Karin Henninger präsentiert in der Bildungsakademie Rottweil ihren Meistertisch. Foto: Privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Ausbildung: Konditorin Karin Henninger ist die jüngste Absolventin ihres Kurses / Finanzielle Herausforderung

Konditorin zu werden war Karin Henningers großer Traum. Mit 21 Jahren hat sie bereits die Meisterprüfung abgelegt. Doch ihre Geschichte zeigt auch: Um im Handwerk voran zu kommen, spielt neben einem starken Willen auch der Geldbeutel eine Rolle.

Furtwangen. Etwas erschöpft lächelt Karin Henninger in die Kamera, die Arme hinter dem Rücken verschränkt. Vor ihr steht das Ergebnis tagelanger Arbeit und der Grund für ihre Müdigkeit: ihr Meistertisch. Kuchen, Marzipanfiguren und eine Violine aus Zucker greifen das Thema einer süßen Symphonie nach Antonio Vivaldis Werk "die vier Jahreszeiten" auf.

Die Konditorin aus Furtwangen ist mit 21 Jahren die jüngste Absolventin ihres Meisterkurses an der Bildungsakademie in Rottweil. Schon früh war ihr berufliches Ziel klar: Bereits nach nur einem Praktikum – im Café Mayerhöfer – stand ihr Wunsch, Konditorin zu werden, fest. Henninger absolvierte ihr erstes Lehrjahr in Kehl, wechselte dann ins Café Dammert nach Villingen, wo sie nach der Ausbildung ein Jahr als Gesellin arbeitete.

"In der Ausbildung verdient man so gut wie nichts", bewertet sie rückblickend diese Zeit. Für nur 280 Euro im Monat stand sie im ersten Lehrjahr frühmorgens in der Küche, Wochenend- und Feiertagsdienste waren allgegenwärtig. Pro Lehrjahr erhöhte sich ihr Gehalt um gerade einmal 100 Euro. "Eine eigene Wohnung in Villingen wäre nicht drin gewesen", sagt sie.

Mehr Gehalt durch den Meistertitel – für viele junge Menschen ist das ein Ansporn. Wie die jüngste Statistik der Handwerkskammer Konstanz zeigt, blieben die Zahlen bei den Meisterprüfungen in den vergangenen sechs Jahren relativ konstant – obwohl das Handwerk immer wieder über Nachwuchsprobleme klagt. Zwischen 300 und 340 Meisterprüfungen wurden demnach jährlich verzeichnet, den Konditormeister erlangten 2015 und 2016 insgesamt acht Prüflinge.

Doch um einen Meisterlehrgang zu absolvieren, muss zuallererst viel Geld investiert werden – unabhängig davon, in welchem Handwerksbereich man die Kurse belegt. In Henningers Fall floss ihr gesamtes Erspartes in den Meisterkurs. Zusätzlich bat sie Freunde und Verwandte um Hilfe. Unterm Strich kostete sie der Meister rund 9000 Euro – ein Betrag, der ohne zusätzliche Unterstützung nicht zu bewältigen gewesen wäre. Allein Lebensmittel und Dekoration für ihren Meistertisch schlugen mit rund 1200 Euro zu Buche. "Die Relation, die Kosten, das muss man schon wollen", sagt Karin Henningers Mutter Jenny, die ihre Tochter ebenfalls unterstützt hat. "Das ist es doch auch, was viele abschreckt."

Bei der Handwerkskammer Konstanz verweist man in diesem Fall auf das Meister-BAföG. Ähnlich wie bei Studenten werden dadurch Handwerker finanziell unterstützt. "Seit dem 1. August 2016 gibt es hierbei deutliche Verbesserungen", erklärt Stefanie Ende von der Handwerkskammer Konstanz. Bis zu 15 000 Euro der Lehrgangs- und Prüfungsgebühren werden demnach durch das Meister-BAföG finanziert – 40 Prozent als Zuschuss, 60 Prozent als Darlehen.

Im Gegensatz zum Studenten-BAföG spielt das Einkommen der Eltern bei der finanziellen Unterstützung von Meister-Anwärtern keine Rolle. "Jeder Kursteilnehmer darf es in Anspruch nehmen, wenn er der Rechnungsempfänger ist", erklärt Ende. Einige Posten – etwa Lernmittel oder die Raum- und Schaumeistergebühren während der Meisterprüfung – sind allerdings nicht förderfähig. Letztere betrugen in Henningers Fall rund 1500 Euro. Ohne einen Eigenanteil rückt der Traum des Meistertitels damit trotz Meister-BAföG in weite Ferne.

Neben einem finanziellen Polster spielt auch der Wille und der Spaß am Beruf eine große Rolle. "Ich habe schon gewusst, dass es anspruchsvoll ist, aber dass es so anspruchsvoll wird, habe ich nicht gedacht", meint Henninger angesichts der vielen investierten Arbeitsstunden auf dem Weg zu ihrem Meistertitel. Konditorin bleibt dennoch ihr Traumberuf. "Als Konditor kann man unglaublich kreativ sein", schwärmt sie und erinnert sich dabei an eine besonders knifflige Torte in Form eines Traktors. Die Freude im Gesicht der Kunden, wenn sie eine bestellte Torte abholen, sporne die 21-Jährige immer wieder aufs Neue an. Oft werde allerdings unterschätzt, wie viel Arbeit hinter all dem steckt. "Dann heißt es immer: Kannst du mir auch mal schnell eine Torte machen?", erzählt sie und lacht angesichts des Wortes "schnell". Für ihren Meistertisch habe sie immerhin rund 20 Stunden Zeit gehabt – und das sei knapp bemessen.

Ein Jahr und 9000 Euro später ist Henninger an ihrem Ziel angekommen – vorerst. Als nächstes möchte die 21-Jährige ihr Wissen um die Herstellung von Eis in Italien vertiefen. "Dann ins Hotel, und dann vielleicht aufs Schiff", sagt die frisch gebackene Konditormeisterin. Irgendwann eröffne sie vielleicht ihr eigenes Café und bilde junge Konditoren aus – den Meistertitel dafür hat sie immerhin schon in der Tasche.