Niklas Bühler (rechts) uns sein Co-Trainer Maurizio Mammato nach dem Gewinn der Bezirksmeisterschaft. Foto: Archiv

Fußball: Niklas Bühler geht im Alter von 19 Jahren in seine fünfte Saison als Trainer. Seine Ziele sind hoch gesteckt.

Niklas Bühler liebt und lebt den Fußball wie wahrscheinlich kaum ein anderer in seinem Alter. Als Trainer hat er den für ihn perfekten Weg gefunden, diese Leidenschaft jeden Tag auszuleben.

Schon seit er denken kann, ist Niklas Bühlers Leben vom Fußball geprägt. Für eine eigene Karriere als Spieler fehlte trotz aller Euphorie das Talent, wie er selbst zugibt. Als Schiedsrichter versuchte er sich ebenso, doch so ganz wurde er nie warm mit Pfeife und Karten. In seiner Tätigkeit als Trainer hat Niklas nun aber seinen Weg gefunden – einen Weg, auf dem viel harte Arbeit liegt.

"Als Trainer bist du lang nicht so sehr auf Talent angewiesen wie als Spieler. Wenn du es mehr willst und mehr machst als alle anderen, dann wirst du irgendwann auch besser als alle anderen." Eine Einstellung, die Niklas Bühler schon in jungen Jahren weit gebracht hat.

Bezirksmeister mit der Balinger U14-Mannschaft

In der kommenden Saison wird der 19-Jährige als Co-Trainer die U15 der TSG Balingen betreuen. Bei den Eyachstädtern ist er schon seit drei Jahren als Trainer aktiv – zuerst in der U13, dann ging er mit dem Jahrgang 2004 hoch in die U14 und übernahm anschließend den 2005er-Jahrgang. Mit diesem kann er auf eine erfolgreiche vergangene Saison zurückblicken – inklusive der Krönung Bezirksmeisterschaft. Zusammen mit Co-Trainer Maurizio Mammato formte der Trainer-B-Lizenz-Inhaber eine Truppe, die sowohl auf als auch neben dem Platz zu einer echten Einheit reifte.

Zum Entspannen bleibt der Block in der Schublade

Ein Tag ohne Fußball? In Niklas’ Leben absolut unvorstellbar. Wenn er nicht gerade auf einem Fußballplatz steht und Anweisungen gibt, Fachliteratur oder Biografien liest oder seine Trainingseinheiten vorbereitet – dann schaut er sich Spiele im Fernsehen an. Und zwar mit gezücktem Notizblock und Kugelschreiber, um auch davon noch etwas lernen zu können. Und wenn er wirklich mal komplett abschalten will? Dann bleibt der Notizblock beim Fußballschauen eben mal in der Schublade liegen. Aber selbst das kommt nur selten vor.

Dabei findet Niklas aber auch immer wieder Zeit für Freunde und Familie. Generell ist er ein sehr heimatverbundener Mensch – mit ein Grund, warum er trotz externer Angebote auch in der kommenden Saison in der Bizerba-Arena die Coaching-Zone beackern wird. "Um mich aus Balingen wegzubekommen, hätte schon etwas ganz Besonderes kommen müssen, ich sehe mich auch in absehbarer Zukunft weiterhin bei der TSG", betont er seine Loyalität zum Verein.

Außerdem hat er durch sein Engagement bei der Fußballschule "Intersocca" in Reutlingen und den Beisitz im Jugendausschuss des Württembergischen Fußballverbands auch Aufgaben, die ihn außerhalb seiner U15-Trainer-Kreise auf Trab halten. Und ein Lehramtsstudium in Tübingen absolviert er dabei auch noch – in den Fächern Deutsch und Englisch.

Das fest gesteckte Ziel ist es jedoch, mit der Tätigkeit als Trainer irgendwann einmal seinen Lebensunterhalt verdienen zu können – "in einem perfekten Universum bei der TSG Balingen". Dass dieses Unterfangen aber in naher Zukunft ein schwieriges werden könnte, ist dem 19-Jährigen durchaus bewusst. Deswegen ja auch das Studium. Abgesichert sein ist ihm wichtig. Und mit den pädagogischen Inhalten, die das Erlernen des Lehrer-Berufes mit sich bringt, kann er auch als Fußball-Trainer durchaus etwas anfangen. Selbst die Absicherung ist also auf den über allem stehendem Traum ausgerichtet.

