Das bekommt man nicht oft zu sehen: Salzstettens Kevin Lubig (Nummer 6) setzt sich im gegnerischen Strafraum durch und köpft ins Tor. Zwei weitere Treffer in nicht mal einer Viertelstunde sollten noch folgen. Foto: Wagner

Spieler des Tages: Salzstettens Innenverteidiger: "So was kommt wirklich nicht alle Tage vor".

Einer muss es machen: Die Gegentorbilanz der SF Salzstetten nimmt sich vergleichsweise schlecht aus. Und wenn es hinten nicht läuft, schlägt man am besten vorne zu. Kevin Lubig hat das zuletzt verinnerlicht. Er war am Sonntag der Torgarant – und das als Innenverteidiger.

"Ich bin mir ziemlich sicher, dass das so oder zumindest in dieser Form nicht mehr so schnell vorkommt", sagt Lubig. Drei Tore in 17 Minuten, für einen waschechten Verteidiger, und das ist Lubig, eine Sensation: "Klar meinten da die Mitspieler, dass ich jetzt doch einen ausgeben muss."

Dabei wollte es der 27-Jährige doch sachte angehen lassen. Seine dritte Saison bestreitet der in Hochdorf lebende Spieler mittlerweile bei den Sportfreunden. Ausgerechnet in der Vorbereitung auf die aktuelle Runde verletzte er sich, eine Entzündung an der Achillesferse machte einen Einsatz zunichte, fünf Wochen Pause standen unterm Strich. Dass Lubig nach seiner Genesung in seinem zweiten Einsatz diese Saison – das Spiel davor lief er nur zehn Minuten auf – über die vollen 90 Minuten gehen musste, auch weil die Spohn-Brüder zuletzt rot gesperrt fehlten und nur Sascha Spohn wieder neben ihm die Innenverteidigung übernahm, "da, muss ich zugeben, war ich nach dem Spiel komplett kaputt". Zeit zum feiern sei dem Produktionsleiter in einem mittelständischem Betrieb kaum geblieben, so erschöpft war er.

Dabei hätte Lubig allen Grund gehabt, einen draufzumachen. Drei Tore nach drei Standards, zwei Ecken und ein Freistoß, alle mit dem Kopf erzielt, vorbereitet von Spielerkollege Uwe Huss – was begehrt das Spielerherz da mehr? "Und", das hebt Kevin Lubig besonders hervor, "die Aktionen waren keineswegs abgesprochen, auch wenn das von außen so aussieht. Es gab mal eine Saison, da habe ich mit dem Kopf acht Tore gemacht", versichert er.

Das Spiel in der Verteidigung liegt Lubig. Seit jeher nimmt er die Position im defensiven Bereich an und ein. Mit einem Körpermaß von 1,89 Meter und 90 Kilogramm Gewicht, nimmt er sich im Vergleich weder schmächtig noch stämmig aus. Besetzen die Spohn-Bruder in gewohnter Weise die Innenverteidigung, spielt Lubig in der Regel vorgezogen, etwa auf der Sechs. "Ich bin jetzt nicht der Typ, der mit dem Außenrist einen 50 Meter-Pass punktgenau abliefern kann, auch wenn man das immer mal wieder trainiert. Ich kann dafür hinten gut abräumen. Und ich bin nicht der Langsamste, kann den Ball gut stoppen", sagt er.

Dass die Position für ihn prädestiniert scheint, dürfte auch Trainer Mustafa Naim nicht entgangen sein, als er ihn nach Salzstetten lockte. "Als er den Trainerjob übernahm, hat er aus dem Team eine schlagkräftige Mannschaft gemacht", sagt Lubig. An der Seite von Sascha Spohn in der Defensive fühle er sich besonders wohl: "Er ist ein wenig älter, davon kann man lernen. Er kann ein Leitwolf sein, da nimmt man schon etwas mit."

Auch zum Gefallen der Verwandten und seiner Freundin. Bereits sein Großvater schnürte seinerzeit die Kickschuhe, "spielte ewig", der Vater eher hobbymäßig mit seinen Freunden "in der Kreisliga B", lacht Lubig. Er habe lange für den VfL Hochdorf gespielt (momentan Kreisliga A 2), Mustafa Naim habe damals für die Salzstetter Ausschau nach möglichen Spielern gehalten und sei da unter anderem bei ihm fündig geworden. "Realistisches Ziel sollte es diese Saison schon sein, unter die ersten fünf zu kommen, das traue ich uns zu, auch wenn in dieser Saison jeder jeden schlagen kann".

Das Ziel zu erreichen, dafür wird Lubig alles daran setzen, denn auch der Vater sieht sich so ziemlich jede Spiel vor Ort an, "und man weiß ja, die Eltern sind die größten Kritiker", sagt er. Nur an diesem Sonntag hatte der Vater mal nichts gesagt. Nicht geschimpft ist eben auch genug gelobt – vor allem für einen gelungenen Hattrick durch einen Innenverteidiger in nicht mal 20 Minuten. Einer muss es eben machen.