Jeder durfte mal treffen, schien es auf Holzhauser Seite, wie hier Dominik Bentele gegen SG-Torwart Tim Avenarius. Holzhausen fertigte die SG-Ahldorf-Mühlen regelrecht ab. Foto: Wagner

Landesliga: Trotz vieler gezwungener Umstellungen versprüht Hepkeskin-Elf Spielfreude.

Ja, es sollte das Spiel der bisherigen Saison für beide Mannschaften werden. Und nicht nur die SG Ahldorf-Mühlen und der FC Holzhausen waren in heller Vorfreude auf das Derby beim Aufsteiger. Am Ende lachte aber nur einer.

Es war herrlich angerichtet. Ein Spiel unter Flutlicht, freitagabends, viele Fußballfans hatten oder nahmen sich die Zeit, einem vermeintlichen Spektakel beizuwohnen, Hunderte zog es an. Auf Gastgeberseite rührte man kurz vor Anpfiff nochmal die Werbetrommel, von den Angeboten am Grill doch bitte reichlich Gebrauch zu machen. Allein, es hätte ihnen respektive der Vereinskasse gut getan, nicht nur auf Vereinsheims- sondern auch auf der Gegenseite des Platzes einen Würstchenstand aufzustellen.

Denn der Andrang war groß, die Zeit knapp und die mitgereisten Holzhauser Fans auf ebenjener anderen Seite bekamen gar nicht erst die Zeit, sich anzustellen. Bereits nach zwei Minuten führte deren Team 1:0, legte binnen zehn Minuten zwei Treffer nach, von einer Lehrstunde sprach am Ende Ahldorf-Mühlens Trainer Andreas Hug, und selbst dessen Goalgetter Tobias Schmollinger zeigte sich nach Schlusspfiff konsterniert, aber auch selbstkritisch: "Acht Tore habe ich in meiner Spielerkarriere noch nicht erhalten", konnte er es kaum fassen, und schob nach: "Es hat uns an allem gefehlt, technisch und taktisch".

Das alles zu verdauen, da wird auch Andreas Hug gefragt sein, und das weiß er. Der SG-Coach sorgt sich nämlich nach der Klatsche um das Selbstbewusstsein seines Teams, das es schnellstmöglich wiederherzustellen gilt. Denn plötzlich rutscht man wieder unten rein, während Holzhausen nach dem Darmsheim-Ausrutscher wieder in der Spur ist. Fast konnte man von einem Zweiklassen-Unterschied sprechen, und der wäre es in aller Konsequenz, würde die SG absteigen, und Holzhausen eine Liga hoch.

Roland Hoch steht vor OP

Aber dafür ist es viel zu früh und es gilt einen genaueren Blick auf die Mannschaft von Onur Hepkesin zu werfen, die wie aus einem Guss spielte. Dabei war bis zum Abschlusstraining noch gar nicht wirklich fix, wer eigentlich statt der Fehlenden – ob verletzungsbedingt oder beruflich verhindert – auflaufen würde. Hepkeskin ließ nichts durchsickern und viele neben dem Platz unkten schon, das könnte die Chance für den Aufsteiger werden.

Doch noch unmittelbar vor Anpfiff runzelte deren engagiertes Vereinsmitglied Alexander Kramer mit der Stirn und sagte: "Auch wenn Holzhausen wichtige Spieler fehlen, sie haben die Qualität, sie adäquat zu ersetzen. Ein Chancenplus für uns sehe ich eigentlich nicht." Und Kramer sollte Recht behalten. Wie einfach sah das plötzlich aus, dass ein Manuel Zug, sonst eher links zu finden, auf Riccardo Spattaros rechte Außenverteidigungsposition wechselte, Raphael Ruf links agierte und Oliver Gratwohl mit Roland Hoch die Innenverteidigung bildete?

Roland Hoch? Mit Blick auf den Spielberichtsbogen dachte man an einen Vertipper. Hat Hoch nicht derartige Meniskusprobleme, dass an einen Einsatz nicht zu denken ist? Und in der Tat, Hepkeskin sagte nach dem Spiel, dass dem Verteidiger eine Operation bevorstehe, wann, das könne er allerdings nicht sagen. Den Trainer interessierte aber vielmehr, dass Hoch unbedingt das Derby spielen wollte und auf die Zähne biss. Der ganze Abwehrverbund machte seine Arbeit denn auch ausgezeichnet, stand bei gegnerischen Angriffen in Viererreihe und erlaubte es sich beim ein oder anderen eigenen Angriff, wenn nicht direkt auf eine Dreierkette umzustellen, doch wenigstens einen Verteidiger weiter vorne zu positionieren.

Und im Mittelfeld harmonierten plötzlich Ilie Iordache und Patrick Detta, Marc Wissmann und Sonay Erdem etwas offensiver komplettierten das Mittelfeld. Und dann waren ganz vorne ja noch ein Janik Michel, über den man mit seinem Dreierpack nichts mehr sagen muss sowie Dominik Bentele, der die linke Seite komplett im Griff hatte und dessen erste hereingebrachte Ecke die Schwächen von Torwart Tim Avenarius – der viele gute Paraden zeigte – offenbarte: nämlich beim Herauslaufen. Das nutzte Oliver Gratwohl schamlos aus.

Niklas Klemenz debütiert

Einen Neuling bekam man am anderen Ende des Platzes zu sehen, dort hütete Niklas Klemenz erstmals das Tor für Holzhausen und erntete insgesamt Lob von seinem Trainer. Allerdings hatte Klemenz auch nicht viel zu tun. Den ersten gefährlichen Schuss parierte er mustergültig, beim Gegentreffer schien er nicht ganz glücklich, auch sein Spiel scheint eher das auf der Linie als das des Herauslaufens. Das deutete sich beim zwischenzeitlichen 1:4, aber auch bei der ein oder anderen Ecke an, bei der es noch Abstimmungsprobleme mit den Vorderleuten gab – aber am Ende konnte das dem Derbysieger komplett egal sein.