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Nirgends in Deutschland erkranken so viele Menschen an FSME wie in Baden-Württemberg. Gegen die von Zecken übertragene Krankheit kann man sich impfen lassen – aber viele haben die Immunisierung nicht. Vor allem bei Kindern ist die Zahl alarmierend.

Freiburg - Die Zahl der durch Zeckenbisse übertragenen FSME-Erkrankungen ist deutlich gestiegen. Baden-Württemberg steht damit bundesweit an der Spitze. Experten sagen, das FSME-Risiko sei unverändert hoch. Sie fordern mehr Impfschutz. Dafür sei jetzt im Winter die richtige Zeit.

An der von Zecken übertragenen Infektionskrankheit FSME sind in Baden-Württemberg im vergangenen Jahr deutlich mehr Menschen erkrankt als in den Jahren zuvor. Die Zahl der Betroffenen habe den zweithöchsten Stand seit Beginn der Meldepflicht im Jahr 2001 erreicht, teilte die Landesvertretung der Techniker Krankenkasse (TK) in Freiburg mit. Dies zeigten Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI). Demnach wurden 2018 in Baden-Württemberg 268 Patienten gezählt und damit 87 Betroffene mehr als 2017.

Nur im Jahr 2006 habe es mit 281 Infizierten mehr Erkrankungen gegeben. Das Landgesundheitsamt bestätigte dies. Der Anstieg der FSME-Fälle im vergangenen Jahr sei unter anderem auf die Hitze zurückzuführen. Das sommerliche und heiße Wetter habe zu mehr Zecken geführt. Zudem seien zu wenige Menschen geimpft. Die Behörde und die Krankenkasse riefen dazu auf, sich impfen zu lassen. Denn mit Ausnahme von Heilbronn sei der gesamte Südwesten Risikogebiet. Die meisten FSME-Fälle bundesweit gebe es in Baden-Württemberg, gefolgt von Bayern. Übertragen wird die sogenannte Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) durch Zeckenbisse. In besonders schweren Fällen kann es zur Gehirnentzündung und zur Schädigung des Rückenmarks kommen. Im Extremfall verläuft die Krankheit tödlich. "Da die Impfquote in Baden-Württemberg nach wie vor unzureichend ist, haben wir durch den Supersommer 2018 eine sehr hohe Fallzahl, weil die ökologisch-klimatischen Faktoren dafür günstig waren", sagte der Leiter der TK-Landesvertretung Baden-Württemberg, Andreas Vogt.

Die Zahl der FSME-Fälle sei unter anderem abhängig von der Impfrate, der Verbreitung der Zecken im jeweiligen Jahr und der Anzahl der Tage, an denen sich Menschen wetterbedingt draußen aufhalten könnten. "Jeder, der sich viel in der Natur aufhält, auch wenn es nur im Garten oder Park ist, sollte deshalb vorsorgen", sagte Vogt. Auch bundesweit ist die Zahl der FSME-Erkrankungen dem RKI zufolge gestiegen. Es wurden demnach 2018 deutschlandweit 576 Fälle gezählt (2017: 468). Damit sei für Deutschland der bisherige Höchstwert von 546 Erkrankungen im Jahr 2006 sogar übertroffen worden. 85 Prozent der Fälle wurden den Angaben zufolge aus Baden-Württemberg und Bayern (222) gemeldet. In den beiden Bundesländern liegen 123 der 142 Kreise in Deutschland, die aktuell als FSME-Risikogebiet ausgewiesen werden. Ein Schutz sei hier besonders sinnvoll, erklärte das Landesgesundheitsamt. Das vergleichsweise hohe FSME-Risiko bleibe bestehen und gelte auch für dieses Jahr. Die Impfung sollte rechtzeitig vor dem Frühsommer erfolgen, betonte die Techniker Krankenkasse.

Nun sei die richtige Zeit dafür. Der Grund: Zwischen den insgesamt drei Impfterminen muss Zeit vergehen. Eine Grundimmunisierung mit insgesamt drei Impfungen bietet dem Landesgesundheitsamt zufolge einen zuverlässigen Schutz gegen FSME. Diese könne dann alle drei bis fünf Jahre aufgefrischt werden. Da Baden-Württemberg Risikogebiet sei, übernehmen den Angaben zufolge die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten der Impfung. Vor allem in Baden-Württemberg gebe es Nachholbedarf, sagte TK-Chef Vogt. Bei den Schuleingangsuntersuchungen 2016 seien nur 21,6 Prozent der Kinder in Baden-Württemberg gegen FSME geimpft gewesen. In Bayern habe diese Impfquote mit 33,9 Prozent deutlich höher gelegen.