sich aber nicht. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt."

Sein Elversberger Kollege Horst Steffen war froh darüber, dass seine Mannschaft die drei Punkte auf die Heimreise mitnahm: "Wir sind gut ins Spiel gekommen und haben die Bälle auch zum 2:0 versenkt. In der Folge haben wir etwas nachgelassen und das 1:2 kassiert. Die zweite Hälfte war ausgeglichen. Balingen hat Moral gezeigt, und nach dem 2:2 hätte das Spiel auch noch mal kippen können. Für uns war es brutal wichtig, sofort das 3:2 zu machen. Schlussendlich bin ich froh, das wir das 4:2 doch noch gemacht haben. Balingen hat nie aufgegeben, und dementsprechend war es auch sehr eng."