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Zweite Bundesliga: 40. 000 Fans erleben Würzburg-Spiel bei Riesen-Picknick auf Cannstatter Wasen. Mit Video

Stuttgart - Es ist geschafft. Nie mehr zweite Liga! Und endlich mal wieder Meister. Um 17.17 Uhr ist es so weit, der VfB Stuttgart ist aufgestiegen. Die Krönung des Riesen-Picknicks mit vier großen Leinwänden. Doch die Übertragung aus dem Stadion endet jäh. Ein Klettermaxe hat den Lautsprecherturm Nummer 13 erklommen und winkt von dort. "Wir machen erst weiter, wenn du runterkommst!", sagt Moderatorin Petra Klein.

Erst ließ sich der junge Mann feiern, dann kraxelt er hinab. Entspannt geht es zu. Zu eindeutig die Ausgangslage, zu klar der Spielverlauf. Man guckt, man schlendert, man sendet Bilder an alle Welt – und jubelt bei vier Toren und dem Schlusspfiff.

Ganz schön frech, diese Würzburger! Knapp zwei Stunden vor Anpfiff stürmen sie ein Abteil der S-Bahn Richtung Stadion und singen: "Ohne Würzburg wär hier gar nichts los!" Beschimpfen die Augsburger, die Schweinfurter, die Stuttgarter. Aber auf dem Wasen ist es damit vorbei. "Wir steigen auf", singen die VfB-Fans, "und ihr steigt ab!"

Eine Stunde vor dem Anpfiff sind schon 25. 000 Fans auf dem Wasengelände. Alle müssen durch die Sicherheitsschleuse. "Gehen Sie bitte auch ganz nach links", ruft ein Sicherheitsmann über die Lautsprecheranlage, "da ist noch alles frei, da sind noch 32 Schleusen." Ein Wachmann schaut sich den Inhalt des Rucksacks genau an: "Okay, alles gut." Das Warten am Einlass hat etwas mehr als vier Minuten gedauert.

Wie das? Die einen rein, die anderen raus? Tatsächlich: Dass der Platz schon Stunden vor Anpfiff so voll ist, hat seinen Grund. Stadionbesucher nutzen die Gelegenheit, vor dem Gang in die Arena vorzuglühen. Bier für 4,50 Euro den halben Liter und Stadionwurst für 3,50 Euro dürfen beim Fanfest nicht fehlen, und so werden die Halbliterbecher gleich zu sechst in praktischen Papphaltern über den Wasen transportiert, damit die Flüssigkeitsversorgung stimmt.

Bei so manchem Fan nähert sich die Farbe seines Gesichts der Farbe des Brustrings an

Die Arnolds sind eine richtige Fan-Familie. Zu viert lassen sie sich das Spektakel auf dem Wasen nicht entgehen. Seit 1981 ist Jürgen Arnold VfB-Mitglied, die Meisterfeier 2007 erlebte er auf dem Schlossplatz. "Meine Tochter war mit dabei und gerade ein Jahr alt, beide Kinder sind im VfB-Strampler aufgewachsen", sagt Arnold.

Aus nahezu allen Teilen des Landes haben sich gestern Fans auf den Weg nach Stuttgart gemacht – viele per Auto, manche auch in Bussen und gut gefüllten Zügen. "Bombig" bringt Katja Weiger-Schick vom VfB-Fanclub "Bärastark" Nusplingen (Zollernalbkreis) die Stimmung nach dem Schlusspfiff auf den Punkt. Vergossen die Älbler vor einem Jahr bittere Tränen über den Abstieg, ließ diesmal reine Freude die Augen feucht werden.

Der VfB-Sponsor Mercedes-Benz-Bank beweist unterdessen Weitsicht. Er verteilt kostenlos VfB-Fahnen. Die werden natürlich benötigt zum Wedeln, aber noch viel dringender als Sonnenschutz. Während der VfB erst nach gut einer halben Stunde das 1:0 erzielt, lässt sich Petrus nicht bitten. Die Sonne brennt vom Himmel, und bei so manchem Fan nähert sich die Farbe des Gesichts der Farbe des Brustrings an.

Ungefähr 40. 000 Menschen – so die offizielle Schätzung der Polizei während des Spiels – verteilen sich auf dem weitläufigen Wasen. Hunderte reihen sich an der Mercedesstraße aneinander und schauen auf die Leinwände. Immer wieder haben sie allerdings Bildstörung, wenn eine Straßenbahn vorbeifährt. So könnte es immer sein, wenn der Cannstatter Revierchef Thomas Engelhardt Einsatzleitung hat: "Alles ruhig, keine Zwischenfälle", heißt es. Und auch das DRK ist später zufrieden: Trotz 100.000 Menschen im Stadion und auf dem Wasen bleibt es bei 60 harmlosen Hilfeleistungen.