Um diesen Traum zu verwirklichen, ist auch ein gewisses Netzwerk in der "Branche" notwendig. Kontakte, die vielleicht irgendwann für den entscheidenden nächsten Schritt sorgen können. Bei "Intersocca", beim WFV und auch in Balingen hat Niklas täglich mit zahlreichen anderen Trainern und Verantwortlichen zu tun. "Niemand ist perfekt, man kann sich überall andere Meinungen anhören und Dinge dazulernen", ist er überzeugt. Die schlechtesten Trainer seien jene, die glaubten, alles zu wissen.

Dazulernen will Niklas nicht nur von den Menschen in seinem unmittelbaren Umfeld, sondern auch von den ganz Großen der Gilde. Pep Guardiola nennt er da als Erstes. "Es gibt keinen anderen, der den Sport so sehr geprägt und so viele junge Trainer inspiriert hat – inklusive mich", schwärmt er von dem Coach von Manchester City, an dem er sich vor allem taktisch in vielen Aspekten orientiert.

Das gepflegte Kurzpass- und Ballbesitzspiel, ohne dabei aber die Künstler der Mannschaft in ihrer individuellen Kreativität einzuschränken – das beeindruckt auch den Nachwuchs-Coach aus Balingen. "Mein Stil ähnelt dem von Pep schon in einigen Punkten. Die Räume, die jeder Spieler in meinem System zu besetzen hat, sind klar festgelegt. Aber innerhalb dieser Räume will ich, dass sich die Jungs möglichst kreativ entfalten können", verrät Niklas seine Sicht auf die Taktiktafel.

Jürgen Klopp ist der zweite Name, der Niklas in den Sinn kommt. "Kloppo ist wie ein Vater für seine Spieler. Ein guter Mensch zu sein, ist im Fußball oft genauso wichtig wie taktische Kompetenz", erklärt er seine Sympathie für den Mann vom FC Liverpool. Die ein oder andere schöne Erinnerung aus vergangenen Tagen spielt dabei sicherlich auch eine Rolle.

In gewisser Weise ähneln sich der 19-Jährige aus Balingen und der 52-Jährige aus Glatten sehr. Auch Niklas Bühler kommuniziert sehr viel mit seinen Jungs, versucht sie bei jedem Spiel und in jeder Trainingseinheit mitzureißen. "Als Trainer müssen wir es schaffen, dass sich die Spieler immer wieder neu in den Fußball verlieben", ist sein Appell an sich selbst und seine Kollegen.

Auf einige seiner Spieler ist Niklas’ fanatischer Fußball-Funke bereits übergesprungen: "Zu Beginn von so ziemlich jedem Training diskutiere ich mit meinen Jungs erst mal über die Spiele vom Wochenende. Bei ein paar denke ich mir sogar, dass die selbst mal das Zeug zum Trainer haben könnten." Das Zeug zum Trainer hat seit einer ganzen Weile auch schon Julian Nagelsmann – ein weiteres Vorbild für Niklas. In sehr jungen Jahren bereits Bundesliga-Trainer, schier unendlicher Elan und eine moderne Spielphilosophie – alles Punkte, mit denen sich auch der langjährige Spieler des SV Heselwangen identifizieren kann.

An der Seitenlinie ist Niklas bei den Spielen seiner Mannschaft meistens eher gelassen. Deutlich und bestimmt in seinen Anweisungen, hin und wieder auch mal etwas lautstark – aber nur sehr selten aufgebracht. "Gerade in diesem Alter müssen Spieler sich stetig weiterentwickeln – und das passiert manchmal einfach nur durch Fehler. Man muss die Jungs auch mal Fehler machen lassen. Und da stößt man mit einer negativen Einstellung einfach nur auf Widerstand", erklärt er seine Philosophie.

Das Ziel muss mindestens die Regionalliga sein

Niklas’Tätigkeit als Jugend-Coach auf diesem hohen Niveau steht für ihn klar im Zeichen der Spielerentwicklung. "Für jeden einzelnen der Jungs muss das Ziel sein, irgendwann in der Regionalliga auf dem Rasenplatz drüben zu spielen – mindestens!" Die Spieler mit dem entsprechenden Talent sieht er in der Pflicht, auch die Früchte zu ernten. Und dafür steht er ihnen mit Rat und Tat zur Seite.

Seine Liebe zum Fußball hat Niklas Bühler schon in jungen Jahren weit gebracht. Doch zufrieden ist der 19-Jährige noch lange nicht mit sich. Sein Ziel, als Trainer seinen Lebensunterhalt zu verdienen, steht über allem. Der Fußball wird also auch in Zukunft noch sein Leben prägen wie nichts anderes.