Zustimmung für weitere Aktionen signalisiert diese Tafel. Mitarbeiter konnten darauf anonym abstimmen. Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: Beschäftigte der Firma Ernst Reiner GmbH gehen erstmals auf die Straße

Ihren Unmut zeigten am Mittwoch Beschäftigte der Firma Ernst Reiner GmbH. Um für den Erhalt ihres Tarifvertrages zu kämpfen, nutzte man die Mittagspause für eine Kundgebung.

Furtwangen. Aufgerufen dazu hatte der IG-Metall-Bezirk Villingen-Schwenningen. Dessen erster Bevollmächtigter Thomas Bleile forderte zur Unterstützung die "Roadshow" der IG Metall an, ein rollendes Infocenter, das in der Bahnhofstraße Halt machte und flotte Musik, Infostände und Verpflegung bot.

Was zunächst nach fröhlicher Partstimmung aussah, hat einen ernsten Hintergrund. So hat die Geschäftsführung des Firma Ernst Reiner GmbH den 2006 geschlossenen Anerkennungs-Tarifvertrag gekündigt.

Dieser Haustarifvertrag besagt, dass Löhne und Gehälter sich am bestehenden Tarifvertrag der IG Metall in Baden-Württemberg orientieren. Somit war bislang gewährleistet, dass die Gehaltserhöhungen, die regelmäßig bei den landesweiten Tarifverhandlungen zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern vereinbart werden, auch bei der Firma Reiner gelten.

Gewerkschaft klopft die Streikbereitschaft der Belegschaft ab

In dieser Tarifrunde konnte die IG Metall für ihre Mitglieder eine Lohnerhöhung von 4,3 Prozent für dieses Jahr aushandeln. Ab 2019 ist ein tarifliches Zusatzgeld in Höhe von 27,5 Prozent eines Monatsentgelt fällig.

"Die Geschäftsführung der Firma Reiner hat im Gespräch mit uns zugesagt, diese Erhöhung auch dieses Jahr noch zu zahlen", sagte Thomas Bleile bei der Kundgebung, doch mit Ende der Tarifbindung sei fest damit zu rechnen, dass künftige Lohnerhöhungen an den Beschäftigten des Furtwanger Traditions- Unternehmens vorbeigehen.

Das wollen viele Beschäftigte nicht hinnehmen und haben eine Petition unterschrieben, in der die Geschäftsführung aufgefordert wurde, Gespräche mit der IG Metall zur Anpassung des Anerkennungs-Tarifvertrages aufzunehmen. Daran haben sich nach Angaben der Gewerkschaft 90 Prozent der Belegschaft beteiligt.

Diese Petition, so Thomas Bleile, sei allerdings beim Arbeitgeber ohne Wirkung geblieben.

Um den Druck zu erhöhen, wurde nun zu dieser "aktivierenden Mittagspause" aufgerufen. Dabei wurde schon mal abgeklopft, wie es um der Streikbereitschaft steht. Auf einer Stellwand konnten die Beschäftigten mit einem roten Punkt markieren, ob man bereit sei, an weiteren Aktionen zur Wiedergewinnung der Tarifbindung teilzunehmen. Alle Punkte landeten im Ja-Feld.

"Ich bin sehr erfreut über die Resonanz", so Bleile. Rund 100 Personen nahmen an der Kundgebung teil.

Über die künftigen Aktionen werde man noch entscheiden. Er schloss nicht aus, dass eine der nächsten Aktionen ein mehrstündiger Warnstreik sein wird, dem sich weitere Streiks anschließen können. Allerdings, so betont Bleile, wolle man parallel weiter mit dem Arbeitgeber im Gespräch bleiben.