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Schritttempo im verkehrsberuhigten Bereich rund um den Marktplatz wird oft nicht eingehalten / Polizei und Gemeindevollzugsdienst führen Kontrollen durch

Zahlreiche Straßen rund um den Marktplatz gelten als verkehrsberuhigter Bereich. Erlaubt ist hier nur Schrittgeschwindigkeit. Doch viele Autofahrer interessiert das Tempolimit herzlich wenig – trotz Strafen, die bis zum Fahrverbot reichen können.

Furtwangen. Es ist ein Samstag, der für Julia Kossow das Fass zum Überlaufen bringt. In der Gerwigstraße sucht sie einen Parkplatz. Wie es sich für einen verkehrsberuhigten Bereich gehört, fährt sie Schritttempo. Zu langsam für die hinter ihr fahrenden Autos. "Zweimal wurde ich überholt, angehupt und mir wurde der Vogel gezeigt", erzählt sie.

Polizeipostenführer Matthias Horn: kein Unfallschwerpunkt

Die 31-Jährige sitzt am Tisch einer Bäckerei am Marktplatz und macht ihrem Unmut Luft. "Eigentlich sollte es selbsterklärend sein, dass man vernünftig ist", sagt sie aufgebracht. Etwa 90 Prozent der Autofahrer, so ihre Beobachtungen, fahren mindestens das Dreifache der erlaubten Geschwindigkeit. Wie zur Bestätigung fegt hinter ihr ein zu schnell fahrendes Auto mit lauter Musik um die Ecke.

Kussow ist angesichts des in der Nähe liegenden Kindergartens Maria Goretti und dem Kinderhaus in der Bahnhofstraße besonders um den Nachwuchs besorgt. Auch ihre Tochter besucht den Kindergarten in der Lindenstraße. "Diese eine Minute, die man länger braucht, macht doch nun wirklich nichts aus", meint sie angesichts möglicher Unfälle, die durch das zu schnelle Fahren passieren könnten.

Zu Unfällen, die mit zu hoher Geschwindigkeit zusammenhängen, ist es laut Matthias Horn, Leiter des Polizeipostens Furtwangen, bislang im angesprochenen Bereich nicht gekommen. Bei der Polizei weiß man um das Problem und kann die Sorge nachvollziehen.

Raser bewegen sich bereits im Bereich des Fahrverbots

"Wir machen gelegentlich Beanstandungen und verwarnen die Autofahrer", erklärt Horn das Vorgehen. Dennoch sind den Gesetzeshütern in gewisser Weise die Hände gebunden – tägliche Kontrollen sind angesichts des Personals nicht machbar.

Darüber hinaus ist für Geschwindigkeitsüberwachungen das Landratsamt zuständig. Der Polizeiposten hat laut Horn nur ein Laserkontrollgerät, das für Unfallschwerpunkte vorgesehen ist – eine Voraussetzung, die für den verkehrsberuhigten Bereich rund um den Marktplatz nicht zutrifft.

Bislang kontrolliert die Polizei mit dem bloßen Auge – denn die Geschwindigkeitsüberschreitung ist leicht zu erkennen. "Wenn ein Auto schneller fährt als ein Fußgänger, merkt man das natürlich", so der Postenführer. Eine Verwarnung koste zwischen zehn und 15 Euro. Würde man mit Messgeräten kontrollieren, wären die Temposünder bei 30 Stundenkilometer bereits im Bereich des Fahrverbots.

Hermann Fengler, Gemeindevollzugsbediensteter bei der Stadt Furtwangen, stellt sich den Autofahrern des Öfteren rigoros in den Weg, um sie zum Abbremsen zu zwingen. Angesprochen auf die Geschwindigkeitsüberschreitungen höre er "immer die gleichen Floskeln" – der eine ist zu spät dran, der andere im Stress. Darüber hinaus gingen viele davon aus, dass es sich beim Bereich rund um den Marktplatz um eine Tempo-30-Zone handle, so Fengler.

Um dem Problem entgegenzuwirken, zeige er regelmäßig im verkehrsberuhigten Bereich Präsenz. "Schon die Uniform schreckt die Leute ab", erklärt er. Doch jederzeit jeden Fahrzeuglenker zu kontrollieren, sei utopisch. "Wichtig ist, dass man die Bevölkerung animiert, dass sich das Denken ändert", sagt er.

Julia Kossow setzt indes in Zukunft auf pure Ignoranz – allerdings nicht gegenüber den Schildern, sondern im Hinblick auf die Raser. "Sollen sie doch hupen", sagt sie. "Ich halte mich weiterhin an die Regeln."