Ob die Kicker der TSG Balingen in der Regionalliga viel Grund zum Jubeln haben? Foto: Kara

Regionalliga: Gesamtetat der Abteilung steigt auf rund eine Million Euro. Bizerba-Arena noch nicht reif.

Das Abenteuer Regionalliga beginnt für die Fußballer der TSG Balingen am letzten Juli-Wochenende. Das Team bereitet sich seit einer Woche auf den Auftakt vor, die Verantwortlichen schaffen die finanziellen und logistischen Voraussetzungen.

Am Donnerstag verlängerte Haupt- und Trikotsponsor Sülzle bei einer Pressekonferenz am Rosenfelder Hauptstandort des Unternehmens. "Wir freuen uns sehr, unsere langjährige und überaus erfolgreiche Partnerschaft mit der TSG Balingen weiterführen, unser Engagement erhöhen und so den Verein nach Kräften unterstützen zu dürfen", sagte Heinrich Sülzle, geschäftsführender Gesellschafter der Sülzle-Gruppe.

Aufgrund des Aufstiegs hat die TSG ihren Gesamtetat deutlich erhöht. "Wir trennen nicht zwischen erster Mannschaft, zweiter Mannschaft und Jugend. Der Etat wird rund eine Million Euro betragen, in der vergangenen Saison lagen wir bei 700.000 Euro", sagt TSG-Finanzchef Martin Kath.

Regionalligist benötigt hohen Etat

Die Mannschaft hat ihr Scherflein bereits dazu beigetragen, die finanziellen Aufwendungen flacher zu halten. Sämtliche Spieler, die die TSG halten wollte, haben ihre Zusage für das Abenteuer Regionalliga Südwest gegeben. Wesentliche Gehaltssprünge dürften sie nicht machen. Außerdem gewannen sie am vergangenen Samstag das württembergische Finale des Erdinger-Meister-Cups in Frickenhausen und sicherten sich mit einem Winter-Trainingslager im Süden Europas den Hauptpreis. Das "g’mähte Wiesle" vor dem Start in die zweite Saisonhälfte haben sie sich also selbst verdient und dem Klub einen weiteren Kostenfaktor erspart.

Ein Team, das in der Regionalliga Südwest ordentlich mitkicken möchte, benötigt einen Saison-Etat von rund 1,2 Millionen Euro – allein für die Mannschaft. Vor zwei Jahren versuchte sich der ehemalige Klassenkamerad FC Nöttingen in der vierthöchsten Liga. Der Etat lag bei rund 350.000 Euro. Das "Armenhaus" der Liga fand sich 28 Spieltage und 28 Punkte später in der Oberliga Baden-Württemberg wieder.

Doch weitaus problematischer als es sich für sauber wirtschaftende Provinzklubs gestaltet, sieht die Sache für Traditionsvereine aus, die – koste es, was es wolle – in Liga 3 aufsteigen wollen, um an alte, glorreiche Zeiten anzuknüpfen. In der vergangenen Spielzeit bekam der KSV Hessen Kassel die Quittung für ein Insolvenzverfahren in Form von neun Punkten Abzug. Der KSV stieg ab. Vor zwei Jahren hätte es beinahe die Offenbacher Kickers mangels Masse erwischt. Doch sie hielten sich trotz der Neun-Punkte-Hypothek und zählen auch in der kommenden Saison mit dem SV Elversberg und den Ex-Bundesligisten 1. FC Saarbrücken und SV Waldhof Mannheim, die Ende der vergangenen Saison als meister und Vizemeister in der Aufstiegsrelegation scheiterten, zu den Top-Favoriten.

Mindest vier Spieler mit U23-Status

Bislang einziger TSG-Neuzugang ist Keeper Maximilian Pfau (FC Schonach). Dabei soll es natürlich nicht bleiben. "Wir werden noch zwei, drei Spieler verpflichten, die uns sofort weiter helfen können, und zwei im U23-Alter verpflichten", sagt Trainer Ralf Volkwein. Das Kontingent an U23-Spielern wollen die Eyachstädter deshalb erhöhen, weil in jeder Regionalliga-Partie mindest vier Spieler mit U23-Status auf dem Spielberichtsbogen auftauchen müssen – im aktuellen Kader erfüllen nur Hannes Scherer, Niklas Schäuffele, Adrian Müller, Cedric Guarino und der verletzte Carlos Konz diese Voraussetzung. Die einzigen Spieler der TSG, die bereits in der Regionalliga oder höher gespielt haben, sind Jörg Schreyeck, Fabian Fecker, Lukas Foelsch, Fabian Kurth und Stefan Vogler. "Ich bin optimistisch, dass meine Jungs die Punkte holen, die sie brauchen, um am Ende über dem Strich zu landen. Wir haben die Qualität, jedem Gegner weh zu tun, es muss aber alles stimmen. Taktisch werden wir sicher etwas verändern", sagt Coach Volkwein.

Ob die Balinger Bizerba-Arena bis zum ersten Spieltag die Regionalliga-Reife erlangt, ist noch unklar. Ein neues Kassenhäuschen und ein Verpflegungsstand sind bereits aufgestellt, von den zusätzlichen Stufen und der 2,20 Meter hohen Zaunanlage um das Spielfeld, für die die Stadt Balingen einsteht, ist noch nichts zu sehen. "Wenn es zeitlich nicht klappt, werden wir versuchen, die Heimspiele gegen Mannschaften, die große Fangruppen mitbringen, nicht gleich auf den Anfang der Saison zu legen, sonst müssen wir ins Stadion an der Kreuzeiche in Reutlingen ausweichen", weiß Volkwein. Heimspiele gegen Mannschaften wie den SV Waldhof Mannheim oder den SSV Ulm stellen also eine weitere Herausforderung für den "Fußball an der Eyach" dar.

Apropos Ulm. Das Spiel gegen die Spatzen zählt neben jenen gegen die Perspektivteams der Bundesligisten SC Freiburg und VfB Stuttgart zu jenen Partien, die gerade noch als Derbys durchegehen. Besonders viele Zuschauer werden die Freiburger und Stuttgarter jedoch nicht mit in die Bizerba-Arena bringen. Dasselbe gilt für die U23-Teams der TSG Hoffenheim und des FSV Mainz 05.

Ob Mannschaften wie der TSV Eintracht Stadtallendorf oder TSV Steinbach-Haiger von zahlreichen Fans begleitet werden, steht ebenfalls in den Sternen, schließlich hätten die eine Anreise von knapp 400 Kilometern. "Ein Schnitt von 1 500 Zuschauern pro Spiel müsste realisierbar sein. Ich gehe davon aus, dass der Zuspruch in den ersten Spielen gut sein wird, und dann hängt viel von den Ergebnissen ab, mit denen wir starten", sagt Abteilungsleiter Haußmann. Die Eintrittspreise will die TSG nur moderat erhöhen. "Wir bleiben in dieser Hinsicht auf dem Boden, wir wollen ein Verein für eine breite Öffentlichkeit sein", so Haußmann weiter.