Im Angriffsmodus ist SG Vöhringens Edwin Sieg momentan kaum zu stoppen. Foto: ah

Bezirksliga: Spieler des Tages von der SG Vöhringen macht nicht nur bei Freistößen eine blendende Figur.

Was gibt es schöneres als einen Derbysieg? So geschehen am Sonntagmittag, als sich die SG Vöhringen mit 4:0 gegen die TSG Wittershausen durchsetzte. Trainer Markus Bradtke ordnete dem Sieg alles unter, "alles andere ist egal", freute er sich. Großen Anteil am Sieg hatte dabei Edwin Sieg – dem wiederum blieb keine Zeit zu feiern.

Seit gestern nämlich wähnt sich der 26-Jährige bei einer Fortbildung in Darmstadt. Der gelernte Industriekaufmann paukt für ein Zertifikat im Vertriebsaußendienst. Das Bedauerliche dabei: Die Fortbildung geht die komplette Woche, Sieg wird damit am Donnerstagabend beim Bezirkspokal-Viertelfinalspiel beim TuS Ergenzingen nicht mit von der Partie sein.

"Der Trainer hat sogar extra angeboten, mich aus Darmstadt abzuholen und runterzuchauffieren", sagt Sieg. Und insgeheim hat er wohl auch damit geliebäugelt. Allein, der Prüfungsstoff samt Präsentationen und allem was dazugehört, "da ist es einfach unmöglich, mitzuspielen. Aber natürlich schaue ich mit einem Auge drauf, fiebere mit. Und ich bin fest davon überzeugt, dass die Jungs das schaffen".

Ähnlich sieht es auch Bradtke: "Dann müssen eben die anderen ran, auch wenn es natürlich extrem bitter ist, dass er nicht dabei sein kann. Edwin ist gerade gut drauf, ich bin sehr zufrieden mit ihm." Und das kann er mit Fug und Recht. Präsent sind natürlich noch seine zwei Tore vom Sonntag. Sieg erinnert sich: "Dem ersten Treffer zum 1:0 ging eine Möglichkeit von Tobias Tews voraus, der Torwart konnte seinen Schuss aber abwehren. Der Abpraller landete bei Kai Cmelik, der dann zu mir passte und ich aus kurzer Distanz den Ball unter die Latte knallte." Tor Nummer zwei kam dann nur drei Minuten später zustande. "Das war ein Freistoß von mir, geschossen aus etwa 40, 45 Metern, direkt vors Tor. Der Keeper war irritiert, der Ball setzte auch noch auf. Das ist manchmal nicht einfach für Torhüter."

Sieg weiß dabei genau wovon er spricht. Geht es um Standards, ist er zur Stelle. Es war ein Freistoß nach Plan. Standards sind eine ausgewiesene Stärke Siegs. Und die wird trainiert. "Das stimmt schon, im Training stellt man mir eine künstliche Mauer hin und ich bekomme zwischen zehn und 15 Versuche", sagt er. Mit sieben verwandelten Standards in der aktuellen Saison ist er dabei so erfolgreich wie noch nie in seiner Karriere. Sein Torekonto liegt derzeit bei 18 und das ist auch seiner neuen Position geschuldet, die des Stoßstürmers.

Dabei war es die von Beginn an nicht wirklich. In seiner Anfangszeit noch beim 1. FC Burladingen "habe ich eigentlich alles schon gespielt. Vor allem im Zentrum, später auf den Außenbahnen". Das erklärt auch Siegs weitere Stärken, die Übersicht im Spiel und seine Schnelligkeit kombiniert mit seinen technischen Feinheiten. An denen dürfte er bei seinem Ausflug zur TSG Balingen weiter gefeilt haben, aber Sieg zog es wieder zurück.

Bedingt durch seinen Arbeitsplatz in Vöhringen verband er das Nützliche mit dem Angenehmen, zog mit seiner Freundin in der neuen Gemeinde zusammen "und dann hat mich noch der Verein überzeugt". Gleiches tat er mit seinem vier Jahre älteren Bruder, er brachte ihn zu Saisonbeginn gleich mit zur SG. Paul Sieg bekleidet dabei die Position des Innenverteidigers, einen Vergleich unter Brüdern möchte er nicht ziehen, "Paul hat ganz andere Stärken als ich, gerade in der Defensive. Und an meinem Defensivverhalten kann ich übrigens noch arbeiten. Auch an meiner Chancenverwertung", sagt er selbstkritisch.

Zu Gute kommen dürfte ihm dabei auch, dass Sieg von Verletzungen bisher verschont blieb, bei einem Hallenturnier zog er sich in Burladingen "nur" einen Kahnbeinbruch zu. Auf Hallenturniere verzichten würde er deswegen in Zukunft trotzdem nicht, "ich weiß aber auch, dass die SG kaum welche spielt, in Burladingen waren das immer vier bis fünf Wettbewerbe". Zurück zieht es Sieg nicht mehr, er scheint seinen neuen Standort gefunden zu haben. Dazu zählt auch, dass er diese Woche die Prüfungen der Fortbildung besteht. Denn Sieg will an seinem Arbeitsplatz bleiben – das kann für das Unternehmen nur genauso gut sein wie für den Verein.