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Thomas Siegmund ist mit 28 Jahren jüngster Trainer der Landesliga - und führt die Tabelle an.

Thomas Siegmund ist mit 28 Jahren der jüngste Trainer der Landesliga. Aktuell steuert er mit der SV Böblingen den Aufstieg in die Verbandsliga an. Nachdem er vor knapp zwei Jahren das Ruder bei der Sportvereinigung übernommen hatte, gelang dem Verein der gewünschte Umbruch.

Wenn man im Internet nach Thomas Siegmund sucht, dann wird man schnell fündig. Man findet einen Wikipedia-Eintrag eines ehemaligen Fußballprofis und heutigen Trainers. Einer, der in der Jugend bei der SpVgg Renningen, später bei den Stuttgarter Kickers, dem SC Freiburg und dem SSV Ulm sogar in der zweiten Liga gespielt hat. Heute ist zufällig auch noch der Geburtstag von Thomas Siegmund. Er wird 54 Jahre alt. Aktuell ist er Trainer von TuS Raubling in der Bayernliga. Und er ist damit quasi das Gegenteil des 28-jährigen Thomas Siegmund, dem Trainer der Sportvereinigung Böblingen.

Mit 26 Jahren wurde dieser Thomas Siegmund erstmals Cheftrainer bei einer Herrenmannschaft. Eine große Spielerlaufbahn hatte er nie. Vielleicht steht ihm aber eine umso größere als Trainer bevor. Als Fußballer hat er beim TSV Bernhausen, anschließend beim SV Bonlanden in jungen Jahren gespielt. In der B-Jugend kam er zur SV Böblingen. Nur wenige Monate später war seine Laufbahn auch schon beendet. Im zweiten Jahr bei den A-Junioren zwangen ihn mehrere Knieverletzungen zum Aufhoren.

Gleichzeitig begann seine Trainerlaufbahn bei den Junioren der SV Böblingen, die er in der Jugendabteilung der Stuttgarter Kickers fortsetzte. Bevor er im Dezember 2016 das Ruder in Böblingen übernommen hatte, war er Co-Trainer der U17. Dann kam die Anfrage der Sportvereinigung. "Ich habe mich ganz bewusst für diesen Schritt entschieden, um mich im Aktivenfußball zu etablieren", sagt er. Das ist ihm gelungen.

Unter Trainer Thomas Siegmund stabilisierten sich die Böblinger in der Rückrunde der Saison 2016/17 zunächst. In zwölf Spielen holte die Mannschaft 18 Punkte. Im Sommer folgte dann der Umbruch, der dem Verein nach dem Abstieg aus der Verbandsliga nicht gelungen war. Das Gesicht der Mannschaft wurde runderneuert, "nach meinen Vorstellungen".

Mit der Verpflichtung von Thomas Siegmund scheint auch endlich das eingetreten zu sein, was sich der Verein nach turbulenten Monaten so sehnlich gewünscht hatte. Wieder in ruhige Fahrwasser kommen, Kontinuität auf der Trainerbank haben – und auch wieder von der guten Jugendarbeit profitieren. "Wir haben den Resetknopf gedrückt", hieß es damals. Der Kontakt zum ehemaligen Jugendspieler und -trainer hatte immer Bestand. "Es hat vieles miteinander verbunden, als ich hier wieder angefangen habe", sagt der Trainer selbst. "Es war ein Neuanfang."

Gut zwei Jahre später steht der Verein nun an der Tabellenspitze der Landesliga, nachdem man die Vorsaison als Tabellendritter abgeschlossen hatte. Es geht also immer weiter nach oben und das soll es noch nicht gewesen sein. Das klar formulierte Ziel ist der Aufstieg. "Ich werde mich nicht mit dem zufrieden geben, wie es aktuell ist", sagt Thomas Siegmund.

Der 28-Jährige ist ehrgeizig und hat Ambitionen. "Wir würden uns alle gerne eine Liga weiter oben sehen. Daraus mache ich keinen Hehl", sagt er. Doch dafür ist auch trotz der Tabellenführung noch ein weiter Weg zu gehen. "Wer am 13. Spieltag Tabellenführer ist, hat noch nichts erreicht. Es ist auch keine Garantie dafür, dass man nach dem 30. immer noch oben steht."

Und wie sieht es mit seinen persönlichen Ambitionen aus, immerhin weckt ein so junger und erfolgreicher Trainer, der bereits über die B-Lizenz verfügt, ja auch Begehrlichkeiten? "Ich konzentriere mich voll und ganz auf meine Aufgabe in Böblingen", betont er. Was vielleicht in ein paar Jahren kommt, werde man sehen. Er kann sich gut vorstellen, ein oder zwei Ligen nach oben zu gehen – am liebsten mit der Sportvereinigung natürlich. "Das Thema Landesliga ist lukrativ. Das Thema Landesliga ist auch keines, was man geschenkt bekommt. Aber es gibt sportlich gesehen, noch viel über uns", sagt er. Doch dafür müsse man immer abwägen, welchen Preis man in der Lage ist, zu bezahlen. "Ich war bei einem Verein, der im Profifußball unterwegs ist und habe mich bewusst für Böblingen entschieden", betont er.

So einen Eindruck erweckt der 28-Jährige. Er denkt rational. Kopfentscheidungen, weniger aus dem Bauch heraus. Zumindest, was das Tagesgeschäft angeht. Bei einer Sache wäre es vielleicht anders. "Wenn jetzt der VfB kommt und fragt: Thomas, möchtest du eine Jugendmannschaft von uns übernehmen, würde ich mir das als VfB-Fan gut überlegen", sagt er und lacht – das einzige Mal während des Gesprächs.