Scharfzüngig, provokativ und dabei depressiv legt Stephan Bauer sein Programm zum Thema Partnerschaft und Ehe an und erntet damit reichlich Applaus von seinem Fanpublikum in der Kulturfabrik. Foto: Frank-Gauckler Foto: Schwarzwälder-Bote

Kulturfabrik: Stephan Bauer ein Garant für volles Haus / Pointenpraller Mega-Spaß trifft den Geschmack

Stephan Bauer ist ein Garant für volles Haus in der Kulturfabrik. Er gastierte bereits zum sechsten Male und hielt seine Kunstfigur auf Kurs – ein nölender aus der Zeit gefallener Jammerlappen mit geringem Selbst- und Marktwert. Er diskutiert alternative Konzepte und rechnet mit der Single-Gesellschaft ab.

Furtwangen. Auch in seinem aktuellen Programm "Vor der Ehe wollt’ ich ewig leben" seziert er die Mann-Frau-Beziehung, die Müdigkeit in der Partnerschaft. Dennoch stellte er immer wieder die Frage nach alternativen Konzepten und deren Tragfähigkeit, obwohl er die Ehe als wechselseitige Freiheitsberaubung bezeichnete.

Seine Kunstfigur ist ein hypochondrischer Jammerlappen mit dem Gehabe eines mitleidheischenden armen Mannes mit depressiver Disposition. Dies gelingt ihm sehr charmant. Während seine Frau im Fitness-Studio Gewebe verbrennt, versucht der Softie den Haushalt erfolglos medikamentös mit "Rennie räumt auf" zu bewältigen.

Tipps gegen die Ehekrise holt er sich nicht nur beim katholischen Pfarrer, sondern auch in der Paartherapie, die Streit als einzig verbindendes Element herausarbeitet und eine Woche Medienverzicht empfiehlt. Auch die Wissenschaft zieht er zu Rate, konträre Vorstellungen von Hygiene und Sauberkeit seine genetisch bedingt und der kommu nikative Kompetenzvorsprung der Frauen lasse die Männer sprichwörtlich alt aussehen.

Obwohl er keine bahnbrechenden Neuheiten präsentiert, verpackt Bauer das so charmant im Plauderton, trifft Themen und Nerv der Zeit. Er provoziert, karikiert und kapituliert gleich danach. Er erzeugt schräge Bilder im Kopf. Seine perfekt aufgebauten Szenen sind teils anzüglich und schlüpfrig, doch dann kriegt er den Bogen wieder zum Generellen.

Besonders bitter wird es für ihn, als ein Mops die ihm zustehende Zuwendung erhält. Bei der Rudelbildung erkennt der Mops sehr schnell, wer künftig die Stückchen holt, weil Bauer in der Rangordnung unter ihm einsortiert wird.

Seinen Marktwert checkte er durch die Anmeldung bei einer Partnervermittlung. Doch die mitgesprochenen Satzzeichen beim Date ließen das Herz einer Deutschlehrerin auch nicht für ihn erwärmen. Zudem stelle sich sein ungünstiges Sternzeichen Schütze und das Feng Shui einem möglichen Erfolg immer wieder in den Weg. Der Genussmensch Bauer ist ein Koala im falschen Körper, das Äußere bekomme seiner Meinung nach zu viel Bedeutung. Nahtoderfahrung machte er im Fitnessstudio, Körperkult und Tattoo-Piercing liegen ihm fern. "Da bin ich lieber konservativ und langweilig".

Ein Mann, der sich gegen die Leistungsgesellschaft stemmt erzeugt eher Mitleid, er winselte quasi um Gnade für das männliche Geschlecht, das sich bald selber überflüssig mache. Die Ehe habe jedoch auch ihre guten Seiten. Man kommt nach Hause und hat immer dieselbe Bezugsperson, die einen ablehnt. Das sei doch eine nicht zu unterschät zende stabile Größe im Leben.

Trotz aller Anzüglichkeiten und faulen Witzen bemühte er auch Albert Einstein und Franz von Assisi und hielt ein Plädoyer für mehr Toleranz unter den Menschen, nicht nur aber auch dem Angetrauten gegenüber. Er wetterte gegen die Kultur der Distanzlosigkeit und gegen das allgegenwärtige Credo des Perfektionismus, das der wichtigste Hinderungsgrund darstelle, um glücklich werden zu können.

Stephan Bauer beherrscht die Bühne, braucht kein Requisit und bot eine bestens gelungene Mischung aus gesellschaftskritischem Kabarett und Comedy . Er ist eine eigene Type, die es auch mit schauspielerischem und mimischem Talent versteht, sein Publikum bestens zu unterhalten. Mit dem pointenpraller Mega-Spaß haben die Macher der Kulturfabrik den Publikumsgeschmack und den der Bauer-Fans sowieso wieder einmal voll getroffen.