"Vocal Recall", die Berliner Boyband mit Frontfrau, ist eine unwiderstehliche Kombination aus professioneller Musikalität und Sprachwitz bei großer Spielfreude. Foto: Frank-Gauckler Foto: Schwarzwälder Bote

Kulturfabrik: Berliner Boygroup mit Dame "Vocal Recall" verwurstet Hits aller Art und witzige Texte

Furtwangen. Einen höchst vergnüglichen musikalischen Freitagabend bescherte die Berliner Boygroup mit Dame "Vocal Recall" in der Kulturfabrik mit Witz, allen musikalischen Genres und bekannten Melodien mit fremdartigen Texten. Man kann die vier Ausnahmemusiker in keine Schublade stecken, sie jonglieren zwischen Kabarett und Comedy, A-Cappella mit Piano, Wortwitz und Hintersinn. Alice Köfer, die Frontfrau der Boyband, berlinerte sehr charmant und witzig durch den Abend. Mit "Seid verschlungen Millionen" in der Fassung "Ode an die Freude" von Ludwig van Beethoven persiflierten sie den Berliner Großflughafen und andere Großbauprojekte. Zu diesem Thema ginge auch "Rinder an die Macht" nach dem Song von Herbert Grönemeyer. Dass die Grünen an allem schuld sind, geht gut auf eine Arie aus der Carmen-Oper. Die drei bilden ein harmonisches Gesangstrio, alles ausgebildete Sänger in Oper, Chor, Musical, Jazz. Diese Vielfalt spiegelt sich im Programm, sie bringen die unendlich mühsame Wohnungssuche in der Hauptstadt oder "Ferien in New York" nach Sting in bekannten Melodien mit ihren eigenen deutschen Texten zusammen. Gerne wechseln sie auch innerhalb eines Liedes die Musikgenres, dann ist der Weg von der Oper zum Rap plötzlich gar nicht mehr weit. Einfallsreich verwursten sie Hits aller Stilrichtungen aus mehreren Jahrhunderten zu etwas Eigenem. Die neuen Texte dazu sind witzig, skurril und oft mit bissigen Seitenhieben auf das moderne Leben, sprachwitzig und selbstironisch. Sie lassen sich aus über aufgedrehte basslastige Musik in BMWs, machen sich über die Mittelalterfeste lustig, bei denen sie Zeitreisende vermuten, sind mit Zombies durch die Nacht unterwegs, singen über Wellness und Ernährungstrends und servieren sie dem Publikum leicht verdaulich. Martin Rosengarten, der Mann am Klavier gibt all dem die stabile Grundlage, steuerte alle unterstützenden akustischen Effekte bei und konnte bei der Zugabe sein Können an den Tasten zeigen.

Es sind bei "Vocal Recall" vier Musiker mit Herzblut und Qualität am Werke, mit großer Freude und Wandelbarkeit in den Stimmen. Der verkannte Dichterfürst Dieter Behrens schaffte es mühelos in die Kopfstimme, der Biologe trug Gedichte vor, die an Heinz Erhardt erinnern und steuerte Tierstimmen bei. Die tiefen Töne lieferte Bernhard Leube und überzeugte als Graf mit seiner Ode an den Plakatierer, denn er ist "geboren, um zu kleben". Besonders eindrücklich kam die Steuererklärung mit einem Hall einer Kathedrale rüber. Die Spiel- und Singfreude bei höchster musikalischer Qualität war deutlich spürbar und kam bestens an, so bekam das Publikum auch die geforderten Zugaben.