Erinnerungen: Früher wurden Studenten noch "beschnitzelt"
Furtwangen (sh). Ein Wiedersehen nach 50 Jahren am Studienort war für die ehemaligen Studenten der Feinwerktechnik Anlass, Erinnerungen wachzurufen. So schilderten sie, dass sie während ihrer Studienzeit zunächst noch keine Mensa an der Ingenieurschule hatten. Stattdessen habe es Essensbons für die Furtwanger Gastronomie gegeben, die 1,20 Mark (60 Cent) gekostet hätten. Diese seien mit 0,40 Mark (20 Cent) vom Land subventioniert worden. Aber man konnte diese Essensbons auch anders investieren, wie sich die früheren Studenten gerne erinnerten: Im Gasthaus Rößle gab es für einen solchen Bon immerhin vier Gläser Bier. Heute werben die Industrieunternehmen aus ganz Deutschland regelmäßig bei der Hochschulkontaktbörse intensiv um die Studenten und Absolventen der Furtwanger Hochschule. Aber diese waren auch schon vor 50 Jahren sehr gefragt. Regelmäßig wurden die Studenten zu Werbe-Abenden eingeladen, um sie für die jeweilige Firma anzuwerben. Natürlich wurde durch die Unternehmen auch alles für das leibliche Wohl der Studenten getan, deshalb wurden diese nahrhaften Aktionen gern als "Beschnitzeln" bezeichnet.
Auch das Furtwanger Wetter blieb den einstigen Studenten "hängen": Zwei Norddeutsche reisten 1966 per Fiat 500 von Ostfriesland in den Schwarzwald nach Furtwangen zum Studium. Über die Kasseler Berge fahrend, musste der Fiat Höchstleistungen bringen. Im beschaulichen Land an der Nordsee war es bereits frühlingshaft geworden, als sie zum Sommersemester im März 1966 aufbrachen. Natürlich waren sie sommerlich gekleidet, waren sie doch überzeugt, dass es im Süden noch wärmer sei als an der See. Das war ein Trugschluss, in Furtwangen eingefahren überraschte sie der Schwarzwald mit tiefstem Winter. Es hatte geschneit und ihre Sandalen stellten offensichtlich die falsche Fußbekleidung dar. Nach einem Notruf zuhause kamen bald die Winterkleider im Paket an. Ein anderer Student erinnert sich an den Mathe-Unterricht bei Dr. Wrage. Nach einer sehr langen Nacht sei er noch in letzter Minute zur Vorlesung gekommen. Der Dozent sei wie immer mit wehendem weißen Mantel zum Unterricht gekommen, die Studenten nannten ihn deshalb "weißer Wirbelwind". Neben dem Platz des etwas übernächtigten Studenten blieb er plötzlich stehen und sagte: "Hier riecht es nach Wirtschaft." Nach dieser Stunde musste dieser "freiwillig nach Hause fahren".