Trotz des Erfolges hebt TSG-Trainer Ralf Volkwein nicht ab. Foto: Kara Foto: Schwarzwälder-Bote

Oberliga: Trainer Ralf Volkwein setzt auf kontinuierliche Arbeit. Übungsleiter hat Vertrag verlängert. Mit Interview

Der Erfolg hat viele Väter – lautet ein geflügeltes Wort. Einer der Väter des Balinger Erfolgs ist Trainer Ralf Volkwein. Seit zweieinhalb Jahren ist der 45-Jährige als Cheftrainer des Oberligateams im Amt und feiert nun zusammen mit der Mannschaft mit dem Aufstieg in die Regionalliga den größten Erfolg der Vereinsgeschichte. Im Gespräch mit dem Schwarzwälder Bote spricht Volkwein über die größten Momente der Saison und die Perspektiven in der nächsten Spielzeit in der Regionalliga.

Was waren für Sie die größten Momente in dieser Saison?

Eigentlich die gesamte Saison. Es gab viele Highlights wie etwa das Spiel gegen Bissingen, als wir mit dem 4:0-Sieg den Titel eingetütet haben. Das war schon ein besonderes Erlebnis. In der Summe waren es für mich die zweieinhalb Jahre, die ich die Mannschaft trainieren durfte, insbesondere diese Runde. Jedes Spiel hat dazu beigetragen, zu dem was uns gelungen ist, nämlich der größte sportliche Erfolg der Vereinsgeschichte der TSG Balingen. Es gab einige Spiele, die in besonderer Erinnerung bleiben werden, vor allem die Partie gegen Bissingen natürlich; wobei alle Begegnungen ihren Reiz hatten.

An welche Ereignisse in dieser Spielzeit denken Sie nicht so gerne zurück?

Da gibt es keine. Denn jedes Spiel hat zur Entwicklung der Jungs beigetragen, und letztendlich haben uns auch Negativerlebnisse zu der Mannschaft gemacht, die wir jetzt sind. Vor allem das Spiel in Nöttingen, als wir in Überzahl binnen sechs Minuten drei Gegentore kassiert und am Ende 1:4 verloren haben, hat uns stark gemacht. Natürlich waren wir zuerst enttäuscht und niedergeschlagen. Aber die Mannschaft hat das überragend weggesteckt und die richtigen Schlüsse aus der Niederlage gezogen; es ist bezeichnend, dass wir seither ungeschlagen sind. Auch das Pokal-Aus in der ersten Runde beim VfL Nagold hat dazu beigetragen, dass wir in die richtige Richtung gekommen sind. Es ist zwar bitter gegen einen unterklassigen Gegner auszuscheiden, aber das kann immer mal passieren. Denn die anderen Mannschaften können auch Fußball spielen, und gerade im Pokal siegt nicht immer der Favorit. Das mussten zuletzt auch der FC 08 Villingen und der FC Bayern München in ihren Pokalfinals erfahren.

Was hat am Ende den Unterschied zwischen Ihrer Mannschaft und der Konkurrenz ausgemacht?

Unser Vorteil war im Endeffekt, dass die Mannschaft ein überragender Haufen mit brutalem Charakter und viel Herz ist, der über Jahre zusammen gewachsen ist. Ein weiteres Plus war unser qualitativ breiter Kader. Dadurch konnten wir langfristige Verletzungen wie beispielsweise die von Kevin Keller, der die ganze Saison ausfiel, Carlos Konz nach seinem Schienbeinbruch und Daniel Seemann nach seinem Kreuzbandriss, oder auch Jonas Wiest, der nicht viele Spiele machen konnte, und Stefan Vogler, der erst zum Ende der Rückrunde wieder richtig fit geworden ist, kompensieren. Die Spieler hätten uns mit ihrer Qualität auch noch mal weiterbringen können, aber das haben wir gut ausgeglichen. Die Truppe hat einfach einen tollen Charakter und eine vorbildhafte Einstellung. Jeder gönnt dem Anderen die Einsatzzeiten, und auch im Training haben sie sich gegenseitig hoch gepusht. Es gibt sicherlich einige Mannschaften, die überragende Einzelspieler in ihren Reihen und vielleicht auch über die bessere Spielweise verfügen. Aber wir haben mit Teamgeist, Herz, Wille und Leidenschaft dagegen gehalten, und das hat dann den Ausschlag gegeben. Es sind aber viele Bausteine, die zum Erfolg geführt haben, auch das Trainerteam, die Physios und die Betreuer haben dazu beigetragen.

