Volles Haus herrschte bei der Schiedsrichterschulung mit Eugen Strigel (links) in Oberiflingen. Foto: Klemenz Foto: Schwarzwälder Bote

Fußball: Strigel spricht über die Erfahrungen im Video-Keller in Köln / Digeser stellt neuen Förderverein vor

Ab der neuen Fußballsaison wird es auch in der zweiten Fußball-Bundesliga den Videobeweis geben – allerdings ohne die Torlinientechnik. Das berichtete am Mittwoch in der Schiedsrichterschulung den Nördlichen Schwarzwalds Schiedsrichterlegende Eugen Strigel beim Besuch seiner Heimatgruppe.

(jak). Außerdem stellte Oberliga-Schiedsrichter Manuel Digeser vor knapp 100 anwesenden Schiedsrichtern den neu gegründeten Förderverein der Schiedsrichter vor, dem er vorsitzt. Digeser begründete die Notwendigkeit zur Gründung des Schiedsrichter-Förderverein, wie es ihn in anderen Schiedsrichtergruppen schon länger gibt, mit den gesetzlichen Vorschriften.

Einnahmen generieren

Der Förderverein sei eine Notwendigkeit, um künftig Einnahmen generieren zu können. Mit diesen sollen Schiedsrichter bei der Beschaffung von Ausrüstung unterstützt werden können, eventuell nach den Schulungen mal Getränke übernommen werden, um die Kameradschaft zu pflegen. In eine ähnliche Richtung zielt auch die Absicht, sich nach einem Spieltag sonntags regelmäßig zu einem Stammtisch zu treffen, um Erfahrungen auszutauschen. Solche Treffen könnte es im Horber und im Freudenstädter Raum geben. Mitglied im Förderverein sollten alle Schiedsrichter, aber möglichst auch alle Fußball-Vereine im Bezirk werden. Die Mitgliedsvereine im Nördlichen Schwarzwald werden separat angeschrieben.

Rechtsexperte gibt Tipps

Der stellvertretende Gruppenobmann Richard Braun stellte dazu noch den Solidaritätsfonds für Schiedsrichter vor, dessen Motto "Einer für alle, alle für einen" sei. Der Fond dient dazu, in Not geratene Schiedsrichter finanziell zu unterstützen. Dazu wird künftig bei allen Schulungen ein so genanntes "Fondschwein" aufgestellt. Der Rechtsexperte der Gruppe, Rico Neidinger, ist eigens von seinem Studienort Würzburg zur Schulung angereist und ging auf einige rechtliche Situationen, vor allem nach Spielabbrüchen ein, die es unter anderem auch bei Jugendspielen gegeben habe. Neidinger riet den betroffenen Schiedsrichtern dringend – bei Jugendspielen können das auch Jungschiedsrichter sein – sich nach so einem Vorfall sofort an Schiedsrichterobmann Markus Teufel oder ein Ausschussmitglied zu wenden.

"Stargast" referiert

Mit Spannung wurde der Auftritt des "Stargast des Abends" erwartet, wie Markus Teufel den ehemaligen Bundesliga-Schiedsrichter Eugen Strigel ankündigte. Vor allem dessen Erfahrungen bei seiner Arbeit im Kölner Video-Keller interessierte die hiesigen Pfeifenmänner. Für die kommende Saison wird der Kölner Keller um einen Raum erweitert, denn auch Spiele der zweiten Bundesliga werden künftig videoüberwacht. Allerdings wird es aus Kostengründen keine Torlinientechnik geben. Rund 120 000 Euro koste das den Heimverein pro Stadion. Angesichts der Tatsache, dass es auf der Torlinie verhältnismäßig wenig strittige Szenen pro Saison gibt, wird zunächst darauf verzichtet.

Im Kölner Videokeller gibt es neben dem eigentlichen Videoschiedsrichter noch einen Assistenten und zwei Operatoren. Diesen steht auf zwei großen Monitoren das vom Fernsehsender "Sky" gestellte Bildmaterial zur Verfügung, das auch der Fernsehzuschauer sieht. Daneben gibt es weitere Monitore mit Bildern von zusätzlichen Kameras. Bei der Vielzahl der parallel gezeigten Bilder könne es schon einmal vorkommen, dass man eine strittige Szene nicht auf Anhieb erkennt. Bestes Beispiel war das Handspiel von Hertha BSC gegen den VfB Stuttgart. Das wurde erst fünf Minuten nach der Szene eher zufällig entdeckt – zu spät, um eingreifen zu können.

Originalszenen im Blick

Strigel zeigte Szenen mit dem Originalton, auf denen zu sehen war, wie hektisch es mitunter im Kölner Keller bei der Kommunikation mit dem Schiedsrichter auf dem Platz zugehen kann. "Die verhältnismäßig schnelle Entscheidung ist sicher bisweilen problematisch", sagte Strigel. Manchmal müsse man sich ein Bild ein paarmal anschauen, eventuell auch aus verschiedenen Perspektiven, während das Spiel weiterläuft.

Strigel sieht Potenzial

Ziel des Videobeweises sei es, klare Fehlentscheidungen zu verhindern und das sei in den überwiegenden Fällen auch gelungen. "Wir wollen die ganz klaren Fehler weghaben", sagte Strigel, stellt aber gleich die Frage: "Was ist eine klare Fehlentscheidung?“" Bei Abseitsstellungen sei es verhältnismäßig einfach. In diesem Fall würden zwei Linien gezogen am Fuß des Stürmers und am Fuß des Verteidigers und dann seien eben auch drei Zentimeter abseits. Bei allen anderen Entscheidungen sei es schwieriger. Der 69-jährige frühere DFB-Lehrwart räumte ein: "Im Prinzip läuft es gut, aber noch nicht optimal. Ich hoffe, dass es kommende Saison noch besser läuft." Mit einem Geschenk und lang anhaltendem Applaus wurde Eugen Strigel auf seine lange Heimreise nach Rheinzabern verabschiedet, wo der ehemalige Bahnhofsvorsteher von Horb mittlerweile beheimatet ist.

...des neuen Schiedsrichter-Fördervereins:

Vorsitzender: Manuel Digeser.

Stellvertreter: Daniel Pfeffer.

Kassier: Philipp Baur.

Schriftführer: Richard Braun.

Beisitzer: Carmen Braun, Matthias Kraus und Gregor Carl.