Sogar eine kleine Intensivstation wird zu Ausbildungszwecken für die Studenten eingerichtet Foto: Neumann Foto: Schwarzwälder Bote

Hochschule: Neues Projekt macht realitätsnahe Ausbildung für angehende Physiotherapeuten möglich

Wie arbeite ich als Physiotherapeut mit Patienten auf der Intensivstation? Eine realitätsnahe praktische Ausbildung dazu gab es an der Hochschule Furtwangen.

Furtwangen (jn). "Darf ich dieses Kabel abmachen, oder passiert dann etwas Schlimmes?", fragen die Studierenden. Die Atmosphäre ist hoch konzentriert, auch wenn hier nur ein Schauspielpatient liegt. Doch bald werden es im Berufsleben der Physiotherapie-Studierenden keine Schauspieler mehr sein, denn Patienten auf der Intensivstation benötigen häufig Unterstützung durch Physiotherapeuten. Doch wie soll diese – altmodisch "Krankengymnastik" genannte – Behandlung gelingen, wenn die Bewegungsmöglichkeiten durch viele intensivmedizinische Geräte samt Kabeln und Schläuchen eingeschränkt sind? Der praktische Ausbildungsteil des Studiengangs Physiotherapie bringt die Studierenden zwar in Kontakt mit vielen Fachgebieten, jedoch ist eine Praxiserfahrung auf Intensivstationen in der Ausbildung selten möglich. Die Folge sind oft Ängste, wenn der erste Einsatz als Physiotherapeut auf einer Intensivstation ansteht.

Für eine zielgerichtete Ausbildung auch in diesem Bereich, fand unter dem Namen "Phincus" (Professionals in Health Care: Intensiv Care Unit Simulation) zum ersten Mal ein Praxistag Intensivstation an der Hochschule Furtwangen (HFU) statt. Das Projekt unter der wissenschaftlichen Leitung von Hanna Niemann ist eines der Projektsieger der Humus-Ausschreibung, mit der aus Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg besonders innovative Lehrprojekte gefördert werden.

Der Arbeitsalltag auf der Intensivstation ist geprägt von einem komplexen Zusammenspiel unterschiedlichster Berufsgruppen. Wie dies am Besten simulieren? Um das Projekt so realistisch wie möglich zu gestalten, wurden viele Partner einbezogen: Das Projekt Zentrum für Simulationspatienten der Uniklinik Freiburg ermöglichte das Erlernen verschiedenster Situationen mit Hilfe professioneller Schauspielpatienten. Die Drägerwerk AG und die Aesculap Akademie stellten sowohl intensivmedizinische Geräte als auch kompetente Dozenten zur Verfügung. Die Gesundheitsschulen Südwest sowie die BDH-Klinik Elzach unterstützten das Projekt auch bereits in der Planungsphase. So konnten in acht Unterrichtseinheiten sowohl praktische als auch theoretische Inhalte rund um die Arbeit auf einer Intensivstation vermittelt werden. Hierfür wurde in den Räumen der Hochschule ein realitätsgetreues Patientenzimmer einer Intensivstation mit Betten und Medizintechnik eingerichtet. "Die Veranstaltung war ein voller Erfolg und wir freuen uns, das Konzept in den nächsten Semestern verstetigen zu können", freute sich Niemann.