Fleißig wird getestet, fachmännisch probiert und repariert. Die ehrenamtlichen Helfer im Reparaturcafé bringen jahrelange Erfahrung ein. Fotos: Kouba Foto: Schwarzwälder Bote

Engagement: Reparaturcafé in Furtwangen hat gesellschaftlichen Status / Wichtig ist neutrales Urteil

Das Reparaturcafé wurde im Mai 2016 ins Leben gerufen und hat mittlerweile einen anerkannten gesellschaftlichen Status. Zu den Terminen, jeweils am dritten Samstag im Monat, kommen immer wieder "Kunden", die ihre Geräte auf Vordermann bringen lassen.

Furtwangen. Ohne die ehrenamtlich Tätigen Adelbert Bett, Wolfgang Hermann, Jürgen Hönig, Karlheinz Machill, den Ehepaaren Ute und Dieter Sommer sowie Waltraud und Siegfried Pahling und Zita Waltert wäre das Projekt nicht denkbar. Die meisten sind mittlerweile im Rentenalter, waren Elektrofeinmechaniker, Geschäftsfrau, Professor im Bereich des Product Ingeneering, Maschinenbautechniker, Feinwerktechnik-Ingenieur oder Technischer Angestellter.

Das Projekt wird durch die evangelische Diakonin Birgit Samlinski in Villingen betreut. Häufig werden Staubsauger, Kaffee-Automaten, "Uralt-Radios" und Plattenspieler gebracht. Manchmal gilt es, ein zwar betagtes, aber recht teures Gerät instand zu setzen, wie beispielsweise Video-Recorder. Die Ehrenamtlichen helfen, wie sie können – und oft gelingt es, mit wenig finanziellem Aufwand Ersatzteile zu beschaffen. Normalerweise sind dabei die Betroffenen selbst gefragt, aber es gibt auch reifere Semester, die kaum Zugang zum Internet haben. So wurde beispielsweise ein Relais bestellt, um ein Dampfbügeleisen wieder flott zu machen.

Oft sind es Kleinigkeiten

Oft sind es Kleinigkeiten, exemplarisch, wenn ein Schalter an einer Brotschneidemaschine defekt ist. "Dabei war eher das Auseinanderbauen ein Problem", sagte Siegfried Pahling. Ehefrau Waltraud ist im hausfraulichen Bereich tätig: da sind Hosenbeine zu kürzen, müssen Reißverschlüsse eingenäht werden, Pulloverlöcher mit Stricknadel und Wolle repariert werden oder Hosennähte enger gemacht werden.

Kurios war die Schilderung von Wolfgang Hermann: Ein Schweizer, der immer wieder in Furtwangen weilt, wollte einen Braukessel einer Hausbrauerei gerichtet haben. Das kaputte Teil wurde ersetzt. Der Kunde war zufrieden und kam mit anderen Geräten wieder. Auch Tonbandgeräte der ersten Generation wurden hergerichtet.

Wichtig ist, ein neutrales Urteil zu fällen. Vor- und Nachteile sind abzuwägen, denn manchmal steht der Aufwand in keinem Verhältnis zum Effekt. Das kann so weit gehen, dass nicht verkehrssichere Stücke entsorgt werden müssen. Generell werden nur Sachen repariert, die zum Reparaturcafé gebracht werden können, dazu gehören keinesfalls Waschmaschinen oder andere größere Geräte.

Froh sind die Ehrenämtler über ein neues Banner, das zum Besuch beim ehemaligen Postkraftwagenhof einlädt. Malermeister und Designer Siegbert Scherzinger aus Gütenbach schuf daneben ein neues T-Shirt für die Mitglieder. Wünsche und Hoffnung hegen sie auf neue Räume im Dachgeschoss, damit Schränke, Materialien, Werkzeuge, Tische und Stühle, Prüfgeräte, eine moderne Lupenleuchte oder ein Oszilloskop einen ständigen Platz erhalten.

Die Beschäftigten bringen einen großen Teil an Werkzeug mit. Ratsuchende können Spenden in ein Kässle einlegen, die für Neuanschaffungen verwendet werden. Das Reparaturcafé ist von 10 bis 13 Uhr geöffnet. Die nächsten Termine sind am 15. September, 20. Oktober und 17. November und werden in der Presse angekündigt.