Nicht mehr zeitgemäß: das Bernbacher Feuerwehrmagazin. Foto: Gegenheimer

Klaus Lienen würde sich mehr Bescheidenheit von Neusatz und Rotensol wünschen.“Überhaupt könnte man die zwei Orte zu einem zusammenfassen. Das würde viele Kosten sparen!“

Klaus Lienen brennt für sein Bernbach. Wo jemand brennt für eine Sache – da raucht es hin und wieder. So geschehen in der jüngsten Bad Herrenalber Gemeinderatssitzung, als der Bernbacher Ortsvorsteher und CDU-Stadtrat „laut werden musste“. Er echauffierte sich über das Projekt „Alte Schule Neusatz“ seiner Ortsvorsteher-Kollegen Dietmar Bathelt und Sven Feuchter: „Noch eine Million für ein Projekt, wo nicht notwendige Gebäude eigentlich verkauft werden sollten, weil die Stadt kein Geld hat!“

Höhenort-Vergleiche Eben hätte er eine Begehung der Bernbacher Festhalle mit einem Architekten gehabt, sagt Lienen. Wegen Umbaumöglichkeiten zum Vereinsraum „für den schäbigen Kegelbahn-Anbau“. Fördermittel seien kaum drin, musste er erfahren. Und für einen Neubau fehle der Stadt das Geld.

Mehr Bescheidenheit würde sich der 59-Jährige von Neusatz und Rotensol wünschen – die hätten neben dem nagelneuen Kinderhaus modernere Gemeindehallen samt Vereinsräumen. Und setzt drauf: „Überhaupt könnte man die zwei Orte zu einem zusammenfassen. Das würde viele Kosten sparen!“

Vernachlässigt Im August 2023, so der streitbare Ortsvorsteher, habe er Bürgermeister Klaus Hoffmann einen Brief „mit Anliegen des vernachlässigten Bergdorfs Bernbach mit Althof“ übergeben. „Wenn ich so pampig werde wie in der letzten Sitzung, dann hat sich meist einiges aufgestaut!“, kommentiert Lienen dazu. Denn im Kern geht es um das, was Bernbach fehlt. Wo Frust aufkommt, weil es einfach nicht vorangeht.

Es sind mittlerweile, gegen Ende von Lienens zweiter Amtsperiode als Ortsvorsteher, oft die kleinen Dinge, die mürbe machen. Wie die unbefriedigende Parkplatzsituation im ganzen Ort einschließlich Dauerparkern, die man nicht wegbekommt, weil kein simples, Zeit begrenzendes Schild beikommt. Es sind die Stufen vom „Hellewegle“, die über Jahre nur unzureichend nachgebessert, dann einfach gesperrt wurden ohne weitere Info. Oder der seit Monaten defekte, seinerzeit mit Spenden angeschaffte Defibrillator, für den man laut Stadtverwaltung immer noch auf Ersatzteile warte. „Solche Dinge ärgern die Bevölkerung“, konstatiert Lienen.

Dauerthemen Es sind aber auch die dicken Brocken, allen voran die Feuerwehr. „Eine Pflichtaufgabe der Stadt“, betont der Ortsvorsteher und berichtet, dass die Höhenort-Abteilung mit Fahrzeugen am schlechtesten aufgestellt und das Feuerwehrhaus marode sei. Noch fehle die Entscheidung, wo der notwendige Neubau entstehen soll.

Bei der Festhalle kämpfe man mit Nachwehen eines großen Wasserschadens im Frühjahr. In Eigenleistung hätten die Bernbacher Vereine geputzt und wiederhergerichtet, was möglich war. Einen Vereinsraum – da gibt’s nur jenen im alten Rathaus, der mit dem Kindergarten geteilt wird –, dessen Räume im Übrigen auch dringend einer Renovierung bedürften.

Touristische Einrichtungen Den Zustand sämtlicher touristischer Einrichtungen bemängelt Lienen nach wie vor. Der Waldlehrpfad liege seit Jahren im Argen und ja, im Staatsforst – aber die Bad Herrenalber Touristik werbe ja auch damit. Bitte man um Mit-Engagement, hieße es: „Wie sollen wir das machen?“

Der Ortschaftsrat Bernbach macht. Selber. Auf seine Ortschaftsräte und Mitstreiter im Ort ist der Ortsvorsteher stolz. Und auch auf die gute Kooperation mit dem Bauhof, der ihnen auch mal Material zur Verfügung stellt.

Von der Verwaltung gebe es hingegen kaum Unterstützung, sei es beim Unterhalt von Spitzhütte samt Grillplatz oder Wanderwegen und Bänken.

Kommunalwahljahr 2024 Motiviert ist Ortsvorsteher Lienen nach wie vor. Er hat seinen Standpunkt. Aber dass sich oft „einfach nichts tut“, nichts vorangeht vonseiten der Stadt, zehrt an ihm, an seiner Begeisterungsfähigkeit, raubt seine Energie. „Da kriege ich echt einen Hals“, lässt Lienen Dampf ab. Mit oder ohne Geld – man müsse zumindest Wege suchen.

Angesprochen auf den jüngsten Antrag im Bad Herrenalber Gemeinderat, die unechte Teilortswahl abzuschaffen, hat er eine klare Antwort – und die ist zweiteilig: „Für Bernbach und Althof würde ich das sofort abschaffen. Das ist nur aufwendig. Wir sind doch ein Ortsteil.“ Etwas anders ist seine Meinung hinsichtlich der Gesamtstadt: „Bernbach und Rotensol finden im Gegensatz zu Neusatz eher schwer Kandidaten.“ Er fürchtet, dass die Höhenorte, weil keine klassischen Stadtteile, aus Sicht der Kernstadt „hinten runterfallen“, wenn sie nicht mehr durch die unechte Teilortswahl sicher vertreten werden. Wie er abstimmen wird dazu? Er ist in der Entscheidungsfindung. Fakt ist für die Kommunalwahl: „Ich bin bereits auf Werbetour. Egal, für welche Partei sich jemand aufstellen lassen möchte. Das Engagement als solches zählt.“

Laute Stimme Der Ort – und damit meint er nun wieder explizit Bernbach - brauche eine laute Stimme. Ob er die wieder sein möchte? Auch da ist Lienen selbst noch in der abschließenden Entscheidungsfindung. Er würde dann bis 65 arbeiten – was er ja nie wollte. Aber ja, die familiäre Unterstützung hätte er noch. Und ja, wenn Ortschaftsrat, dann auch Stadtrat – getreu dem Ratschlag, der seinerzeit von seinem Vorgänger Peter Brell kam: „Man macht nicht eins, sondern beides!“ Und weiterhin: „Mein Ortschaftsrat erpresst mich! Keiner will mehr antreten, wenn ich nicht weitermache.“ Und dann fügt er noch hinzu, dass er ganz tief drin noch einen großen Wunsch hätte: „Ich würde das neue Feuerwehrhaus gerne noch einweihen…“