Was wird sich in der nächsten Saison für Sie und Ihre Mannschaft ändern in der Regionalliga?

Da wird sich so einiges ändern. Es wird sicherlich noch ein paar Tage dauern, bis wir alle endgültig realisiert haben, was wir erreicht haben in dieser Saison und in welcher Liga wir in der nächsten Runde spielen werden. In der Regionalliga spielen die meisten Mannschaften von ein paar wenigen Ausnahmen abgesehen unter Profibedingungen und verfügen über sehr große Etats. Die meisten Teams, von den beiden Absteigern Schott Mainz und Röchling Völklingen abgesehen, die vier Mal pro Woche trainiert haben, bestreiten täglich zwei Trainingseinheiten und sind die ganz Woche fokussiert auf Fußball. Die Trainerteams arbeiten hauptberuflich. Dies ist auch bei den anderen Aufsteigern FC Homburg und SC Hessen Dreieich so. Mal sehen, wer es noch über die Relegation hoch schafft. Es würde mich freuen, wenn es der FC Villingen wäre. Dann wären wir wahrscheinlich die beiden einzigen Vereine mit reinem Amateurbetrieb. Das zeigt auch die Schwere der Aufgabe. Wir werden das Trainingspensum auf vier Einheiten pro Woche erhöhen. Mehr ist nicht möglich, da alle unsere Spieler berufstätig oder Studierende sind. Viele unserer zukünftigen Gegner haben große Tradition und waren auch schon im bezahlten Fußball vertreten. Da kommt schon einiges auf uns zu.

Was trauen Sie ihrer Mannschaft nächste Saison in der Regionalliga zu?

Es ist eine gewaltige Herausforderung, in dieser Liga zu bestehen. Aber wir werden natürlich versuchen, das Unmögliche möglich zu machen und den Klassenerhalt zu schaffen, was einer Sensation gleich käme. Dazu sollen uns die Euphorie des Aufstiegs, das Herz, der Wille und der Charakter der Mannschaft helfen. Wir wollen versuchen, mit unseren Qualitäten den Gegner weh zu tun. Aber da brauchen wir uns nichts vormachen, es wird schwierig, als reine Amateurmannschaft gegen Teams anzutreten, die unter Profibedingungen arbeiten. Die können nach den Trainingseinheiten regenerieren, während unsere Jungs den ganzen Tag in den Betrieben sind und abends noch vier Mal die Woche auf dem Platz stehen. Das ist eine Belastung, die noch neu für uns ist. Die Saison wird für uns wie eine Pokalrunde mit 34 Highlightpartien, die alle den Charakter eines K.o.-Spiels haben. Diese Highlights werden wir Woche für Woche mit Euphorie und unseren Tugenden angehen und versuchen zu punkten. Wir wollen ans Limit gehen und alles aus uns rausholen, um das Ziel Klassenerhalt anzuvisieren. Uns ist aber auch bewusst, dass es keine solche Erfolgsserie wie in dieser Saison, sondern öfters auch mal auf die Fresse geben wird. Da gilt es dann auch, Negativerlebnisse vom Kopf her zu verarbeiten – das ist ebenfalls eine Herausforderung, dann trotzdem positiv zu bleiben und sich die Lust am Fußball nicht nehmen zu lassen. Wir werden für Überraschungen gut sein und mit der entsprechenden Einstellung auf den Platz gehen, um den Ligaverbleib zu schaffen.

Wie viele Verstärkungen brauchen Sie und Ihre Mannschaft für die neue Saison?

Den größten Teil der Mannschaft haben wir zusammen gehalten. Da bleibt dann nicht mehr allzu viel Luft für Neuverpflichtungen. Trotzdem suchen wir in allen Mannschaftsteilen nach Verstärkungen – egal ob das nun ein talentierter U23-Spieler ist oder ein gestandener Akteur, der schon über Jahre auf Oberliganiveau gespielt hat. Wir sind auch in Kontakt mit dem einen oder anderen Routinier. Von den finanziellen Rahmenbedingungen und den Strukturen – mit berufstätigen und studierenden Spielern – her werden wir keinen gestandenen Regionalligaspieler bekommen, darüber müssen wir uns im Klaren sein. Wir sind aber in Kontakt mit potenziellen Kandidaten und haben auch viele Probespieler im Training. Ich denke, dass wir bald die eine oder andere Personalie fix machen können.  

Die Fragen stellte Thomas Hauschel