Ein besonderes Zeitzeugnis, das auch zur Mahnung dient, ist dieser Zünder für 8,8 cm Flak-Geschosse. Der französische Begleitzettel beweist, dass auch im Ausland Interesse an einem kleinen Ding mit großer Wirkung bestand. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder Bote

Uhrenmuseum: Zünder für Flakgranate Objekt des Monats

Furtwangen (kou). Ein "hochexplosives" Objekt des Monats Januar ist im Deutschen Uhrenmuseum zu sehen. Es handelt sich um den Zünder für ein Geschoss der Flugabwehrkanone 8,8, der 1945 von die Firma Junghans in Schramberg hergestellt wurde. Das gefährliche Ding wird unter dem Thema "Auch für den Erzfeind interessant" vorgestellt.

Das Objekt ist angesichts der derzeitig ungezählten Kinder, die durch Minen ihr Leben lassen oder verstümmelt werden, äußerst brisant. Voluntärin Isabelle Zink schreibt zu dem Ausstellungsstück im Museums-Blog: "Während der Zeit des Nationalsozialismus und besonders im Zweiten Weltkrieg fanden grundlegende Umstrukturierungen in der deutschen Wirtschaft statt. Unternehmen wurden nach ihrer Kriegswichtigkeit beurteilt. Unternehmenszweige, die nicht der Kriegswirtschaft dienten, wurden teilweise nahezu stillgelegt – so auch im Schwarzwald und der Rheinebene. Dieses Gebiet entwickelte sich zu einem der Kerngebiete der deutschen Zünderproduktion. Auch die Schramberger Uhrenfabrik Gebrüder Junghans AG spielte dabei eine Rolle.

(….) Vor Kriegsbeginn war Generaldirektor Helmut Junghans in die NS-Rüstungspolitik einbezogen und zum Wehrwirtschaftsführer ernannt worden. Er leitete seit 1942 außerdem einen Sonderausschuss des Reichsministeriums für Bewaffnung und Munition. Dabei war es seine Aufgabe, die Arbeiten verschiedener Firmen zu koordinieren, die auch von Fremd-- und Zwangsarbeitern durchgeführt wurden.

Erzeugnisse der Uhrenindustrie, die zur Ausstattung der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg benötigt wurden, waren neben besonders exakten Uhren vor allem möglichst präzise Doppelzünder. Dabei waren zwei mögliche Auslöser zur Zündung einer Granate kombiniert: der Aufschlag und die voreingestellte Zeit. Durch diese Kombination sollte gewährleistet werden, dass Granaten zur Flugabwehr in der Luft explodierten und nicht auf heimischen Boden einschlugen. (….)

Für die Produktionsweise der Uhrenfabrik Gebrüder Junghans A.G. interessierte sich der amerikanische Geheimdienst schon während des Zweiten Weltkriegs. Und auch nach Kriegsende waren die Junghans-Zünder begehrte Hightech-Produkte. Sie wurden darum im Rahmen von Demontage und Reparationszahlungen auch nach Frankreich gebracht."

Jean Lenótre war in der französischen Rüstungsindustrie beschäftigt und analysierte deutsche Zünder. Der gelernte Uhrmacher übergab das Objekt im vergangenen Jahr dem hiesigen Museum.