Roland Sallai war in seinem Debüt für Freiburg gleich Mann des Spiels. Foto: Steffen Foto: Schwarzwälder Bote

Fußball: Freiburgs Last-Minute-Neuzugang Roland Sallai "räumt alles ab" und führt sein Team zum Sieg

Der bisherige Tabellen-15. gewann überraschend beim bisherigen Tabellendritten. Der erste Saisonsieg des SC Freiburg war dabei genauso bemerkenswert wie die Geschichte zum Mann dieses Spiels.

Gäbe es in der Fußball-Bundesliga einen Preis für den besten Spürsinn, hätte ihn der SC Freiburg schon mehrfach gewonnen. Der kleine Verein aus dem Breisgau hat Spieler wie Caglar Söyüncü, Maximilian Philipp oder Papiss Demba Cissé für weniger als zehn Millionen Euro gekauft und für mehr als 50 Millionen wieder verkauft. Auch die neueste Entdeckung des Sport-Clubs – Roland Sallai – hat bei dem überraschenden 3:1 (2:0)-Sieg seines Teams beim VfL Wolfsburg einen Einstand hingelegt, an den man sich noch lange erinnern wird.

Lediglich sieben Minuten braucht er zu seinem ersten Bundesliga-Treffer

Der erst 21 Jahre junge Ungar brauchte in seinem ersten Bundesliga-Spiel nur sieben Minuten, um sein erstes Tor zu köpfen. Und selbst danach dauerte es keine Viertelstunde mehr, bis er auch den zweiten Freiburger Treffer in die Wege geleitet hatte. Nur genießen konnte der Flügelspieler seinen großen Auftritt nicht.

Denn während den zweiten 45 Minuten lag der Youngster mit Schwindelgefühlen in der Freiburger Kabine und sah einige Dinge zeitweise sogar doppelt. Der Wolfsburger Ignacio Camacho hatte ihn mit dem Ellenbogen so hart am Kopf getroffen, dass der Bundesliga-Debütant noch vor der Pause ausgewechselt werden musste und einige dem spanischen Mittelfeldmann des VfL bei dieser Aktion sogar Vorsatz unterstellten. "Es war unglücklich. Camacho sieht ihn, Roland nicht. Lassen wir das mal so stehen", sagte SC-Trainer Christian Streich in einem Sky-Interview.

Immerhin: Der Mann des Spiels ist wieder so gut beisammen, dass er am Sonntag via Twitter eine kurze Videobotschaft verschickte. "Ich bin froh, wieder in Freiburg zu sein", sagte er darin. Dem Spieler gehe es "soweit gut", teilte auch der Verein mit. Freiburgs Sportchef nahm das ganze Geschehen mit Humor. "Er hat gleich zum Einstand bei uns alles auf einmal abgeräumt", sagte Jochen Saier über Sallai. Ein Tor. Den ersten Saisonsieg. Ein schmerzhaftes Aus.

Freiburgs Trainer Streich möchte den flinken Ungarn am liebsten schon am Dienstag beim Heimspiel gegen Schalke 04 wieder einsetzen. "Ich bin sehr glücklich, dass er bei uns ist", sagte der Coach. "Er ist sehr beweglich, er hat eine Überzeugung und eine Leichtigkeit. Dazu ist er persönlich ein guter, positiver Kerl."

Vor allem ist Roland Sallai ein typischer Freiburg-Transfer. Der Verein hat den Spieler lange beobachtet, was in seinem Fall gar nicht so einfach ist, wenn jemand mit 12 Jahren in die Ferenc-Puskas-Akademie einzieht, mit 19 zu US Palermo nach Italien wechselt und mit 20 zu APOEL Nikosia auf der Insel Zypern. Der SC kann auch nach wie vor keine Exzesse auf dem Transfermarkt finanzieren, weshalb der Transfer von Sallai in diesem Sommer zu platzen drohte. Erst "Deadline-Day" einigte man sich mit APOEL auf eine Ablösesumme von 4,5 Millionen Euro.

"Herzlichen Glückwunsch an unsere Scouting-Abteilung", sagte Präsident Fritz Keller nach dem Sieg in Wolfsburg. "Daran sieht man mal wieder, wie wichtig es ist, einen Spieler langfristig zu beobachten. Das funktioniert bei uns, seitdem wir vor 25 Jahren zum ersten Mal aufgestiegen sind." Die Freiburger haben nur so eine Chance, sich in der Bundesliga zu behaupten: Indem sie Spieler finden, die andere Klubs übersehen. Und indem diese Spieler sich dann möglichst schnell und möglichst geräuschlos integrieren.

Die Freiburger Tore schossen am Samstag neben Sallai (7.) noch Nils Petersen (21.) und Mike Frantz (51.). Der eine ist inzwischen Nationalspieler, der andere Kapitän – und was wird mal aus Sallai? Der sei "richtig gut", sagte auch das SC-Urgestein Nicolas Höfler.

Im zwölften Anlauf endlich wieder ein SC-Auswärtserfolg

Lange, zu lange hatten die Breisgauer auf ihr erstes Erfolgserlebnis auf fremden Plätzen warten müssen. Nach elf Auswärtsspielen ohne Sieg war der nicht eingeplante Dreier bei den so stark gestarteten Niedersachsen Erlösung und Wendepunkt zugleich. "Unsere Leistung war leidenschaftlich und überzeugend", sagte ein sichtlich erleichterter Christian Streich.

"Unser Spiel war ein bisschen lahm, wir sind zu spät richtig in Bewegung gekommen", kritisierte auf der anderen Seite VfL-Sportdirektor Jörg Schmadtke. Und so wurde es nichts mit dem dritten Sieg in der vierten Partie und dem besten Bundesligastart der Vereinsgeschichte. Ausrutscher oder Trendwende – eine Frage, die während englischer Wochen schneller beantwortet wird als üblich. Schon das Gastspiel in Mainz am Mittwoch (20:30 Uhr/Sky) wird richtungsweisend sein.